Die Folgen für die Stadt halten sich in Grenzen. Im Gegensatz zu Hannover, wo aufgrund des anteilig größeren Einwohnerschwunds mit Mindereinnahmen von mehreren Millionen Euro gerechnet wird, sieht die Laatzener Stadtverwaltung „keine wesentlichen finanziellen Auswirkungen“, wie Stadtsprecherin Sonja Westphal erläutert. Zwar seien die sogenannten Schlüsselzuweisungen, mit dem finanzielle Unterschiede zwischen den Kommunen ausgeglichen werden, unmittelbar von der Einwohnerzahl abhängig. Andererseits gebe es aber den landes-einheitlichen Grundbetrag als weiteren Faktor. Und der dürfte steigen, da sich durch den Zensus auch die Gesamteinwohnerzahl Niedersachsens verringert habe, wie Westphal erläutert. Umgekehrt hat die offizielle Korrektur nicht zur Folge, dass Laatzen künftig Ausgaben erspart bleiben. „Die korrigierte Bevölkerungszahl hat keine realen Auswirkungen auf die Stadtentwicklung“, sagt Westphal. „Sie bedeutet nicht, dass weniger Menschen in Laatzen unterwegs sind, weniger nach Wohnungen suchen oder weniger Kinder Kindergärten und Schulen besuchen.“ Mit anderen Worten: Bei der Schulplanung und Wohnraumentwicklung bleibt alles beim Alten.
Aber wie kommt es zu dem plötzlichen Bevölkerungsschwund? „Es gibt keine plausible Erklärung für die unterschiedlichen Verluste bei der Veränderung der Bevölkerungszahlen durch den Zensus“, heißt es im Rathaus. Bürgermeister Kai Eggert (parteilos) ist ohnehin verwundert, dass ausgerechnet eine Wachstumsregion wie die Region Hannover einem Bevölkerungsrückgang unterliegen soll. „Man fragt sich, wie realistisch die Zensusdaten sind“, berichtet Eggert aus Gesprächen mit anderen Verwaltungschefs.
Zumal der aktuelle Schnitt ganz anders ausfällt als bei der vorangegangenen Volkszählung im Jahr 2010. Damals verlor Laatzen auf einen Schlag 1323 Bewohner und erlitt deutlich stärkere Verluste als andere Regionskommunen. Der damalige Bürgermeister Thomas Prinz (SPD) vermutete, dass der Trend mit dem An- und Abmeldeverhalten der Bürgerinnen und Bürger zu tun haben könnte. Nun, da der Laatzener Verlust relativ gering ist, drängt sich der Gedanke auf, dass der neue Zensuswert einer Art Korrektur gleichkommt: Gerade weil Laatzen damals statistisch (zu) viele Menschen verloren hat, fällt der Schwund nun unterdurchschnittlich aus.
Auf einem anderen Papier stehen übrigens die Einwohnermeldedaten, die die Stadt Laatzen selbst pflegt. Im Gegensatz zum Zensus werden diese kontinuierlich fortgeschrieben, ohne dass zwischenzeitlich neu befragt und hochgerechnet wird. Diese Zahl, die die Stadt in ihren eigenen Veröffentlichungen verwendet, ist deutlich höher als die des Zensus, sie lag Mitte 2022 bei rund 44.400 Einwohnern. Unmittelbare Auswirkungen auf die Statistiken der Landes- und Bundesämter sowie die Zuteilung von Mitteln aus dem Finanzausgleich hat sie hingegen nicht, für sie sind die Zensusdaten ausschlaggebend.