Rund 270 Zivilverfahren pro Jahr werden im Springer Amtsgericht bearbeitet, berichtet der Amtsgerichtsdirektor. Nach einem Stichtag im Mai werden die Verfahrensakten nun ausschließlich elektronisch geführt. Was davor in Papierform angelegt wurde, wird als „Misch-Akte“ bis zum Verfahrensende geführt. Die Vorteile sehen sowohl Lemke als auch Klein – beide arbeiten als Richter am Springer Amtsgericht – in einer Beschleunigung der Verfahren. „Der Postweg für Ladungen oder Beschlüsse entfällt“, so Klein.
Eine Standardisierung macht die Arbeitsabläufe zudem einfacher. „Alles ist leicht lesbar, die Kuli-Handschrift gibt es nicht mehr“, gibt der Amtsgerichtsdirektor ein Beispiel. Die Einführung der E-Akte schaffe auch neue Möglichkeiten des mobilen Arbeitens aus dem Homeoffice. Zudem können die Richter der Geschäftsstelle durch die E-Akte einige Arbeitsschritte erleichtern.
Dabei nutzen die Gerichte Programme mit dem Namen „e²“. Das soll für ergonomisch und elektronisch stehen. Mit den Programmen der modernen Textverarbeitung und der ergonomischen elektronischen Akte zeigen sich beide Richter aus Springe sehr zufrieden. So wurde im Grunde die Papierakte digital abgebildet. Dabei gibt es für nahezu jeden Vorgang Vorlagen, der Richter kann wahlweise aber auch frei verfügen. „Das macht die Arbeit sehr vielfältig“, findet Lemke.
Doch wie sieht es mit möglichem Missbrauch aus? Nachträgliche Veränderungen in einer E-Akte seien nicht möglich. Und für die Unterschriften wird jeweils eine elektronische Signaturkarte genutzt. Eine große Rolle bei der Digitalisierung spielt naturgemäß die IT-Sicherheit. „Hier werden hohe Maßstäbe angelegt“, sagt Lemke. Für einen möglichen Katastrophen- oder Krisenfall gibt es ein Netbook mit wichtigen Dateien, das nicht mit dem Internet verbunden ist, erklärt Klein. Regelmäßig gebe es in diesem Bereich zudem Schulungen.
Die Umstellung sei insbesondere für die Geschäftsstelle ein großer Arbeitsmehraufwand gewesen, berichtet Lemke. Dass sich die einzelnen Abteilungen im Amtsgericht dabei gegenseitig unterstützt hätten, auch dafür gebühre den Mitarbeitern ein großer Dank, betont Klein.Bis zum 1. Januar 2026 soll die Digitalisierung an den Gerichten bundesweit vollständig erreicht sein. „Das ist ein sehr sportliches Ziel“, sagt Lemke. Am Springer Amtsgericht ist der nächste Baustein nach dem Zivilprozessbereich vermutlich das Familienrecht. Zum Schluss soll der Bereich des Strafrechts am Springer Amtsgericht digitalisiert werden.