In Laatzen hätten sich die Zwerggänse unter größere Trupps von Graugänsen gemischt, die nachts in sicherer Umgebung auf den Koldinger Seen übernachteten, erzählt Eick von Ruschkowski, Direktor der Alfred-Toepfer-Akademie für Naturschutz. „Tagsüber haben sie eine Lieblingsfläche für die Nahrungsaufnahme gefunden: die neuerdings durch den Biber überspülten Flächen in Rethen nahe der Bruchriede. Dort scheinen die Nahrungsverhältnisse derzeit ideal zu sein“, sagt der Laatzener.
Auf die seltenen Vögel aufmerksam gemacht wurde von Ruschkowski vom Verdener Gänseexperten Helmut Kruckenberg. Dieser hat in der Vergangenheit dazu beigetragen, dass einige Exemplare mit Sendern ausgestattet wurden. „Er hat mich vor ein paar Tagen kontaktiert, weil er sich über den Aufenthalt der Gänse wunderte. Er wollte sichergehen, dass das Sendersignal nicht aus einem Fuchsbau kam, weil die Fläche im Luftbild schließlich keine Wasserfläche ist. Dies konnten wir einwandfrei sicherstellen.“ Der Nachweis zeige einerseits, wie attraktiv die Leinemasch und auch Hochwasserflächen für die Artenvielfalt seien. Andererseits illustriere dies die Vorteile eines wissenschaftlichen Monitorings, um mehr über die bedrohte Natur zu lernen.
Mit etwas Glück lassen sich die Vögel in dem Gebiet rund um die Leinemasch und die Koldinger Seen beobachten. Zu erkennen sind sie an ihren schwarzen Bauchstreifen, ihrer weißen Stirn und dem gelben Augenring. Jedoch sind sie leicht zu verwechseln mit Graugänsen oder Blässgänsen, was für sie hierzulande auch zur Gefahr werden kann – denn es ist gerade Jagdzeit. Die Zwerggans steht unter Schutz und darf nicht erlegt werden, die anderen beiden Arten aber schon.
„Die Zwerggans ist eine der seltensten Vogelarten Europas. In Skandinavien gibt es noch einige wenige Brutpaare“, erklärt Eick von Ruschkowski. Parallel werde versucht, die Vogelart über Nachzuchten und Auswilderungen in der Wildnis zu stabilisieren.