Sein erstes Projekt waren die geschmiedeten Köpfe, die seit der Parkeröffnung die vier Eingangstore der Anlage zieren. Bei jedem Kopf hat Rimkus ein Sinnesorgan hervorgehoben. „Schon beim Betreten des Parks sollen die Sinne angesprochen werden“, sagt der 62-Jährige. Am Tor zur Straße Am Holze hat er zum Beispiel den Mund des Kopfes mit einer besonderen Schmiedetechnik gestaucht und elektropoliert. „Das ist eine galvanische Technik“, die Oberfläche werde dadurch besonders glatt.
„Man kann und soll die Köpfe anfassen, es geht auch um das Fühlerlebnis“, sagt Rimkus. „Trotzdem sehen die Köpfe aufgrund der Politur nach 24 Jahren immer noch tipptopp aus.“ Tatsächlich gebe es bei der Anordnung der Objekte aber einen Fehler: „Bei zwei Toren hat der Stahlbauer die Sinne verwechselt“, sagt Rimkus lachend. „An einem Tor ist die Nase poliert, es steht aber ‚Sehen‘ dran.“ Bei dem anderen Tor sei es umgekehrt. „Das ist eine Anekdote, die bisher nur wenigen Leuten aufgefallen ist.“ Die Objekte seien Unikate und an die Konstruktion der Tore angepasst. „Deshalb kann ich das auch nicht mehr verändern.“ An den Objekten habe Rimkus lange experimentiert. „Es hängen zwar nur vier Köpfe an den Toren, aber ich habe bestimmt 25 Exemplare geschmiedet.“
Sein wohl bekanntestes Werk im Park der Sinne ist das Insektenauge. Rimkus hat es nach einer Idee von Hans-Joachim Adam entworfen. Es war das zweite Objekt, dass der Künstler für den Park der Sinne entwickelt hat. Wissenschaftlich begleitet wurde er durch Professor Ahlert Schmidt aus Springe. „Schmidt hat untersucht, wie ein Insekt seine Umwelt wahrnimmt.“ Diese Art des Sehens hat Rimkus adaptiert: Er entwickelte spezielle Linsen, die eigens für dieses Projekt angefertigt wurden. „Wenn jemand vorbeigeht, hüpft das Bild von einem Glas zum nächsten.“
„Das Projekt war schon sehr aufwendig, die Planung hat bestimmt ein Jahr gedauert.“ Das Insektenauge besteht aus mehr als 2000 Einzelteilen, „alle Teile sind gelasert und bestehen aus elektropoliertem Edelstahl.“ Zunächst habe der Architekt und Planer Gerhard Jenk eine Grafik erstellt, „und der Statiker hat lange daran gerechnet, damit das Insektenauge auch standsicher ist.“
Seine Objekte entwirft Rimkus in der Regel nicht für einen konkreten Ort. „Meist habe ich eine Idee und möchte dann ausprobieren, ob das so klappt, wie ich es mir vorstelle.“ Der 62-Jährige spricht von Erfindergeist und Detektivarbeit. Oft seien auch andere Künstler, Architekten oder Firmen an der Umsetzung beteiligt. „Wenn ich eine Skizze mache, weiß ich, wie das in 3D aussieht. Andere aber nicht unbedingt.“ Deshalb baue er oft Modelle, um die Idee zu visualisieren.
Rimkus‘ Objekte sind auf der ganzen Welt zu sehen – wie der „mutmaßlich größte Schmiedehammer der Welt“, den Rimkus als Generationskunstwerk an der technischen Universität in Peking aufgestellt hat. „Im Auge des Hammers wurde ein Gingko gepflanzt, der später den Stiel bilden soll. Das Kunstwerk ist also erst in 200 Jahren fertig.“ Auch in Togo sowie in den Niederlanden stehen solche Objekte, am Ende sollen alle Kontinente bestückt sein. „Der 25 Tonnen schwere Hammer für Südamerika liegt schon bei mir auf dem Hof.“
Einen „Lachenden Amboss“ hat der Künstler in Anlehnung an den Schalk Till Eulenspiegel im Kulturpark in Mölln aufgestellt. „Bitte nicht anfassen“ steht auf dem Kunstwerk. Zwei blanke Stellen laden aber geradezu zum Anfassen ein. Wer daran rüttelt, bekommt eine Ladung Wasser ins Gesicht gespritzt – ganz nach Eulenspiegels Streichen. Ein ähnliches Objekt könnte sich Rimkus auch für den Park der Sinne vorstellen.
Den „Sprechenden Stein“ hat Rimkus in Kooperation mit einem Steinbildhauer realisiert. „Uwe Spiekermann hat den Stein bearbeitet, ich war Ideengeber und habe die Technik entwickelt.“ Der Stein beinhalte einen „kapazitiven Sensor“, der bei Berührung auf Veränderungen der Umwelt reagiert und so die Sprachfunktion auslöst. „Der Stein beschreibt die verschiedenen Steinarten, die man im Park der Sinne findet.“
Die Technik habe die Künstler allerdings immer wieder „gequält“. Der ursprünglich in den Stein integrierte Sensor habe auch auf Veränderungen der Sonneneinstrahlung oder der Temperatur reagiert und sei mehrfach ausgefallen. Deshalb wird die Sprachfunktion jetzt über einen daneben stehenden Metallknauf gesteuert.
Rimkus hat auch das Spendemal nahe dem Gartenhaus erschaffen, mit dem der Förderverein Geld für die Verwirklichung neuer Projekte sammelt. „Für Münzen hören Sie Klänge aus der Springer Ideenschmiede“, lautet die Aufschrift des linken Schlitzes. Die rechte Seite ist für Scheine vorgesehen und verweist auf das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“.
Die erst im August 2024 eröffneten Fledermaus- und Vogelstelen stehen vor den Nischen einer künstlich gestalteten Felswand in der Schlucht auf der Südseite des Parks. Die Vogelstele würde Rimkus gerne um eine Audiobeschreibung erweitern. Die Idee ist, dass Kinder Informationen zu den jeweiligen Vögeln einsprechen und die Tiere damit erklären. „Man könnte spannende Kurzgeschichten hören und die Vogelwelt kindgerecht vermitteln.“ Für die Aufnahmen sei eine Kooperation mit einer örtlichen Schule oder dem Nabu möglich.
Die Technik hat der Künstler bereits entwickelt. Ihm schwebt vor, dass die Nutzerinnen und Nutzer den Strom für den benötigten MP3-Player selbst erzeugen, indem sie an einer Kurbel drehen. „Kinder lieben Kurbeln, sie wollen Dinge anfassen und ausprobieren“, weiß Rimkus. „Die Technik kann man aber so nicht kaufen.“ Über die Umsetzung ist Rimkus bereits mit dem Förderverein im Gespräch, konkret sei aber noch nichts.
Wer sich für Rimkus’ Arbeit interessiert, kann einmal im Monat bei einer sogenannten „Schmiedesprechstunde“ sein Atelier am Weg zur Kunst 2 in Springe besuchen – der nächste Termin ist Sonntag, 1. Dezember, von 13 bis 15 Uhr. „Jeder kann sich anschauen, wie wir hier schmieden. Und es gibt auch Objekte, die man ausprobieren kann.“ Einige davon hält er auch für den Park der Sinne geeignet. Für Führungen durch die Schmiede kann mit Andeas Rimkus unter Telefon 0173-4770927 ein Termin abgesprochen werden.