Auf den Moment hatten sie alle gewartet. Zur Feier des Tages ließ der Stadtbahnfahrer bei der Einfahrt die schrille Klingel ertönen, ehe er den mit grünen und weißen Luftballons geschmückten grün-silbernen TW3000 am voll besetzten Bahnsteig stoppte. Regionspräsident Steffen Krach (SPD) und Laatzens Bürgermeister Kai Eggert (parteilos) sowie dutzende weitere geladene Gäste stiegen nach der Premierenfahrt von Rethen-Steinfeld nach Gleidingen aus, sodass der Festakt beginnen konnte. „2 Gleidingen“ verkündet das digitale Zielschild.
„Der Hochbahnsteig in Gleidingen ist ein bedeutender Meilenstein“, betonte Bürgermeister Eggert, denn so sei endlich ein weiterer Ortsteil mit mehr als 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern barrierefrei und einer höheren Taktung angeschlossen, um in Richtung Laatzen-Zentrum und Hannover sowie zurück zukommen. Regionspräsident Krach sagte, wenn die Verkehrswende gelingen soll, darf nicht nur der Innenstadtverkehr in den Blick genommen werden, sondern es müssen auch kleinere Städte und Ortschaften an den ÖPNV angebunden werden. Die Linienverlängerung nach Gleidingen sei ein gutes Beispiel dafür. „Wir haben heute einen großen Schritt gemacht“, so Krach, „und ich bin zuversichtlich, dass diese Verbesserungen das Leben der Menschen in Gleidingen spürbar erleichtern.“
Die alte Haltestelle Gleidigen-Orpheusweg sei mit 700 Einsteigenden und 800 Aussteigenden bereits gut frequentiert gewesen, merkte Üstra-Vorstandsmitglied Elke van Zadel an. Die Verlängerung der Linie 2 verbessere das ÖPNV-Angebot im Ort und ganz Laatzen. „In Zukunft werden sicherlich noch mehr Fahrgäste von den neuen Anschlussmöglichkeiten Gebrauch machen, zumal es mit den besonderen Hochbahnsteigen – ein Mittel- und ein Seitenhochbahnsteig – nun einen barrierefreien Zugang gibt.“„Mobilität bedeutet mir sehr viel“, betonte Axel Witt aus Laatzen-Mitte, der mit dem Rad zur Eröffnungsfeier gekommen war. Ohne Auto sei man im Winter oder bei schlechtem Wetter auf die Üstra angewiesen. „Deshalb bin ich neugierig und möchte mir das heute hier angucken“, sagte Witt. Der Hochbahnsteig wurde innerhalb von eineinhalb Jahren errichtet und ebenso wie der neue barrierefreie Haltepunkt „Pattenser Straße“ in Rethen Ende Mai in Betrieb genommen. Die Verlängerung der Linie 2 war aber nicht ohne weiteres möglich. Das für den zusätzlichen Energiebedarf nötige Gleichrichterwerk wurde erst jetzt fertiggestellt. Die Kosten für Hochbahnsteig und Gleichrichterwerk summieren sich nach Angaben der Region auf 13,9 Millionen Euro. Das Land Niedersachsen übernimmt davon 7,9 Millionen, der Anteil der Region Hannover beläuft sich auf 6 Millionen Euro.
„Der Hochbahnsteig ist wichtig für uns Gleidinger“, sagte Ortsbürgermeisterin Silke Rehmert (SPD). „Wir haben so endlich eine barrierefreie Verbindung nach Hannover.“ Infra-Geschäftsführer Christian Weske ergänzte: „Die Gleidinger können nun barrierefrei nicht nur Hannover erreichen, sondern auch das Agnes-Karll-Krankenhaus und das AquaLaatzium. Hier ist jetzt außerdem ein Knotenpunkt der Stadtbahnlinien 1 und 2 mit der Buslinie 390.“ Hinzu komme der doppelte Fahrtakt von drei auf jetzt sechs Bahnen die Stunde. Die Vielzahl der in den letzten Jahren fertig gestellten und für die kommenden Jahre geplanten Stadtbahn-Baustellen in Laatzen und Sarstedt bezeichnete Weske als „ein echtes Mammutprogramm“.