Die Inspiration für das Projekt bekam Oeltermann von seiner 25-jährigen Tochter Katharina Oeltermann. Diese ist aktuell mit einer Freundin dabei, alle Bahnlinien der Kölner Verkehrsbetriebe (KBV) abzulaufen. Als die örtlichen Medien über das Projekt berichteten, wurden auch die KBV auf das Projekt aufmerksam. Sie nahmen die Aktion zum Anlass, einen Spendenlauf für einen guten Zweck zu organisieren. Oeltermann hat die Hoffnung, dass dies auch in Hannover klappt. „Ich würde mich über einen Spendenlauf zugunsten des Vereins für krebskranke Kinder in Hannover freuen“, sagt er. Oeltermann hat die Üstra deshalb auch bereits angeschrieben. „Aktuell wird dort noch über meinen Vorschlag diskutiert“, sagt er.
Oeltermann, der heute Geschäftsführer des Pattenser Bads ist, hat früher einige Semester Medizin in Hannover studiert. Daher kommt auch der Name, den er für sein Projekt ausgewählt hat: Lebenslinien. „Die an jedem Bahnhof hängende Karte mit den Stadtbahnlinien der Üstra erinnert mich an ein Herz. Der Bahnhof in Hannover ist dabei der Mittelpunkt und die davon abgehenden Bahnstrecken die Lebenslinien“, sagt der Pattenser.
Oeltermann hat die Stadtbahnstrecken auch ausgewählt, um auf umweltfreundliche Verkehrsmittel aufmerksam zu machen. „Ich werde zum jeweiligen Startpunkt meiner Läufe mit dem Rad oder der Bahn fahren. Am Ende des Laufs steige ich dann einfach wieder in die Bahn und fahre zurück“, sagt er. Gleichzeitig macht Oeltermann deutlich, dass seine Aktion kein politischer Appell sein soll, auch Pattensen an das Stadtbahn-Netz anzuschließen. „Dieses Thema sollen die Politik und die Bahnbetriebe in Hannover aushandeln“, sagt er.
Oeltermann war schon immer ein guter Läufer. Das ist bereits während seiner Schulzeit bei den Bundesjugendspielen aufgefallen. Eine Lehrerin empfahl ihn damals für eine spezielle Förderung. Oeltermann lief dann auch bei einigen Turnieren in Niedersachsen erfolgreich mit. Aus gesundheitlichen Gründen musste er in den vergangenen Jahren seine Leidenschaft allerdings reduzieren. „Erst seit ein, zwei Jahren kann ich wieder richtig laufen. Dafür bin ich auch sehr dankbar“, sagt er.
Einmal ist Oeltermann einen kompletten Marathon, also gut 42 Kilometer, gelaufen. „Das war 2003 in Köln. Als ich ins Ziel kam, habe ich geweint“, sagt er. Das sei einfach eine Reaktion des Körpers auf die Überforderung gewesen. Bei Turnieren dieser Art gehe es aus Sicht von Oeltermann mehr darum, den Willen zu beweisen, körperliche Grenzen zu übertreten. Doch er suche eher den Spaß an der körperlichen Bewegung.
Auch das Projekt Lebenslinien soll keinen Wettkampfcharakter bekommen. „Es geht mir um die Freude am Laufen und durchaus auch um meine Neugier darauf, Orte in Hannover zu entdecken, die ich bisher möglicherweise noch gar nicht kannte“, sagt er. Oeltermann wird sich die Strecken seiner 14 Läufe vorher sehr genau anschauen. Es sei nicht überall möglich, direkt an den Strecken entlangzulaufen. „Einige Bahnstationen liegen auch unterirdisch. Da werde ich Strecken heraussuchen, die sich möglichst nah am Verlauf der unterirdischen Schienen orientieren“, sagt Oeltermann.
Sollte der Pattenser während der Läufe interessante Orte entdecken, schließt er auch nicht aus, seine Touren kurz zu unterbrechen, um sich diese genauer anzuschauen. „Auch durch rote Ampeln wird es immer wieder Unterbrechungen geben. Es geht bei den Läufen nicht um Zeit“, sagt er.Oeltermanns erste Tour von Hemmingen nach Fasanenkrug wird rund 16 Kilometer lang sein. Diese will er gemeinsam mit seiner Tochter laufen, die jetzt zu Besuch kommt. „Der Lauf wird innerhalb der nächsten zwei Wochen sein. Ganz konkret haben wir den Tag noch nicht bestimmt“, sagt Oeltermann. Der Pattenser geht davon aus, dass er das Projekt noch dieses Jahr abschließen wird. Die kürzeste Strecke liegt mit 5,6 Kilometern zwischen Hannover/Hauptbahnhof und Wallensteinstraße. Die längste Strecke ist die Tour zwischen Sarstedt und Langenhagen mit 27,7 Kilometern.
Der Pattenser sagt, dass er auch offen für Begleitung ist. Er freue sich sowohl über Mitlaufende als auch Bürgerinnen und Bürger, die ihn mit dem Rad begleiten wollen. „Zusammen macht es immer mehr Spaß“, sagt er. Interessenten können sich an den 59-Jährigen per E-Mail an fred.oeltermann@t-online.de wenden.