Unbekannte gefährden Alpakas
Unbefugte missachten Warnschilder, zertrampeln Felder und füttern die Tiere nicht artgerecht

Die beiden einjährigen Alpaka-Halbbrüder Apollo (braun) und Hubertus (schwarz) sind ein sehr beliebtes Foto-Motiv. Manche Alpaka-Fans gehen für solche Aufnahmen jedoch zu weit, zerstören fremdes Eigentum oder füttern die Tiere nicht artgerecht.Fotos (2): Torsten Lippelt
Hemmingen. Sie sind knuddelig anzuschauen auf den Harkenblecker Weiden, haben beim Streicheln ein flauschig weiches Fell und strahlen eine auch therapeutisch genutzte Ruhe aus: die bei Jung und Alt beliebten Alpakas. Doch – ähnlich wie bei Pferden – sind es vermehrt oft wohlmeinende, aber unerfahrene Tierfreunde, die das Wohl der Tiere gefährden.

Trotz entsprechender Beschilderung wollen immer wieder Fußgänger und Radfahrer den Tieren auch ohne fachliche Aufsicht und Erlaubnis nahe kommen und diese sogar füttern. „Wir haben bei unserer Weide ein Schild mit der Aufschrift ‚Privatweg. Unbefugten ist das Betreten untersagt‘ aufgestellt. Das bedeutet: Nicht betreten, sonst ist das Hausfriedensbruch“, betont Nadine Kluge. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Heiko Schottmann betreibt sie seit 2017 in Harkenbleck den Alpakahof Calenberger Land. Auf drei insgesamt zwei Hektar großen Weiden in und um Harkenbleck stehen aktuell 21 Tiere.

„Man wolle ja nur mal gucken. Und damit man besser gucken kann, zertrampelt man dann auch noch unseren angebauten Raps auf dem angrenzenden Feld“, sagt Nadine Kluge verärgert. Wenn die Tiere nicht nah genug am Zaun stehen, um Fotos machen zu können, wurde auch noch gepflücktes Gras dafür über den Zaun geworfen, hat sie beobachtet. „Man füttert keine fremden Tiere“, appelliert die Züchterin an das Verantwortungsbewusstsein der Zaungäste. Im schlimmsten Fall könnten Stuten, von denen einige trächtig sind, inklusive ihrer ungeborenen Fohlen sterben. „Und nur, weil man irgendwo etwas gepflückt hat. Nicht wissend, ob gespritzt wurde oder ob die Tiere das vertragen, und man sie damit füttern wollte. Für was? Für ein paar Fotos?“, sagt die Harkenbleckerin.

Wegen ihres speziellen Verdauungssystems vertragen Alpakas bestimmte Lebensmittel wie Obst, Brot oder Leckerlis nicht. Zudem können manche Pflanzen wie Efeu und Eibe sowie gespritzte Gräser für Alpakas giftig sein. Nicht nur, dass der Verlust der Tiere die wirtschaftliche Existenz des Alpakahofes gefährden könnte – allein schon, das Leben der Tiere aufs Spiel zu setzen, macht Nadine Kluge und Heiko Schottmann wütend.

Wer die Alpakas hautnah erleben möchte, solle einfach eine Veranstaltung über die Webseite buchen und dann dürfen so viele Fotos gemacht werden wie gewünscht. Dort werden dann, so wie bereits bei zahlreichen Ferienpass-Aktionen, meist direkt von der Hand ins Alpaka-Maul, spezielle Mineralfutterpellets verfüttert. „Damit ergänzen wir, was im Gras und Heu hier sonst für die Tiere fehlt“, erklärt Heiko Schottmann.

Neben dem Alpakahof Calenberger Land bieten in der Region Hannover diese Höfe beaufsichtigte Aktionen und Wanderungen mit den Anden in Südamerika stammenden, bis zu 80 Kilogramm schweren Tieren an: Sunny Lake Alpakas Steinhude, Kumal-Alpakas Lehrte-Arpke, der Remeser Hof in Springe-Eldagsen, Tschakka Alpaka in Springe und Alpakas-Hannover in Langenhagen. Auch dort wird bereits auf der Homepage hingewiesen, dass geeignetes Futter vom Hofbetreiber erhältlich ist. „Bitte nichts Gutgemeintes mitbringen, sie könnten sonst krank davon werden“, so der Tenor. „Wir bitten euch, außerhalb der Öffnungszeiten unsere Anlage und die Zufahrt nicht zu betreten“, heißt es dazu auch explizit bei Alpakas-Hannover.

Seit 1996 gelten die weltweit mit mehr als vier Millionen Tieren nur in Zucht und nicht in freier Wildbahn lebenden Pflanzenfresser in Deutschland als landwirtschaftliche Nutztiere. Damit sind sie rechtlich Pferden und Schafen gleichgesetzt und dürfen auch von Privatpersonen ohne weitere Genehmigung artgerecht gehalten werden.



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