Ist Laatzen zuletzt für Verkehrsteilnehmer gefährlicher geworden? Die Polizei sieht den Anstieg eher im Zusammenhang mit dem Ende der Corona-Pandemie. „2021 und 2022 ist der Auto- und Radverkehr wegen der Pandemie rückläufig gewesen“, sagt Stefan Säfken, Leiter des Einsatz- und Streifendienstes im Laatzener Kommissariat. Der Verkehr sei 2023 wieder auf sein früheres Niveau zurückgekehrt – mit mehr Unfällen als Folge.
Es gibt einige neue Entwicklungen, die die Polizei beschäftigen:
Mehr Unfälle mit Radfahrern: Die Zahl der Unfälle, an denen Radfahrer beteiligt waren, hat 2023 zugenommen. 61 Unfälle mit Radfahrern wurden verzeichnet, davon 14 mit elektrisch betriebenen Pedelecs. Vor einem Jahr lagen die Zahlen noch bei 35 und zehn. Zwar gab es auch schon früher vereinzelt ähnlich hohe Zahlen, die Kontrolle und Prävention bleibt jedoch ein Thema – insbesondere bei Pedelecs. „Man sollte es nicht auf ein Alter von 60 oder 65 schieben, wenn man zum ersten Mal Pedelec fährt“, sagt Säfken, die Fahrweise sei für viele ungewohnt. Für Senioren bietet die Polizei regelmäßig Pedelec-Kurse auf dem Gelände des ADAC-Fahrsicherheitszentrums an. Unfälle mit E-Rollern: Umherliegende Scooter sind gerade in Innenstädten ein Ärgernis, beim Unfallgeschehen spielen sie bislang jedoch kaum eine Rolle: Gerade einmal sechs Unfälle sind erfasst. Das sind zwar doppelt so viele wie 2022, insgesamt aber noch „sehr überschaubar“, wie Christian Pawlak vom Einsatz- und Streifendienst erläutert. Ein Thema sei Alkohol: Viele wüssten nicht, dass beim Fahren von E-Rollern die gleichen Promillegrenzen gelten wie für Autofahrer. Weniger Schwerverletzte: Obwohl die Unfallzahlen insgesamt zunahmen, gab es 2023 weniger schwere Verletzungen. Zehn Fälle verzeichnet die Polizei – der niedrigste Stand seit 2019. Bei den Leichtverletzten gab es im vergangenen Jahr hingegen ein Plus von 24 auf 164. Vor vier Jahren waren es schon mal 160. Alkohol und Drogen: Alkoholeinfluss gehört weiterhin zu den Hauptursachen für Unfälle – häufiger etwa als die berüchtigten Fehler beim Abbiegen. 2023 verzeichnete die Polizei 18 Unfälle unter nachweisbarem Alkoholeinfluss sowie einen Unfall, bei denen Betäubungsmittel im Spiel waren. Noch offen ist die Entwicklung nach der Liberalisierung des Cannabiskonsums. „Die Polizei ist dafür sensibilisiert“, sagt Pawlak. Landesweit seien zudem Polizisten speziell ausgebildet worden, darunter ein Laatzener Beamter. Unfälle mit Kindern: Leicht angestiegen ist die Zahl der Unfälle mit Kindern: 15 Unfälle verzeichnete die Polizei 2023. Das sind zwar drei mehr als im Vorjahr, 2020 und 2021 lag die Zahl jedoch höher. Zwei Unfälle sind auf dem Schulweg passiert. Auch bei anderen Altersgruppen bewegen sich die Zahlen in etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Unfallschwerpunkt B443: Die Bundesstraße 443 bleibt ein Unfallschwerpunkt in Laatzen. Eine Verbesserung erhoffen sich Stadt und Polizei von den neuen und teils verbesserten Markierungen, die im Rahmen der Fahrbahnsanierung auf Höhe der Einfahrt zum Campingplatz Birkensee aufgebracht wurden. Dort gibt es immer wieder Abbiegeunfälle. Thema war 2023 auch der tödliche Unfall eines Radfahrers auf der B443 zwischen B6 und Campingplatz. Der Bereich soll langfristig für Radfahrer gesperrt werden – allerdings müsse zuvor der parallel verlaufende Geh- und Radweg instand gesetzt werden, erläuterte Birte Filzek vom Team Sicherheit und Ordnung der Stadt. Auch in der Gegenrichtung gibt es häufig Unfälle, viele würden sich dort allerdings nicht an Tempo 50 halten, so Säfken. Unfallschwerpunkt Orpheusweg: Berüchtigt ist inzwischen auch der Schutzstreifen für Radfahrer von Rethen nach Gleidingen: Auf Höhe des Ortseingangs Gleidingen stürzen immer wieder Radfahrer beim Queren der Stadtbahnschienen. Immerhin: Nach dem Stadtbahn-Umbau sei der Winkel bei der Querung künftig weniger steil, sagt Säfken. Die Behörden hatten zuvor bereits Piktogramme auf der Fahrbahn angebracht, die ein möglichst senkrechtes Queren der Schienen empfehlen, sowie angeordnet, dass Radfahrer und Motorräder nicht überholt werden dürfen. Nach Abschluss der Arbeiten wollen Stadt und Polizei sich die Stelle erneut ansehen. Bei einer zusätzlichen Beschilderung ist man allerdings skeptisch: Das Andreaskreuz warne bereits vor den Schienen, erläutert Filzek. „Und eine Überbeschilderung macht die Sache meist nicht besser.“ Weitere Unfallschwerpunkte: Wie in den Vorjahren gilt auch die Kreuzung Hildesheimer Straße/Eichstraße in Alt-Laatzen als gefährlich. Verbesserungen sind dort nicht in Sicht – zumal die Bedingungen dort besonders sind: Die Kreuzung sei ein Knotenpunkt mit vielen Verkehrsteilnehmern, vom Auto- und Radverkehr über Fußgänger bis zur Stadtbahn, sagt Säfken. Ähnliches gilt für die Kreuzung Erich-Panitz-Straße und Würzburger Straße.