„Am 15. Oktober 1985 habe ich hier angefangen“, sagt der einst im Bereich Heizung, Klima und Sanitär ausgebildete 62-Jährige. Trubel, wie er immer wieder auch an der Schule herrschte, ist er von klein auf gewohnt: Der gebürtige Hannoveraner wuchs mit neun Geschwistern auf. Nach der Schule und einer Handwerksausbildung ging es für ihn zunächst für sechs Jahre auf Montage, unter anderem nach Northeim. Dann kam er wieder zurück in die Region Hannover.
In Form eines Telegramms erhielt der damals in der Würzburger Straße wohnende Lindenberg 1985 auf seine Bewerbung bei der Stadt hin die Einladung zum Vorstellungsgespräch. Bei Kaffee und Keksen – so berichtet Lindenberg – habe der damalige Stadtdirektor Gottfried Gensch gesagt: „Dich nehmen wir!“ Der unbefristete Arbeitsvertrag folgte schnell. „Ich habe mich dann dafür eingesetzt, dass ich nicht den bis dahin üblichen grauen Hausmeisterkittel tragen musste, sondern eine für Handwerker praktischere Latzhose“, sagt Lindenberg.Unter dem damaligen Schulrektor Ekkehard Markworth besuchten in den Achtzigerjahren etwas mehr als 200 Kinder die Einrichtung. Durch Zuzüge junger Familien nach Laatzen-Mitte sind es inzwischen rund 300. Einige der damaligen Grundschulkinder würden schon ihre eigenen Kinder zur GS Im Langen Feld schicken, sagt der 62-Jährige.
Über die Jahrzehnte hinweg hat sich einiges verändert. „In den ersten Jahren hatten die Kinder mehr Respekt vor einem Hausmeister und haben mich deshalb gesiezt“, erzählt Lindenberg. „Im Laufe der Zeit hat sich das dann gewandelt – zu einem eher freundschaftlichen Verhältnis hin.“ So sei auch der von den Kindern aufgebrachte und bis heute gern genutzte Spitzname „Lindi“ entstanden.
Für Sanitär- und Heizungsreparaturen, für das Möbelrücken bei Umbauten von Klassenräumen, die funktionierende Beleuchtung und die Außenanlage war Lindenberg seit fast 39 Jahren der Ansprechpartner im Haus. Mit langen Arbeitszeiten: „Morgens um 7 Uhr bin ich der Erste. Im Sommer lüfte ich dann erst mal durch. Und früher war erst um 22 Uhr Schluss – heute ist das von der Stadt anders organisiert.“
Aber auch darüber hinaus war er täglich gefragt, menschlich als Seelentröster und pädagogisch als Streitschlichter bei den Kleinen. Und dann die vielen praktischen Dinge! Ob es nun um spontanen Toilettenpapiernachschub ging oder um das Reparieren defekter Jackenreißverschlüsse und Pausenspielzeuge. Auch der von Lindenberg kurzfristig angebotene Fahrservice in Laatzen, wenn bei den Lehrkräften mal Fahrrad oder Auto ihren Dienst versagten, zählte dazu. Sogar mit spontanem Mathematikunterricht in der zweiten Klasse – zum Thema Uhrzeiten – sei er schon einmal eingesprungen, berichtet der Hausmeister. Bei den Kindern schwingt beim bevorstehenden Abschied Wehmut mit. „Lindi ist richtig toll. Ich möchte nicht, dass er die Schule verlässt“, wünscht sich etwa Anil (10) aus der Klasse 3d. „Er macht immer Witze“, lobt dessen Klassenkamerad Robert (8). Auch die Pädagogen trauern „Lindi“ schon jetzt hinterher. „Unser Hausmeister ist ein Mann für alle Fälle an unserer Schule“ – so fasst es Musik- und Deutschlehrerin Dörte Peikert zusammen. „Er ist hilfsbereit und liebevoll.“ „Harald Lindenberg ist einer, der alles kann und sehr gut zur Grundschule gepasst hat. Er wird uns sehr fehlen“, meint auch Schulleiter Wilhelm Cornelius.
Der Abschied von seinen 120 Quadratmetern Wohnfläche in der Schule fällt Lindenberg nicht allzu schwer. „Meine Dienstwohnung neben der Grundschule wird ja im Rahmen des geplanten Neubaus abgerissen“, sagt der 62-Jährige. „Hier habe ich sowieso nur montags bis freitags gelebt. Denn seit 2008 wohne ich mit meiner Frau in Hagen in Nordrhein-Westfalen. Da ziehe ich nun komplett hin.“Im Rückblick zieht Lindenberg ein positives Fazit: „Das war prima, ich würde das wieder machen. Ich hatte mit Schülern und Lehrern viel Spaß – und bin vom ersten bis zum letzten Tag pfeifend jeden Morgen in die Schule gekommen.“ Für den reibungslosen Übergang bei den Arbeitsabläufen führt Lindenberg bereits seit Anfang März seinen Nachfolger Thomas Oelmann (59) in die Materie ein. Bislang ist der als Hausmeister an der benachbarten Albert-Einstein-Schule im Einsatz, fortan wird er der erste Ansprechpartner für die Schulgemeinschaft Im Langen Feld sein.