Nur noch ein Jungstorch lebt
Experte Jürgen Körber: Jungtier in Koldingen wirkt unterernährt und Hitzewelle droht

Einziger Nachwuchs: Von drei Jungstörchen lebt im Nest in Koldingen nur noch einer.Foto: Jürgen Körber
Pattensen. Am Anfang waren es drei Jungstörche im Nest der Eltern Koldi und Poldi in Pattensens Ortsteil Koldingen. Dann starb ein Jungtier. Inzwischen ist ein zweiter Vogel tot aufgefunden worden. Im Nest gibt es jetzt nur noch einen Jungstorch. „Der wird nun gehegt und gepflegt“, sagt der Laatzener Storchenexperte Jürgen Körber. Doch auch dem Jungtier könnte noch eine schwierige Zeit drohen.

Körber beobachtet die Storchennester in der Region nahezu täglich. Der erste tote Storch wurde nach seiner Einschätzung wohl tragisch von einer Windböe erfasst und dadurch aus dem Nest geweht. Er lag unterhalb des Nestpfahls. Einige Tage später lag dort auch der zweite Storch tot. In diesem Fall gab es aber wohl eine andere Todesursache.

Nach Begutachten von Fotos kam Reinhard Löhmer, Beauftragter der Region Hannover für die Weißstorchbeobachtung, zu dem Schluss, dass Nahrungsmangel die Todesursache ist. „Der tote Jungstorch weist im Brustbereich nicht die Fülle auf, die in dem Alter von circa vier Wochen normal wäre“, berichtet Körber.

Die Hoffnungen ruhen deshalb auf dem verbleibenden Nachwuchs. „Man kann nur abwarten, ob es der letzte Jungstorch schafft.“ Körber blickt positiv nach vorne: „Auf jeden Fall profitiert er vom Alleinsein, da die ganze Aufmerksamkeit der Altstörche ihm gewidmet wird.“

Allerdings hat Körber bei seinen Beobachtungsrunden auch festgestellt: „Der Zustand des Jungstorches könnte besser sein.“ Er schätzt, dass das Tier „der normalen Entwicklung circa acht bis zehn Tage hinterherhinkt“. Doch Körber hat auch positive Anzeichen erkannt. „Er hat sein Gefieder geputzt und die Flügel gestreckt. Das sind Anzeichen, dass er in akzeptabler Verfassung ist.“

Die Suche nach Futter bereitet allerdings immer wieder Probleme. „Das vorhandene Nahrungsangebot ist trotz der überall stattfindenden Mahd nach wie vor nicht ausreichend“, sagt Körber. „Statt Regenwürmer und Mäuse satt müssen Insekten, Larven und Käfer ausreichen“, sagt der Experte. Körber sorgt sich, dass die womöglich bevorstehende Hitzewelle Ende Juni und Anfang Juli für massive Probleme bei den Störchen sorgen kann. „Das könnte die Situation nochmals verschärfen. Aber Störche sind besondere Kämpfer.“ Der Experte hat die Hoffnung, dass der Jungstorch in „etwa zwei bis drei Wochen ausfliegen“ kann.

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