„Müssen für Klettergerüst Kredit aufnehmen“
Laatzens Schulden wachsen auf mehr als 300 Millionen Euro. Stadtkämmerer warnt vor Einschnitten.

„Wir erreichen einen kritischen Wendepunkt“, sagt Laatzens Kämmerer Jörg Sporleder..Foto: Astrid Köhler
Laatzen. Laatzens Finanzlage verschlechtert sich zusehends: Im Haushaltsentwurf für 2026 steht nun ein Minus von knapp 29 Millionen Euro, und der Schuldenberg steigt auf den historischen Höchstwert von mehr als 300 Millionen Euro. „Wir erreichen einen kritischen Wendepunkt“, betonte Kämmerer Jörg Sporleder im Rat, kurz bevor Bürgermeister Kai Eggert (parteilos) den Etat einbrachte. Ohne nachhaltige Schritte wie eine finanziell bessere Ausstattung der Kommunen drohten deutliche Einschnitte, warnte Sporleder in der Sitzung am Donnerstag, 22. Mai.

Zwar erwartet Laatzen für das kommende Jahr etwas mehr Geld als angenommen. Den Einnahmen aus Steuern, Schlüsselzuweisungen und anderen Erträgen in Höhe von 147,7 Millionen Euro stehen jedoch Aufwendungen von 176,7 Millionen Euro gegenüber.

Das dicke Minus sei vor allem auf die jüngste Zinsentwicklung zurückzuführen. „Wir waren lange gewöhnt, dass Geld nichts kostet“, so Sporleder. Jede Rechnung schlage nun umso stärker durch. Auch durch Aufgabenübertragungen von Bund und Land an die Kommunen gebe die Stadt Laatzen mehr aus als sie einnimmt: „Das ist dauerhaft nicht tragfähig.“ Die Kurve von langfristigen Schulden und - besonders schmerzhaft - Liquiditätskrediten zeige steil nach oben. Beides zusammengerechnet, wird die 300-Millionen-Euro-Marke überschritten.

Der Spielraum für die hoch verschuldete Stadt sei klein. „Wir müssen jede größere Anschaffung, und sei es nur ein Klettergerüst, über Kredite finanzieren“, berichtete der Kämmerer. Das gelte für 97,8 Prozent aller Investitionen. Freiwillige Leistungen machten aktuell nur noch 2,2 Prozent aus. Alles andere sei Pflicht.

Jeder heute ausgegebene Euro könne durch Zinsen und Tilgungen langfristig bis zu 1,10 Euro kosten, rechnete der Kämmerer vor. Es sei daher nötig, verantwortungsvoll gegenzusteuern. Andernfalls drohten deutliche Einschnitte, von denen auch die Menschen in Laatzen betroffen wären.

Die Folgen näher benennen wollte Sporleder nicht. Die Politik müsse entscheiden, ob und welche der verbliebenen freiwilligen Leistungen kürzbar wären. Eindringlich warnte der Stadtrat davor, im Bildungsbereich zu sparen. Die dritte Kraft in Kitas für Kinder mit besonderem Förderbedarf und die qualitative Ausgestaltung des offenen Ganztags seien nicht verhandelbar. „Sie sichern Teilhabe an guter Bildung und schaffen die Grundlagen für eine gerechtere Gesellschaft.“

Die Stadt investiert denn auch weiter in ihre Bildungseinrichtungen und Infrastruktur. Allein für den Grundschulneubau Im Langen Feld sind aktuell 12,9 Millionen Euro eingeplant. Fertig werden soll das 34-Millionen-Euro-Projekt im Jahr 2027. Für das neue Gerätehaus der Ortsfeuerwehr Ingeln-Oesselse sind im Haushalt 4,5 Millionen Euro vorgesehen. Zudem werden Straßen mit einem Gesamtvolumen von 3 Millionen Euro saniert, darunter Bergstraße, Talstraße und Alte Rathausstraße.

Der größte Posten bei den städtischen Ausgaben sind die Personalkosten (37 Prozent), die aktuell 66,5 Millionen Euro betragen. Der jüngste Anstieg um 4 Millionen Euro - verglichen mit dem Etatplan für 2025 – geht vorrangig auf den jüngsten Tarifabschluss zurück. So ist die Zahl der Personalstellen (angegeben als sogenannte Vollzeitäquivalente) lediglich um eine Stelle auf 954 gestiegen. Im Vergleich mit 2020 ist allerdings ein Plus von 134 Stellen zu verzeichnen.

Sowohl die Höhe der Personalkosten als auch der Fachkräftemangel beschäftigen die Stadt. Studien zufolge würden im öffentlichen Dienst in naher Zukunft bundesweit 816.000 Stellen fehlen, sagte Bürgermeister Eggert vor der Ratssitzung. In Bezug auf Laatezen erklärte er: „Wir werden in den nächsten Jahren bis zu 10 Prozent Personal einsparen, wollen aber an den Leistungen wenig ändern.“

Erreicht werden soll das durch Automatisierungen im Bürgerbüro, wo Leistungen online beantragt und abgewickelt werden, sowie bei sogenannter Hintergrundarbeit, etwa im Abrechnungswesen. Die Stadt habe dafür mehrere Digitalisierungsexperten eingestellt, so Eggert.

Bei Beratungen und im Kinder- und Jugendbereich hingegen blieben Menschen unverzichtbar, ergänzte Sporleder: „Die Daseinsfürsorger wird weiter gewährleistet, daran können wir nicht sparen.“

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