Gebraucht. Geliebt. Generalüberholt.

Richard Gnügge, Pastor in der Ev.-luth. Nikolaikirchen-gemeinde Hiddestorf / OhlendorfFoto: Privat
Alles neu macht der Mai!“, sagt ein Sprichwort. „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“, sagt uns der Wochenspruch der kommenden Woche (2. Korinther 5,17)Ein neuer Morgen im Mai. „Alles neu?“, frage ich mich. Und dann Spiegelblick: gleiche Nase, gleiche Sorgen, gleiche To-do-Liste wie gestern. Von wegen „alles neu“! Eher: Fortsetzung folgt. Und doch soll in meinem Leben etwas grundlegend anders sein – weil und wenn ich in Christus bin? Mir kommt ein Lied in den Sinn „Alles neu“ von Peter Fox: „Hey, wenn´s Dir nicht gefällt, mach neu!“, singt er da. Alles neu?

Vielleicht haben wir beim „Neuwerden“ zu hohe Erwartungen. Und vielleicht meint der Wochenspruch etwas anderes. Nämlich keinen Zauberstab, keinen Glitzerregen. Keine himmlische Schönheits-OP. Eher ein sanftes Umerziehen, liebevolles Erinnern, geduldiges Formen. Gott macht aus uns keine anderen Menschen, sondern erneuerte Menschen. Nicht neu im Sinne von „unbenutzt“, sondern neu im Sinne von „wiederhergestellt“. Das Alte vergeht nicht im Knall, sondern eher leise – wenn wir loslassen, vergeben, nochmal anfangen. Und das Neue wächst – oft im Schatten, manchmal unbemerkt, aber stetig. Neu bin ich nicht, weil ich perfekt funktioniere, sondern weil Gott mir ein neues Herz gibt. Eines, das noch schlägt für Hoffnung, für Mitmenschen, für das Gute – auch wenn’s mal schiefgeht. Gott zu glauben, ist kein Schönheitsfilter. Es ist eine Zusage: Du bist neu. Du darfst wachsen. Und du bist dabei nicht allein. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete „neue“ Woche!

Richard Gnügge,
Pastor in der Ev.-luth.
Nikolaikirchengemeide
in Hiddestorf / Ohlendorf
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