Nein, ein Sonntag AUF Palmen.
Jemanden auf die Palme bringen?
Oder Palmzweige runterreißen. Sie auf der Erde ablegen, damit der ersehnte Retter nicht den Staub der Straße berühren muss.
Menschen reißen sich die Kleider vom Leib und breiten sie auf dem Boden aus.
Juchuh, der Retter reitet ein! Mir doch egal, dass ich nur noch in Unterwäsche dastehe. Ein Hoch auf den, der da kommt!
Den schickt der Himmel.
Und ich darf live dabei sein.
Jetzt wird hier mal so richtig aufgeräumt. So kann es ja nicht mehr weitergehen.
Endlich einer, der die Sache in die Hand nehmen wird.
Jubel, Euphorie, Aufbruchstimung.
Blöd nur, dass Stimmungen so schnell kippen können. Gerade noch liegt das Volk Jesus förmlich zu Füßen. Fünf Tage später hat sich die Menge schon wieder von ihm abgewandt und er wird hingerichtet.
Große Euphorie, tödlich tiefer Fall.
Wie schnell sich Stimmungen doch drehen können.
Palmsonntag – der Sonntag vor Ostern – ist für mich so ein Gänsehaut-Sonntag. Eintauchen in die kribbelig-aufgeregt-euphorische Stimmung. Aber auch Angst davor, wie sich die die jubelnde Masse nur Tage später in einen grölenden mordlustigen Mob verwandelt.
Ich wünschte, ich könnte behaupten: „Keine Sorge, das wird alles besser. Die Menschheit wird von Jahr zu Jahr klüger.“ Aber beim Blick auf unsere Gegenwart überwiegt eher die Angst.
Bloß gut, dass bald Ostern ist. Sonst wäre der Palmsonntag nicht auszuhalten.
Katharina Reinhard Diakonin für