„Die ideale Verarbeitungstemperatur beträgt 220 bis 235 Grad. Im Kocher hier sind es 220 Grad“, sagt Helmut Kramer. Der Mitarbeiter des Fachbereichs Verkehr bei der Region Hannover ist heute gemeinsam mit Max Müller, Fachbereichsleiter Bau bei der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, auf der Laatzener Baustelle unterwegs.
Seit dem 25. Juni – und geplant bis zum Ende der Sommerferien am 2. August – ist die Erich-Panitz-Straße zwischen dem Rethener Winkel und der Lüneburger Straße für den Autoverkehr komplett gesperrt. Das Gleiche gilt für die Auf- und Abfahrten von und zur B443, die hier von der Erich-Panitz-Straße überbrückt wird. Die Sperrung hat Folgen für Autofahrer in Laatzen, die nicht nur Umwege machen müssen, sondern zuletzt zeitweise auch im Stau standen.
Der Grund für die Arbeiten sind Verwerfungen des Fahrbahnbelages auf der Brücke. „Durch undichte Fugen und Abdichtungen ist zunehmend Regenwasser unter die Fahrbahn-Deckschicht eingedrungen“, erläutert Müller. Unter dem Asphalt erhitze sich das Wasser dann vor allem in den Sommermonaten, dehne sich dabei aus und sorge so für massive Blasenbildungen, ergänzt Kramer. „Das stellt eine erhebliche Verkehrsgefährdung speziell für Motorradfahrer dar“, sagt er.
Deshalb fräsen die Straßenbauarbeiter seit Ende Juni den schadhaften Straßenbelag mit einem großen Spezialfahrzeug auf einer Länge von 86 Metern zwischen den beiden Widerlagern der Brücke bis auf den bloßen Beton des Bauwerks ab. Dabei sanieren die Arbeiter auch sichtbare Stellen der Stahlbewehrung. Abgesichert durch eine Baustellenampel auf der B443 erfolgten zudem kleinere Betonsanierungsarbeiten an der Unterseite der Brücke.
„Für den Erhalt der Brücke bringen wir auf den insgesamt 1031 Quadratmetern des Bauwerks hochwertigen Gussasphalt auf“, sagt Müller. „Der ist viel teurer als der normale, im Straßenbau verwendete Asphalt. Denn er ist extrem dicht und muss auch nicht gewalzt werden.“
Das Team arbeitet wochentags von 6 bis 16 Uhr an der Brücke. An diesem Tag verteilen als Glätter eingesetzte Arbeiter den dampfenden Gussasphalt mit hölzernen Streichgeräten händisch auf der abgefrästen Straße. Dreieinhalb Zentimeter dick soll die Schicht werden, so lautet der Auftrag. Der Belag kann hier wegen einer diagonalen Fuge in der Straße von der Brücke zur Rampe nicht durch den sonst eingesetzten Asphaltfertiger flächig aufgebracht werden. Deshalb muss an der Stelle per Hand gearbeitet werden.
Zehn Tonnen fasst der in der Nähe stehende Gussasphaltkocher, aus dem sich die Arbeiter immer wieder mit neuem Material versorgen. Über die hohen Arbeitstemperaturen regt sich hier niemand auf. Das sei normal, man trinke nicht mehr als sonst, sagt einer der Glätter. „Und wenn, dann nur Kaffee.“ Sobald die halbseitige Asphaltierung in den nächsten Tagen abgeschlossen sein wird, wechselt das Team die Straßenseite. Doch nicht nur auf und unter der Brücke, sondern auch im Umfeld erfolgen bis Anfang August noch Straßenbauarbeiten. Denn auch die beiden Rampen zur Brücke weisen provisorisch geflickte Risse im Belag auf. Grund sind die Belastungen durch den seit dem Baujahr 1973 stark angestiegenen Fahrzeugverkehr. „Als man die Brücke damals errichtet hat, fuhren weniger Fahrzeuge darüber und auch die Achslasten der Lkw waren viel geringer“, sagt Müller.
Rund 360.000 Euro kostet das Projekt. 60 Prozent davon trägt die Region, die restlichen 40 Prozent finanziert das Land aus Bundesmitteln. „Mit diesem relativ kleinen Eingriff sorgen wir für eine wesentliche Verlängerung der Lebenszeit dieser Brücke“, sagt Martin Klose, Sprecher der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Auch spare die Kooperation der beiden Behörden Zeit und Geld. Rund sechs bis sieben Brücken würden jährlich so saniert, sagt Klose.
Die Bedeutung der Erich-Panitz-Straße – auch als Ausweichroute – zwischen Laatzen und Rethen sowie zur B443 wird auch an dem Umstand deutlich, dass die Behörden die Sanierung verschieben mussten. „Die Brücke wollten wir eigentlich schon im Jahr 2021 sanieren“, sagt Regions-Verkehrsfachmann Kramer. „Aber wegen der Verzögerungen an der Hochbahnsteig-Baustelle in Rethen und der Sperrungen dafür auf der Hildesheimer Straße mussten wir bis jetzt damit warten.“