„Wir sind sehr zufrieden“, sagt Christina Gehrke, die die Petition gemeinsam mit der Rethenerin Kremena Burkhard initiiert hatte. Bis Sonntag hatten Unterstützer Zeit, sich auf der Plattform Openpetition hinter die Forderungen der Eltern zu stellen. „Wir haben anfangs überlegt, die Unterschriften auf Papier zu sammeln. Aber ich glaube, in der Ferienzeit hätten wir dieses Ergebnis nicht erreicht“, sagt Gehrke, die selbst zwei Kinder in der Einrichtung betreuen lässt.
Von den Teilnehmern der Petition stammen 191 aus Rethen selbst, 254 aus dem gesamten Laatzener Stadtgebiet und 73 aus der übrigen Region Hannover. Dass auch viele aus Laatzens Umgebung mitmachen, hängt unter anderem mit den familiären Beziehungen zusammen. „Es haben viele Großeltern unterschrieben“, sagt Gehrke.
Dies wird auch aus den Kommentaren der Unterzeichner deutlich. „Weil ich als Opa sehr oft die Enkel betreuen muss, weil die Betreuung durch die Einrichtung oft auch sehr kurzfristig einfach ausfällt“, schreibt etwa ein Unterzeichner aus Laatzen über seine Gründe, an der Petition teilzunehmen. Zwei Personen geben an, sogar extra aus Gronau anreisen zu müssen, wenn es keine ausreichende Betreuung gebe – hin und zurück seien dies 64 Kilometer Fahrtstrecke.
Einige Eltern schildern auf der Plattform ihre eigenen Erfahrungen. „Ich bin eine berufstätige Mutter, und habe Kinder im Kita-Alter. Der Spagat, den wir tagtäglich leisten müssen, um sowohl unserem Arbeitgeber als auch unserer Familie gerecht zu werden, bringt alle Eltern an die Grenzen der Belastbarkeit“, schreibt eine Unterstützerin der Petition. „Weil unser Familienleben extrem leidet und wir intransparent vor vollendeten Tatsachen stehen“, ein anderer.
Auch Solidarität wird vereinzelt als Grund genannt. „Weil wir auch betroffen sind und ich solidarisch für andere Eltern eintreten möchte“, schreibt jemand aus Barsinghausen, der dort offenbar vor ähnlichen Problemen steht. Gehrke bestätigt, dass es auch aus Laatzen weitere Unterstützer mit einem solchen Hintergrund gibt. „Es haben auch viele von anderen Kitas unterschrieben“, sagt sie.
Laut Openpetition gaben 54 Prozent der Unterzeichner an, dass sie jemanden kennen würden, der betroffen ist. 23 Prozent fürchten, selbst künftig Betreuungsprobleme zu bekommen, weitere 23 Prozent zeigten sich allgemein an dem Thema interessiert.
Die Rethener Eltern wollen die Unterlagen nun Bürgermeister Eggert überreichen, an den die Petition adressiert ist. Verbunden haben die Initiatoren die Eingabe mit einem offenen Brief, der sich zugleich an die Stadtverwaltung, die Gruppen und Fraktionen im Rat der Stadt und das Kultusministerium richtet. Eine formale Bedeutung im Sinne einer erzwungenen Abstimmung oder Behandlung im Rat der Stadt hat die Petition nicht. Dagegen spricht schon, dass nicht der Weg über offizielle Unterschriftenlisten gewählt wurde. „Wir wollten Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und zeigen, dass wir eine Stimme haben“, sagt Gehrke über das Ziel der Kampagne. „Es hat unsere Position gestärkt.“
Das Eingeständnis der Stadtverwaltung, dass die Informationen über die konkrete Vergabe der neuen Kita-Randzeiten an die jeweiligen Familien künftig früher erfolgen sollen, erachtet die Mutter als Teilerfolg. Die Eltern blieben allerdings bei ihrer Forderung, dass es an der Rethener Kita zum nächsten Kita-Jahr mehr Randzeitenplätze geben muss.
Hintergrund der Proteste sind die neuen Betreuungszeiten in den städtischen Kitas, die ab Anfang August gelten. Wegen der personellen Engpässe im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel dauert die sogenannte Kernzeit in den Kitas künftig nur bis 14 Uhr. Bei begründeten Anträgen findet eine Betreuung in der Regel bis 15 oder 15.30 Uhr statt. Bisher war bei einem Ganztagsplatz eine Betreuung bis 16.30 Uhr möglich.
In der Kita Sehlwiese hatten einige Familien nur an einzelnen Tagen solche Randzeiten erhalten. Ihnen wurden stattdessen Plätze in anderen Einrichtungen angeboten. Die Eltern argumentieren, dass die Stadt ihre Personalpolitik ändern müsse: Die Rethener Einrichtung, in der in besonders vielen Fällen beide Eltern berufstätig seien, werde benachteiligt.