Die Mensa wird nun mitten auf dem Schulhof gebaut. Alternativen waren entweder zu teuer oder aus rechtlichen Gründen nicht möglich. So muss der Neubau unter anderem aus Brandschutzgründen einen ausreichenden Abstand zu den anderen Gebäuden haben, auch das angrenzende Landschaftsschutzgebiet schied aus.
„Es ist bemerkenswert, wie viele Regeln es gibt, um für Kinder etwas nicht zu bauen“, sagte Josten. Der Ratsherr bezog sich damit vor allem auf die generellen Vorgaben für Landschaftsschutzgebiete, „die offenbar Priorität gegenüber Kindern haben“.
Der mehrheitlich beschlossene Standort auf dem Schulgelände verursache neue Probleme: Weil das Gebäude ihnen künftig die Sicht versperre, könnten die Lehrkräfte den Pausenhof dann nicht mehr von einem Standort aus im Blick haben. Das sei besonders problematisch, da an den Grundschulen Gewalt unter den Kindern zugenommen habe. Auch die Wäldchenschule in Arnum hatte bereits darauf aufmerksam gemacht. „Der Standort ist ein Riesenfehler“, sagte Josten.
Die Mitglieder der weiteren Fraktionen zeigten sich von Jostens Rede überrascht. Ulff Konze (CDU) sagte direkt an Josten gewandt: „Sie haben tatsächlich die Chuzpe, dieses Projekt jetzt auf den letzten Metern noch madig zu reden. Das ist unerträglich.“ Konze wies darauf hin, dass der Neubau der Mensa zuvor in mehreren Fachausschüssen teilweise sogar zweimal diskutiert wurde. Die Stadt hatte die eigentliche Entscheidung noch einmal verschoben, um die Eltern enger in die Planung einzubeziehen. Auch die Eltern hatten den Standort zunächst kritisiert und sogar eine öffentliche Protestaktion organisiert. Die Wogen konnten mittlerweile aber geglättet werden. SPD-Ratsfrau Christian Schäfer bezeichnete den Prozess als „gelebte Demokratie“. Sie sagte, dass große Projekte zukünftig ähnlich organisiert werden sollten. An der aktuellen Planung der Mensa waren jetzt Eltern, Lehrkräfte, Ratsmitglieder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Vertreterinnen und Vertreter des Architekturbüros beteiligt.
Alle Fraktionen sprachen offen darüber, dass die Kosten für den Neubau hoch und die Fördermöglichkeiten gering sind. Die Stadt will eine Förderung aus einem Programm des Bundes und des Landes für den Ganztagsausbau von Schulen beantragen. Doch Bürgermeister Jan Dingeldey (CDU) teilte mit, dass hier maximal 812.000 Euro für alle drei Grundschulen im Stadtgebiet zu erwarten seien.
Der Rat hat jetzt zunächst den Vorentwurf für den Neubau der Mensa verabschiedet. Veränderungen in Details sind immer noch möglich.
Elisabeth Seiler (Grüne) sieht die Möglichkeit für kleinere Einsparungen noch darin, dass Eltern bestimmte Arbeiten übernehmen. So sollen zum Beispiel im Zuge des Projekts auch alle Klassenräume der Schule neu gestrichen werden. Dafür müsse aus Seilers Sicht nicht zwingend eine Fachfirma beauftragt werden. Auch sie habe bereits Klassenräume gestrichen und damit gute Erfahrungen gemacht. „Wir müssen die Eltern mehr in die Pflicht nehmen. Wenn wir sie ansprechen und ihnen die Situation schildern, sind viele auch bereit zu helfen“, sagte Seiler.