„Ich finde das unmöglich“, sagt Christian Sommerfeldt, der wenige Meter entfernt wohnt. „Es sieht jetzt viel nüchterner aus“, sagt der Grasdorfer. Er freut sich zumindest darüber, dass wenigstens die kleinere der beiden Eiben stehen geblieben ist, die im Boden gepflanzt worden waren. „Eine Glanzleistung der Stadt Laatzen“: So lautet der ironische Kommentar des stellvertretenden Ortsbürgermeisters Siegfried-Karl Guder (CDU). „Sieht so der Weg nach Bad Laatzen aus?“
Der Fall hatte bereits Mitte März für Schlagzeilen gesorgt. Seit 30 Jahren kümmern sich die Pahls um die Pflanzkübel im kleinen Verbindungsweg zwischen den Straßen Auf der Lieth und Jägerstraße. Auch die Nachbarschaft freute sich über das dortige Grün, das den dahinter liegenden Betonsockel unter einem Zaun verdeckte – bis die Stadtverwaltung davon Wind bekam und feststellte, dass das Aufstellen der Kübel eine ungenehmigte Sondernutzung darstelle. Dass es vor 30 Jahren eine mündliche Zusage gegeben haben soll, wie Heinrich Pahls versichert, davon wollte die Stadtverwaltung nichts wissen. Sie beharrte auf der Entfernung. Nur auf einen formlosen Antrag hin wolle man eine Ausnahme prüfen.
Pahls hatte dem Team Ordnung daraufhin im Dezember mitgeteilt, dass er die Situation mit Einverständnis der Stadt gern so belassen wolle. Dennoch erging Anfang April die ultimative Aufforderung, die Kübel binnen einer Woche zu entfernen. Zugleich droht man mit „Zwangsmitteln“ und der Entfernung der Kübel auf Kosten der Anwohner.
„Ein Schreiben, wie ich bisher in meinem langen Berufsleben nicht erhalten habe“, sagt Pahls verärgert. Er gab am Ende auf: Am vergangenen Montag ließ das Ehepaar die Gewächse entfernen, darunter eine rund fünf Meter hohe Eibe, Gräser und Kriechwacholder. Einzig der Rhododendron fand noch eine andere Verwendung bei Familie Sommerfeldt einige Häuser entfernt.
Pahls ist enttäuscht von dem Verhalten im Rathaus. „Nach mehr als 30 Jahren enden unsere Bemühungen, unser persönlicher Einsatz mit erheblichen Aufwendungen für eine ansprechende Begrünung“, sagt der 84-Jährige. „Von Bürgerfreundlichkeit, Bürgernähe, Bürgerdialog oder gar Einfühlungsvermögen haben wir nichts gespürt.“
Die Stadtverwaltung verweist darauf, dass Pflanzkübel zwar als „gut gemeinte Versuche zur Verschönerung des Straßenraums“ wahrgenommen würden, sie würden jedoch keine „zweckgemäße Nutzung des öffentlichen Raums“ darstellen. Pahls habe vom Angebot, eine Sondernutzung zu beantragen, nicht Gebrauch gemacht. Dem Schreiben vom Dezember, auf das sich Pahls beruft, sei nicht zu entnehmen gewesen, dass er eine „gebühren- und erlaubnispflichtige Sondernutzung“ beantrage. Es sei vielmehr so verstanden worden, lediglich den Status quo aufrechtzuerhalten – ohne Gebühren.
Die wären allerdings happig gewesen. Laut Satzung hätte Pahls pro angefangenem Quadratmeter 22 Cent täglich berappen müssen. Bei geschätzt acht bis zehn Quadratmetern wären dies 50 bis 60 Euro monatlich gewesen.
CDU-Ortsratsmitglied Guder findet den Umgang mit den Bürgern inakzeptabel. „Einerseits heißt es, die Stadt will mehr Grün haben und freue sich über Baumpatenschaften, andererseits wird der Wunsch der Bürger mit Füßen getreten“, sagt Guder. „Ich finde es auch schade, dass das gegebene Wort und der Handschlag bei uns nichts mehr gelten.“ Niemand zwinge die Stadt, so aktiv zu werden, es gebe immer einen Ermessensspielraum.