Die Sportart schule sowohl die Konzentration als auch die körperliche Fitness, die Koordination und das Gleichgewicht, schwärmt Gampert. „Ich finde das perfekt“, sagt der 72-Jährige, der auch die Trainingsgeräte im Gym (englisch für Fitnessstudio) nutzt. „Beim VfL Grasdorf mache ich außerdem noch Zirkeltraining und Stepaerobic“, ergänzt er. „Ich mache das aus purer Lebensfreude. Man kommt in Kontakt mit anderen Leuten und fühlt sich einfach lebendig.“
Kampfkunst hat Wolfgang Gampert schon immer begeistert. „Ich habe im Alter von 16 Jahren mit Taekwondo angefangen“, sagt der Grasdorfer. „Allerdings gab es dazwischen immer wieder mehrjährige Pausen.“ Nach seinem ersten Herzinfarkt habe er, der früher Friseur in Hannover war, wieder mit Sport begonnen – zunächst mit Tai-Chi. „Jeder Arzt sagt dir, dass du Sport machen sollst, um dich fit zu halten“, macht Gampert deutlich. „Das funktioniert auch.“
Vor fünfeinhalb Jahren habe er dann mit Kyeok Too Ki begonnen. „Der Sport ist besonders vielseitig, das war mir wichtig. Mir macht das Spaß, und ich betrachte es auch ein wenig als Kampf gegen den Verfall“, fügt der 72-Jährige lachend hinzu. Bis vor Kurzem habe er parallel zum Tai-Chi und Kyeok Too Ki auch Aikido beim VfL Grasdorf trainiert. „Damit habe ich aber mittlerweile aufgehört.“ Bei diesem Sport werde viel auf der Erde trainiert, „aufgrund meiner Arthrose fällt mir das Aufstehen aber zunehmend schwer“.
Am 1. Juni absolvierte Gampert sogar die Prüfung für seinen ersten schwarzen Gürtel (Dan) im Kyeok Too Ki. „Das setzt schon eine ziemlich gute Fitness voraus“, lobt sein Trainer Besim Gredic. „Man braucht mindestens drei bis fünf Jahre, um den ersten Dan zu erreichen. Man muss sich durch ständiges Üben darauf vorbereiten. Das ist schon sehr bemerkenswert, insbesondere in diesem beachtlichen Alter.“
Zur Abnahme der Prüfungen reist Großmeister Yeo (9. Dan), der Kyeok Too Ki zusammen mit seinem Schwager entwickelt habe, eigens aus Südkorea an. Der Träger des neunten Dans habe früher in Hannover gelebt und ein eigenes Studio in der List betrieben. Gredic war jahrelang sein Schüler, „da bleiben die Verbindungen erhalten“. Jetzt möchte der 51-jährige Rethener die Sportart an andere weitergeben. „Kyeok Too Ki ist besonders vielseitig. Deshalb haben einige aus anderen Sportarten dorthin gewechselt.“ Außer in Laatzen gebe es in Niedersachsen kein weiteres Studio, in dem diese Sportart unterrichtet wird.
Gampert ist aber nicht nur der Sport wichtig, sondern auch die Gemeinschaft. „Ich trainiere hier mit 15-Jährigen zusammen, das bereichert mich sehr“, sagt er. „Man hat Kontakt mit der Jugend und tauscht sich aus. Das ist das Schöne an diesem Sport: Wir haben hier eine tolle Gemeinschaft, man fühlt sich auch ein bisschen zu Hause.“„Kyeok Too Ki ist für jeden geeignet, vom Kind bis ins hohe Alter“, ergänzt Besim Gredic, der den Verein vor 17 Jahren gemeinsam mit dessen Vorsitzenden Benjamin Ploschka aufgebaut hat. Die Kindergruppen starten im Alter von vier Jahren, ab dem Alter von etwa 15 trainieren die Jugendlichen generationsübergreifend. „Wir haben mittlerweile knapp 500 Mitglieder, etwa die Hälfte sind Kinder und Jugendliche“, freut sich Gredic.
Kyeok Too Ki und Thaiboxen sind die Trainingsschwerpunkte im Muay Thai Gym Chang, aber auch klassisches Boxen, Bodenkampf, Crosstraining, Yoga und Zen-Meditation bietet der Verein an. Im Bereich Thaiboxen gibt es eine eigene Frauengruppe, in den anderen Sportarten wird geschlechtsübergreifend trainiert. Schulen wie die IGS Badenstedt würden das Gym für Sozialtrainings und Selbstverteidigungskurse buchen. Auch bei Wettbewerben sind die Mitglieder aktiv. „Unser Verein hat schon zwei Deutsche Meisterinnen im Thaiboxen und Kickboxen hervorgebracht“, sagt Gredic.
Trainierte der Verein zunächst in der Sporthalle des Erich-Kästner-Schulzentrums, bezog das Muay Thai Gym Chang vor zehn Jahren sein 400 Quadratmeter großes Domizil am Heidfeld 4 in Laatzen-Mitte. „Wir haben den Innenausbau selbst gemacht, sonst hätten wir das gar nicht realisieren können“, sagt Gredic. Den Vereinsvorsitzenden Benjamin Ploschka habe er vor vielen Jahren auf dem Bau kennengelernt. „Wir sind beide berufstätig und machen das alles nebenbei.“
Das zehnjährige Bestehen des Standorts feiert der Verein am Sonnabend, 15. Juni, von 13 bis 19 mit einem öffentlichen Fest. Besucher können sich die Räume anschauen, es gibt eine Kinderdisco und Freigetränke. Vor dem Gebäude gibt es Essen vom Foodtruck. Zudem bietet der Verein an dem Tag Sonderaktionen für Neuverträge an.