Normalerweise öffne die Tür automatisch, wenn er mit dem Rollstuhl darauf zufahre, sagt Falko Hellwig. Nun bewegt sie sich aber selbst dann nicht, wenn er zur Klinke greift: Sie ist abgeschlossen. So groß der Hinweis auf den vermeintlich barrierefreien Eingang, so klein ist der auf dem DIN-A4-Zettel an der Tür: „Aus organisatorischen Gründen bleibt diese Tür witterungsbedingt in den Wintermonaten geschlossen.“ Alternativ seien die Portaleingänge um die Ecke oder der Eingang bei der Post zu nutzen.
Für Rollifahrer, Menschen mit Kinderwagen oder Rollator sei es bis zur automatischen Tür bei der Post schon ein Umweg, sagt Hellwig, der Co-Leiter der Laatzener Selbsthilfegruppe Multiple Sklerose (MS) ist. Mehrfach in der Woche trifft er sich mit Gleichgesinnten im Erweiterungsbau zum Kaffeetrinken. Der Eingang sei wichtig, zumal für Rollifahrer, die auf Akkuleistung angewiesen sind, und für Personen mit Rollator, ergänzt Christine Picht, die seit 40 Jahren die MS-Ortsgruppe leitet.
Dass es schnellstmöglich wieder einen barrierefreien Zugang geben sollte, fordert auch Dieter Mahler vom Initiativkreis Menschen mit Behinderung in Laatzen: „Jeder kürzere Weg ist eine Erleichterung.“ Alternativ könne doch eine der anderen Türen umgerüstet werden. Nahe dem Eingang befinden sich fünf Behindertenparkplätze. Außerdem gehe es von dort schnell und barrierefrei zu den Laatzen Arkaden.
Wie sehr der barrierefreie Eingang gefragt ist, zeigt sich binnen weniger Minuten: Ein Dutzend Menschen sind zu beobachten, die von außen oder innen darauf zusteuern, stocken und schließlich verwundert kehrtmachen. Frauen mit Kinderwagen, mehrere Fußgänger und eine handvoll Mobilitätseingeschränkte. Sie wolle nicht meckern, aber unglücklich sei es schon, dass die Tür wiederholt verschlossen sei, sagt eine 50-jährige Burgdorferin, die wie ihre Tochter auf ein Travelscooter, ein kleines Elektromobil, angewiesen ist.
„Menschen mit Einschränkungen wollen mehr Unabhängigkeit“, betont Roswitha Denic, deren Mann im Rollstuhl sitzt. Längst nicht alle achteten auf Mitmenschen, bestätigt der Hemminger. Mehrfach seien ihm Türen von Vorausgehenden vor die Beine geschlagen worden.
Warum ausgerechnet die automatische Tür im Winter geschlossen bleiben soll, dafür hat keiner der Befragten eine Erklärung. Kalt werde es schließlich auch, wenn Kunden durch die Doppeltüren gingen.
Die automatische Tür bleibe im Winter zu, weil genau dort der nötige Torluftschleier fehle, erklärt Centermanager Sascha Twesten. Die Funktion unterbindet das Eindringen kalter Luft. Da längst nicht nur Mobiliätseingeschränkte die Tür nutzten würde diese im Winter viel offen stehen und die Temperatur in der Passage bis fast zur Kundeninfo so absinken, dass nicht mehr angenehm zu arbeiten oder einzukaufen wäre. „Das ist eine Bausünde“, sagt Twesten. Verschiedene Nachrüstungen wurden geprüft, seien aber weder einfach umzusetzen noch wirtschaftlich darstellbar.
„Klar ist das nicht schön“, so der Manager. Er habe auch noch nie erlebt, dass Menschen mit Rollator, Gehstock oder gar Rollstuhl beim zweitstärksten frequentierten Eingang – nach dem am Leineplatz - nicht geholfen worden sei. Außerdem werde der Zugang wieder barrierefrei: wenn die Temperaturen konstant über 10 Grad Celsius liegen.