Eine Waschanlage der besonderen Art
Am Aha-Standort in Laatzen werden die Mülltonnen aus der gesamten Region Hannover gründlich gesäubert – und fachgerecht repariert

Nachreinigung: Drei bis fünf Minuten dauert ein Waschgang in der großen Maschine. Der Hochdruckreiniger beseitigt letzte Rückstände.Foto: Astrid Köhler
Laatzen. Mülltonnen sollen verlässlich geleert werden, intakt und möglichst sauber sein. Das erwartet wohl jeder, der seinen Abfall entsorgt. Die wenigsten wissen aber, welche aufwendige logistische und praktische Arbeit dafür nötig ist – und dass diese für die gesamte Region Hannover in Laatzen erledigt wird. Auf dem Aha-Betriebshof an der Mannheimer Straße gibt es die regionsweit einzige Mülltonnenwaschanlage und außerdem eine auf die Behälter spezialisierte Werkstatt. Betriebsleiter Ilias Klug und sein Kollege Jan Marz haben einen Einblick hinter die Kulissen gewährt.

Ein großes Tor führt auf den Hof, an dessen Seiten sich mehrere Hallen aneinanderreihen. Hinten rechts stehen, nach Zustand und Größe sortiert, Hunderte leere Abfallbehälter – von der 40-Liter-Restmülltonne bis zur 1,1 Kubikmeter fassenden „Silberbüchse“. Sie wurden aus der gesamten Region hierher transportiert, weil sie beschädigt sind oder gründlich gereinigt werden sollen.

Genau 10.702 Tonnen seien 2024 in Laatzen gewaschen worden, berichtet Betriebsleiter Klug. Aktuell seien es viele Biotonnen, so der 36-Jährige. Der Grund für die stattliche Gesamtzahl ist die Volumenanpassung nach der generellen Umstellung von Sack auf Tonne. Haushalte benötigten nun mitunter doch größere Behälter – oder kleinere – und niemand wolle einen mit Rückständen des Vorbesitzers, sagt Marz. „Der Kunde will eine saubere, intakte Tonne.“Die Tonnenwaschmaschine in der gefliesten Halle erinnert an ein Müllauto ohne Räder. Bevor die verschiedenen Behälter einzeln auf den Hebearm geschoben werden, schaut ein Mitarbeiter nach möglichen Resten im Inneren. Erst, wenn diese mit der Schaufel entfernt sind, beginnt der eigentliche Waschgang. Sobald der Behälter in der Maschine steht und die Luke geschlossen ist, spritzt drinnen das Wasser, drei bis fünf Minuten lang. „Das ist ein geschlossener Kreislauf“, sagt Klug – wie bei einer Autowaschanlage. Ehe die Tonne final vom Hebearm gezogen wird, beseitigt ein Hochdruckstrahler letzte Klebereste. Danach glänzt der Behälter wie neu. Etwa 40 Tonnen und Container werden täglich so gewaschen.

Vor der Neuauslieferung werde jede Tonne auf Schäden überprüft, erklärt Marz: „Sind alle beweglichen Teile beweglich, alle festen Teile fest?“ Bei Bedarf werden schlackernde Räder oder gebrochene Deckel ausgetauscht, Aufkleber und Schweißnähte erneuert oder noch ganz andere Arbeiten erledigt. 2632 Behälter waren allein im Jahr 2024 in der Instandsetzung.

Dabei werden am Reparaturstandort von Aha längst nicht nur diverse Hausmülltonnen gewartet. In anderen Hallen auf dem Laatzener Gelände werden auch Pressen oder 33 Kubikmeter große Abrollcontainer samt Elektronik von der Straßenreinigung oder von der Berufsfeuerwehr Hannover generalüberholt. Letztere erhalten in Laatzen den sogenannten Behälter-TÜV, wie Marz betont. „Wir können fast alles“, sagt der 30-Jährige. „Wir sind ein Metall verarbeitender und bearbeitender Betrieb“. Das Ersatzteillager umfasse exakt 1935 Artikel, und zum Team gehörten Schlosser, Industriemechaniker, Elektriker, Land- und Baumaschinentechniker, Kfz-Mechatroniker, Garten- und Landschaftsbauer sowie ein Maurer. Etwa ein Drittel der beschädigten Behälter kann repariert werden. Die anderen kommen in die Wiederverwertung.

Von den rund 160 Beschäftigten am Aha-Betriebsstandort Laatzen arbeiten allein knapp 30 in der Behälterwerkstatt. Der Großteil der Laatzener Belegschaft – rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – kümmert sich mit den Kollegen und Kolleginnen anderer Aha-Standorte um die regelmäßige Abholung von Restabfall, Gelben Säcken, Biomüll und Elektroschrott.

Zudem wird am Standort noch der tägliche Tausch von Großcontainern in der Region organisiert. Darüber hinaus sind die Laatzener bei Großveranstaltungen wie dem Hannover-Marathon, dem Schützenfest, dem Christopher Street Day und dem Maschseefest eingebunden. Rund 80 Sonderveranstaltungen seien es 2024 gewesen, sagt Klug. Diese Aufgaben seien ohne zusätzliche Kräfte bewältigt worden. Es sei schließlich eine Frage der Ehre, dass alles „schön und sauber“ ist.





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