Herr Onay, seit Ihrem Amtsantritt Ende 2019 ist die Zahl der Autos in Hannover um rund 5000 gestiegen. Herr Krach, seit Sie Ende 2021 Regionspräsident wurden, hat die Zahl regionsweit um 3200 zugenommen. Das ist das Gegenteil von dem, was Sie erreichen wollen. Was läuft schief?
Was klappt aus Ihrer Sicht nicht, Herr Onay?
Warum ist das so?
Muss man mit Blick auf die Zahlen nicht akzeptieren: Viele Leute wollen eben nicht auf ihr Auto verzichten?
Sie meinen den Beschluss in der Südstadt, mehrere Fahrradstraßen abzuschaffen, den dort SPD, CDU und FDP gefasst haben.
Viele E-Auto-Fahrer wohnen in dicht besiedelten Vierteln, wo es schwierig ist, das Auto zu laden. Die große Wende bei der E-Auto-Offensive findet in Hannover noch nicht statt.
Sie reden viel von Angeboten und Alternativen, die geschaffen werden müssen. Aber im Verkehrsentwicklungsplan der Region steht auch, dass es Einschränkungen für den Autoverkehr geben muss, um die Ziele zu erreichen. Pro Jahr sollen laut diesem Plan zum Beispiel regionsweit bis zu 3000 Parkplätze entfallen. Ist das der Teil der Verkehrswende, der schwerfällt?
Laut Ihrem Verkehrsentwicklungsplan wollen Sie die Zahl der Autos in der Region um ein Viertel reduzieren, die mit Autos zurückgelegten Strecken halbieren. Halten Sie das für realistisch?
Herr Onay, 2020 verkündeten Sie, dass Sie den Anteil des Radverkehrs binnen fünf bis zehn Jahren von 20 auf 40 Prozent verdoppeln wollen. Glauben Sie noch daran?
Von geplanten 13 Velorouten sind gerade einmal drei ganz oder zumindest fast fertig. Ihre Verwaltung hat zahlreiche in den Bezirken beschlossene Fahrradstraßen immer noch nicht umgesetzt. Wie wollen Sie in diesem Tempo in absehbarer Zeit den Radverkehrsanteil verdoppeln?
Im Innenstadtkonzept von SPD, CDU, FDP steht: 4000 oberirdische Parkplätze sollen größtenteils erhalten bleiben. Das Parken wird ab 18 Uhr kostenlos. Das ist das Gegenteil, von dem, was Sie wollen. War es das mit Ihrer autoarmen Innenstadt?
Herr Krach, ist Belit Onay zu weit gegangen mit seinen Plänen?
Im „Tagesspiegel“ hatten Sie dazu mal eine Meinung. In einem Gastbeitrag schrieben Sie dort kurz nach Veröffentlichung der Pläne des Oberbürgermeisters: „Wer glaubt, Innenstädte nur über den Verkehr attraktiver zu machen oder aber die Verkehrswende über die Innenstädte zu schaffen, liegt völlig falsch.“
Dann wäre Ihre Analyse, der Oberbürgermeister hat das Thema falsch herum angepackt?
Herr Krach, im „Tagesspiegel“ haben Sie auch geschrieben: „Die Verkehrswende beginnt nicht in der Innenstadt und endet im Umland, es ist genau andersherum.“ Sollte der Oberbürgermeister erst warten, bis Sie mit der Verkehrswende im Umland fertig sind, bevor er mit der autoarmen Innenstadt starten kann?