Auch im öffentlichen Bereich tut sich inzwischen einiges, wenn auch bislang nur bei Neubauten. Im Jahr 2023 hat die Stadt Laatzen Solaranlagen auf dem Erweiterungsbau der Albert-Einstein-Schule (AES) und auf der neuen Kita an der Würzburger Straße mit einer Bruttoleistung von in der Spitze rund 42 kWp in Betrieb genommen – und damit die Kapazität der von der Kommune betriebenen Anlagen fast verdoppelt. Einen noch größeren Sprung ermöglicht die Anlage auf dem Dach des neuen Erich-Kästner-Schulzentrums (EKS) mit 72 kWpt.
Allerdings sieht es bei den Bestandsbauten weiterhin mau aus: Laut öffentlichen Registereinträgen hat die Stadt Laatzen in den vergangenen Jahren kein einziges ihrer Gebäude nachgerüstet, obwohl die Politik bereits länger darauf drängt. In Summe betreibt die Kommune derzeit neun Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) mit einer Leistung von knapp 170 kWp. Dabei müsste die öffentliche Hand bei dem Thema regenerative Energien eigentlich eine Vorbildfunktion übernehmen – nicht zuletzt, weil der Staat auch die Bürger und Bürgerinnen dazu bringen will, klimafreundliche Technologien zu nutzen, etwa mit dem Heizungsgesetz.
Abhilfe soll ein Fünf-Jahres-Plan schaffen, den die Stadt jetzt angekündigt hat. Dessen Umfang ist allerdings relativ bescheiden: Eine Untersuchung von 83 städtischen Gebäuden habe ergeben, dass gerade einmal auf 16 von diesen Photovoltaikmodule installiert werden können, ohne dass die Immobilien baulich nachgerüstet werden müssen, heißt es seitens der Verwaltung. Im nächsten Schritt will die Verwaltung die Immobilien anhand von Statik, Dachkonstruktionen, architektonischen und rechtlichen Aspekten detailliert überprüfen und dann eine Planung für deren Ausbau starten. Am Ende steht eine Prioritätenliste, die innerhalb der kommenden fünf Jahre abgearbeitet werden soll, so die Ankündigung der Stadt.Infrage kommen dabei unter anderem Sporthallen wie die Passivhaushalle an der AES und die Sporthalle 2 am EKS. Auf der Liste befinden sich auch die Kitas Barmklagesweg, Brucknerweg, Lange Weihe und Marktplatz, die Grundschule Pestalozzistraße, das Rathaus Gutenbergstraße, das Stadthaus, die Feuerwehrgebäude in Laatzen-Mitte und Gleidingen sowie die Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünfte in Rethen und Laatzen-Mitte (Pestalozzistraße).
Genannt wird auch das gerade erst fertiggestellte Nachbarschaftshaus auf dem Marktplatz. Hier muss sich die Stadt jedoch die Frage gefallen lassen, warum sie diese nicht gleich mit eingebaut hat – schließlich hat der Rat im September beschlossen, jeden städtischen Neubau mit einer PV-Anlage auszustatten. Auf Nachfrage teilt Stadtsprecherin Sonja Höfter mit, dass die Planungen zum Nachbarschaftshaus zum damaligen Zeitpunkt bereits abgeschlossen gewesen seien. Die Installation der Module werde nun im Zuge des Fünf-Jahres-Programms nachgeholt.
Gar nicht in der Liste der 16 Projekte findet sich die Sporthalle Rethen – trotz ihrer üppigen Dachfläche von 900 Quadratmetern. Laut Höfter wurde das Gebäude nicht aufgenommen, weil dort noch Vorarbeiten zum Korrosionsschutz in der Unterkonstruktion der Halle notwendig sind. Bei den priorisierten Projekten seien solche relativ aufwendigen Baumaßnahmen hingegen nicht nötig.
Angesichts der überschaubaren Zahl der städtischen Liegenschaften im Vergleich zum gesamten Immobilienbestand Laatzens kommt es allerdings ohnehin eher auf die privaten Dächer an. Dies gilt vor allem für größere Firmengebäude. Der rapide Anstieg der Laatzener Gesamtkapazität bei Photovoltaik im Jahr 2022 etwa ist auf die riesigen Dachflächen des VGP-Parks im Gewerbegebiet Rethen-Ost zurückzuführen, wo 2022 zwei Anlagen mit in Summe 7200 kWp in Betrieb gegangen sind. Dies entspricht fast der Hälfte der Photovoltaikkapazität im gesamten Stadtgebiet.
Insgesamt ist auf jeden Fall noch viel Luft nach oben. Laut der offiziellen Solarpotenzialanalyse von 2022 hätte Laatzen das Potenzial für Anlagen mit einer Leistung von rund 260.000 Kilowatt. Dies sind 16-mal so viel wie der aktuelle Ausbaustand.