„Uns Anwohnern hat bisher niemand Bescheid gegeben“, sagt Rehbein. Auch Armin Sturm wohnt in dem Bereich westlich des Staatsarchivs. „Ich glaube, dass hier viele Nachbarn aus allen Wolken fallen, wenn sie davon erfahren“, sagt er. Die Besonderheit an dem geplanten Neubau ist, dass die Häuser mit einer voraussichtlichen Höhe von zehn bis 14 Metern deutlich größer werden als es in dem ursprünglichen Bebauungsplan aus dem Jahr 2000 vorgesehen war. Dort waren für die Baufläche Einfamilienhäuser mit einer maximalen Firsthöhe von 8,50 Meter vorgeschrieben, wie sie auch jetzt bereits entlang des Lüderser Wegs stehen.
„Es ist in Ordnung, dass hier jetzt gebaut wird. Wir haben hier schließlich auch irgendwann mal gebaut“, sagt Rehbein. Seine Kritik bezieht sich dann eben auch konkret auf die Größe der neuen Häuser. Dafür muss die Stadt auch den Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan ändern. Der Ortsrat, der Bauausschuss und der nicht öffentliche Verwaltungsausschuss haben dem Bauvorhaben bereits im März zugestimmt. Die Unterlagen sind auch öffentlich auf der Seite www.pattensen.de einsehbar. „Doch welcher Bürger guckt schon regelmäßig in die Verwaltungsunterlagen?“, fragt Sturm.
In der Sitzung des Bauausschusses gab es seinerzeit keine große Diskussion über das Thema. Die Investoren hatten in ihren Unterlagen erläutert, dass eine Erschließung und Vermarktung des Grundstücks nach den Bedingungen des alten Bebauungsplans nicht wirtschaftlich sei. Gleichzeitig gebe es einen großen Bedarf an kleinen und energetisch hochwertigen Eigentums- und Mietwohnungen in einer Größe zwischen 50 und 85 Quadratmetern. Zusätzlich sind 36 Parkplätze geplant. Das Gelände soll sowohl über den Lüderser Weg als auch über den Bennigser Weg erschlossen werden.
Ratsherr Michael Dreves (Grüne) forderte im Bauausschuss noch eine Folgekostenberechnung für das Vorhaben an. Dabei bezog er sich vor allem auf die Frage, ob es ausreichend Platz in der Grundschule Pattensen und den umliegenden Kindertagesstätten für die dann möglicherweise auch einziehenden oder neu geborenen Kinder gebe.
Der Erste Stadtrat Axel Müller wies darauf hin, dass die Belegungsprognosen abnehmende Zahlen zeigen. Aktuell ist die Grundschule in Pattensen allerdings noch ausgelastet. Dreves war dann auch der einzige, der im Bauausschuss gegen das Baugebiet stimmte. Rehbein und Sturm sehen jedoch noch weitere Argumente gegen die geplante Erschließung. So werde eine größere Fläche auf dem bisher landwirtschaftlich genutzten Boden versiegelt als es bei Einfamilienhäusern der Fall wäre. Beide Anlieger erwähnen auch, dass das Verkehrsaufkommen auf beiden Straße durch die nahegelegenen Sportstätten, den Busverkehr und die landwirtschaftlichen Fahrzeuge bereits jetzt sehr hoch sei.
Rehbein kündigt nun an, zunächst Kontakt zu den Mitgliedern des Ortsrats suchen zu wollen. „Es ist mir unverständlich, weshalb die früheren guten Ansätze der Bauplanung in Bezug auf Ökologie und Ortsbild keine Bedeutung mehr haben und der Grundstücksspekulation geopfert werden sollen“, sagt er.