„Es mutet komisch an, wenn ich morgens um 8 Uhr vor der Schule stehe“, sagt auch Ulrike Mensching, Leiterin des Erich-Kästner-Gymnasiums. „Da fahren ältere Damen mit E-Bikes lang, ohne auf die Schülerinnen und Schüler Rücksicht zu nehmen, die noch ankommen.“ Wenn sie die Radfahrer anspreche, bekomme sie oft zu hören: „Wir dürfen hier langfahren.“ Und das bei 2000 Schülerinnen und Schülern, die den Weg täglich kreuzen müssen.
Die unsichtbare Schulgrenze ist auch ein Sicherheitsproblem. Trotz Kontaktverboten könnten „potenzielle Kontaktaufnahmen durch Lehr- und Ordnungskräfte nicht unterbunden werden“, stellt der Stadtelternrat in einem Antrag fest. „Wir haben hier so viele schulfremde Personen, Sie können sich das nicht vorstellen“, sagt Oberschulleiter Hinzpeter. Es gebe immer wieder Auseinandersetzungen: Mal kämen größere Brüder von Schülern vorbei, wiederholt seien Jugendliche von anderen Schulen wie der IGS Kronsberg aufgetaucht, „um Stress zu machen“. „Ich brauche eine sichtbare Abgrenzung des Geländes“, fordert der Schulleiter.
Ein Problem sei auch die Aufsichtspflicht während der Pausen: Sobald die Schüler vom Eingang nur wenige Meter in Richtung Marktstraße gehen, haben sie das Gelände bereits verlassen. „In der Schulordnung ist festgelegt, dass auf das Verlassen des Schulgeländes eine Ordnungsmaßnahme folgt. Das müsste ich dann täglich mit 800 Menschen machen“, sagt Hinzpeter. „Und wenn etwas passiert, möchte ich nicht in der Zeitung lesen, dass die Schule ihre Aufsichtspflicht verletzt hat.“Der Stadtelternrat hat deshalb jetzt beantragt, den Weg vor den Gebäuden mit Zäunen oder Hecken vom übrigen Wegenetz abzutrennen. Passanten könnten weiterhin einen zweiten, parallel verlaufenden Weg nutzen.
Die Stadtverwaltung schlägt hingegen vor, lediglich Schilder aufzustellen und Passanten mit angepflanzten Gräsern auf den Parallelweg zu lenken, der einige Meter von der Fassade entfernt ist. Die Verbindungswege dazwischen könnten mit „Bügeln, Pollern oder Drängelgittern“ abgegrenzt werden. Silke Schönecke (CDU) begrüßte den Kompromissvorschlag: Das Aufstellen von Blumenkübeln oder Pollern müsse reichen – „mehr will ich da nicht“. Gerhard Klaus (FDP) sieht darin „ein Problem, das man wahrscheinlich nur pädagogisch lösen kann“. Eltern und Schulen reicht dies nicht. „Mit einer Begrünung verhindere ich nicht, dass Menschen auf das Gelände kommen, die im Schulbetrieb nichts zu suchen haben“, sagt Elternvertreterin Katrin Benke. „Für mich kann das nur ein Kompromiss während der ersten Zeit sein, aber keine Lösung“, findet auch Hinzpeter.
Ungelöst bleibt dabei immer noch das Problem, dass die bestehenden Schultore und Zäune zwischen den Gebäudeeingängen und dem Schulhof liegen. Aktuell sind die Tore nur nachts zu. Ein Ratsbeschluss von 2022 sah hingegen vor, sie auch während der Unterrichtszeit zu schließen, um ungebetene Besucher während des Schulbetriebs fernzuhalten. Dies ist jedoch in der Praxis wegen der unglücklichen Lage der Tore kaum umsetzbar: „Wenn wir den Zaun schließen, müssen wir ihn zu jeder Pause wieder aufmachen“, sagt Hinzpeter – schließlich sei dies der einzige Weg zum Schulhof.
Für die Eltern ist dies eine unhaltbare Situation. „Schule ist ein schützenswerter Raum. Es gibt eine rechtliche Grundlage dazu – und ich bitte darum, dass diese eingehalten wird“, sagt Benke. Ohne eine Versetzung der Tore wäre dies wohl kaum zu machen.
Immerhin: Politik, Verwaltung und Schulen verständigten sich jetzt auf einen Ortstermin, bei dem über mögliche Lösungen gesprochen werden soll.