Die Stadt plane zusätzlich zu den beiden jüngst massiv beschädigten Bäumen noch bis zu 25 weitere zu fällen, bestätigte Stadtsprecherin Nina Bade am Montag – knapp eine Woche nach der jüngsten Ortsratssitzung, in der es auch um den Biber ging. Dabei wurde über drei zuvor angenagte und aus Standsicherheitsgründen gefällte Bäume berichtet. Unter anderem Casten Scholz (SPD) hatten dafür geworben, Stämme großzügiger mit bissfestem Drahtgeflechten zu schützen. „Der Biber gehört in die Leinemasch“, so Scholz, „da kann er tun und machen, was er will, aber in der Stadt haben wir nicht so viele Bäume.“
Auch Ortsbürgermeister Bernd Stuckenberg (SPD) sprach sich für den Erhalt aus und gab sich optimistisch. Er gehe nicht davon aus, dass die genannten Fällzahlen nötig sein werden. „Das wird nicht die Menge sein“, so Stuckenberg. Aus Sicht der Stadtverwaltung sind nicht nur Sicherheitsaspekte entscheidend, vielmehr sei auch zu beachten, dass der Biber unter Naturschutz steht und nicht „vergrämt“ werden dürfe. Zwar werde geprüft, ob es möglich ist, an weiteren Stämmen sogenannte Drahthosen zu befestigen, doch könnte genau das als Vergrämung gedeutet und deshalb abgelehnt werden. Er verstehe das nicht, sagte SPD-Ortsratsherr Scholz. „An der Leine stehen auch zig Bäume, die mit Maschendraht umwickelt sind.“ Dass es überhaupt ein Biber am Stückenfeldteich gibt, sei eine Folge des Winterhochwassers, erklärt Kristina Gilster von der Ökologischen Station Mittleres Leinetal (ÖSML), die sich für die Region um die Biberkartierung kümmert. Die Bauten der Leinemasch standen lange unter Wasser und die Tiere hätten derweil in sogenannten Sassen überdauert. Aus der Not heraus suchten diese schließlich andere Gebiete auf, wie das am Stückenfeldteich, das der Biber durch die teils verrohrte Kalsaune erreichte. Ende Februar hatten Vertreter des Nabu Laatzen erstmals Bissspuren an Gehölzen entdeckt, darunter an der Westseite und dem Ufer nahe dem Bahnweg. Nach einiger Zeit war das Tier dann weitergezogen, wie die ausbleibenden frischen Spuren zeigen. Doch nun ist der Biber zurück.
Mit dem Annagen und Fällen von Bäumen gehe es jetzt üblicherweise wieder los, sagt Gilster. Der Platz im und am künstlichen Gewässer in Laatzen-Mitte ist für das Tier jedoch begrenzt. „Der Stückenfeldteich ist als dauerhaftes Revier eigentlich nicht groß genug“, weiß die Biologin, „aber das muss der Biber selbst feststellen.“ Mutmaßlich nach dem Winter oder spätestens 2026 werde er wohl weiterziehen. Dann, wenn er feststellt, dass das Nahrungsangebot nicht ausreicht. Für den kommenden Winter werde er hingegen wohl noch einiges an Bäumen fällen. Akuter Handlungsbedarf bestehe aus Sicht des Naturschutzes nur, wenn der Biber häufiger die Straße quert und eine Gefahr für sich sowie andere darstellt. Immerhin wurde er in den Sommerferien schon einmal auf der Würzburger Straße gesichtet, so Gilster: „Wenn er zu häufig über die Straße wechselt, muss er umgesiedelt werden.“ Wie die Stadt erklärte, würden die Bäume am Teich fortlaufend engmaschig überwacht. Je nachdem, wie stark der Biber seine Aktivitäten fortsetze, könnten einzelne der verbliebenen rund 25 Bäume auch schon früher entnommen werden müssen.