Neben Mahler sind mit Christina Tietze und Winfried Kahle noch zwei weitere Ansprechpartner des Initiativkreises sowie weitere Interessierte und eine Vertreterin der Stadt dabei: insgesamt rund ein Dutzend Menschen. „Man müsste die Post kontaktieren, damit der Briefkasten etwas umgesetzt wird“, schlägt Mahler der Gruppe vor.
Gestartet ist diese mit ihrer Ortsbegehung an der S-Bahn-Haltestelle am Rethener Bahnhof. Anschließend schaut sich die Gruppe die Eingänge zum Rethener Park genauer an, ehe es weiter über Schmiedestraße, Braunschweiger Straße und zum Ausgangspunkt zurückgeht. Die von der Stadtmitarbeiterin notierten Mängel und Wünsche in puncto Barrierefreiheit wird indes immer länger.
Die Bahnsteige am S-Bahnhof sind zwar über Rampen erreichbar, doch fehle dort in der Außenkurve vor den Büschen noch ein Geländer, merkt die gehbehinderte Christina Tietze an, die an diesem Tag mit einem ebenfalls motorbetriebenen, chopperähnlichen Spezialrollstuhl unterwegs ist. Gerade wenn es mit Schwung abwärts gehe, sei es gut, wenn sich Menschen dort im Notfall festhalten könnten. Der Gleidinger Olaf Lichy wiederum, der auch CDU-Ratsherr ist, vermisst auf dem Weg vom Bahnsteig zum Parkplatz und der Stadtbahnhalle einen sogenannten taktilen Warnhinweis vor der Treppe. Den gibt es nur in der Gegenrichtung. Und noch etwas ist ihm aufgefallen: „Das Klopfgeräusch für Blinde an der nahen Fußgängerampel fehlt.“ Dies sei umso verwunderlicher, als dort ein passendes Gerät an der Ampelarmatur installiert ist. Womöglich sei es zu leise eingestellt.
Cornelia Piel, die als Vertreterin des Teams Tiefbau beim Rundgang dabei ist, notiert die Punkte und möglichen Ansprechpartner: Deutsche Bahn, Üstra oder die Stadtverwaltung selbst. Und ihre Liste wird bei dem mehr als einstündigen Rundgang immer länger. Dass Büsche und Bäume übermäßig gewachsen sind und in die öffentlichen Wege ragen, wie an der Hildesheimer Straße auf Höhe des Rethener Parks, wird ebenso kritisiert wie die alten Fußwege. Diese seien meist zu schmal angelegt worden – mit zu wenigen abgesenkten Bordsteinen, wie es heißt. Mitunter endeten sie auch auf einer Straßenseite gänzlich, was besonders problematisch für Rollstuhlfahrer ist.
„Man endet dann im Nirgendwo“, berichtet Christina Tietze und nennt beispielhaft die Schmiedestraße. An anderer Stelle müssen Rollifahrer größere Umwege fahren, wie an der Kreuzung nahe der Kirche und Grundschule. Wenn sie von der Thiestraße zur Burgstraße fahren wolle, müsse sie den Steinweg überqueren, berichtet Tietze, doch gibt es dort keine Absenkung. Während Fußgänger direkt laufen können, müssen Menschen wie sie bis vor die Grundschule zum dortigen Übergang fahren: ein Umweg von 50 Metern. Jeder Meter zählt, denn für einige Behinderte könnten schon 500 Meter Weg am Tag sehr anstrengend sein.
Ein weiteres Problem offenbart sich am nördlichen Zugang zum Rethener Park, denn die auf der Brücke über die Bruchriede installierten halbseitigen Sperren halten nicht nur unerwünschte Fahrräder, sondern mitunter auch Hilfsmittel von Gehbehinderten ab. Zwar passen Rollatoren und Rollstühle noch durch, doch für den vierrädrigen Scooter von Dieter Mahler ist diese Stelle zu eng.
Der Initiativkreis hatte in den vergangenen Jahren unter anderem die Barrierefreiheit des Aqualaatziums getestet, wobei dort bis auf Kleinigkeiten nichts zu beanstanden war, sowie eine Ortsbegehung in Grasdorf durchgeführt. In Rethen umfasst die Mängelliste schließlich 17 Punkte, darunter oftmals fehlende Absenkungen.
Selbst wenn nicht alles in den Zuständigkeitsbereich der Stadt falle, so wünscht sich Initiativkreisvertreter Kahle, dass sich diese stärker einbringt und auf Lösungen hinwirkt. Ortsbürgermeister Ernesto Nebot (SPD) verspricht nach dem gemeinsamen Rundgang, den dringenden Wunsch der Gruppe weiterzugeben, bei Straßenbaumaßnahmen an regelmäßige Bordsteinabsenkungen zu denken.