Was auf den ersten Blick wie zufällig angeordnet wirkt, hat ein durchdachtes System. Der Nachbarschaftsgarten ist nach den Prinzipien der Permakultur errichtet worden. „Dabei geht es darum, nachhaltige, widerstandsfähige und selbsttragende Systeme zu schaffen, die auf dem Verständnis und der Zusammenarbeit mit der Natur basieren“, erklärt Maria Jacobs, die das Projekt vor knapp einem Jahr ins Leben gerufen hat. Ziel sei es, Lebensräume so zu gestalten, dass sie sowohl den Bedürfnissen der Menschen als auch der Umwelt gerecht werden.
„Permakultur ist eine Gestaltungspraxis, die sich von natürlichen Ökosystemen inspirieren lässt“, sagt die Arnumer Naturerlebnispädagogin, die aktuell eine Ausbildung zur Permakultur-Designerin macht. Es gehe unter anderem darum, Kreisläufe zu nutzen, Vielfalt zu fördern und Abfall zu vermeiden. Das Prinzip lasse sich gut in der Landwirtschaft, aber auch im alltäglichen Leben nutzen.
In der entstandenen „Obstbaumlebensgemeinschaft mit Mensch“ sind alle Pflanzen so angelegt, dass sie sich nicht gegenseitig im Wachstum behindern. „Auf der sogenannten Baumscheibe, dem Bereich um den Baumstamm herum, sollte kein Gras wachsen, da es in Konkurrenz zu den Baumwurzeln steht“, erklärt Jacobs. Daher sollte dieser Bereich im ersten Jahr gemulcht werden. „Danach können Kräuter und kleine Bodendecker gepflanzt werden.“ Klee und Lupinen lieferten den Baumwurzeln wichtigen Stickstoff, wenn sie gemäht würden und sich zersetzen, sagt die Arnumerin. Sie betont: „Es ist auf jeden Fall gut, wenn wir unsere Bäume etwas verhätscheln.“ Der Klimawandel mache es ihnen schwer genug.
Im äußeren Umkreis der jungen Bäume hat das Team vom Nachbarschaftsgarten, das zurzeit aus Jacobs und drei weiteren Frauen aus dem Märchenviertel besteht, eine sogenannte Naschhecke mit Johannisbeer-, Stachelbeer- und Himbeersträuchern gepflanzt. „Die sind weit genug weg, sodass sie nicht mit den Baumwurzeln in Konkurrenz kommen“, sagt Jacobs. Im nächsten Frühjahr solle außerdem noch eine Blühwiese angelegt werden.
Angepflanzt wurden die jungen Bäume im April 2024 von der Stadt. Auf der rund 700 Quadratmeter großen städtischen Fläche stehen zudem seit rund 25 Jahren vier große Kirschbäume. Die Pflanzung der zusätzlichen Obstbäume hatte Jacobs angeregt, als sie sah, dass die Stadt die Fläche mähte. Da sich die 60-Jährige auch bereit erklärte, die Bäume mit weiteren Nachbarn zu pflegen, sei die Stadt sofort einverstanden gewesen – und habe auch noch eine Bank aufgestellt.
Die Fläche, auf der die vier Frauen auch ein Wildbienenhotel und einen „Käferkeller“ – ein Loch mit Ästen, die sich zersetzen – errichtet haben, steht allen offen. Daher gibt es auch keinen Zaun. Nur Hundehalter werden gebeten, ihre Tiere an die Leine zu nehmen. Damit solle vermieden werden, dass die Hunde die essbaren Pflanzen „gießen“, sagt Jacobs.
„Jeder kann vorbeikommen, mitmachen und Früchte ernten“, betont die Arnumerin. „Der Nachbarschaftsgarten ist nicht nur ein grünes, sondern auch ein soziales Projekt, das die Nachbarschaft stärken und zusammenbringen soll.“ Künftig sollen auch Picknicks mit Infos zur Permakultur veranstaltet werden.
Die Nachbarschaftsgärtnerinnen treffen sich jeden Donnerstag von 15.30 bis 18 Uhr. Interessenten können einfach vorbeikommen.