„Rolle meines Lebens“:Charly Neumann lebt
für den Schorsenbummel
„Teufelsgeiger“ tritt am morgigen Sonntag,
24. August, zwischen Oper und Georgsplatz auf

Der "Teufelsgeiger" Charly Neumann zieht nochmal seine Uniform an.Foto: Katrin Kutter
Hannover. Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist: Schon oft wurde der „letzte“ Schorsenbummel angekündigt, doch am 24. August flaniert Charly Neumann wieder in der Uniform des Welfenkönigs Georg III. über den Opernplatz und wird das Publikum mit seinen Melodien erfreuen. Hannovers „Teufelsgeiger“ ist mittlerweile 88 Jahre alt – und unverwüstlich. „Das ist die Rolle meines Lebens“, sagt er.

Seit 1992 spielt er bei der Traditionsveranstaltung zwischen Kröpcke und Oper Geige. Mitglieder des Hannöverschen Traditions-Corps e.V. tragen historische Kostüme – so wie im frühen 19. Jahrhundert, als König Georg III. (genannt Schorse) den Bau der Georgstraße förderte und die wohlhabenden Bürgerinnen und Bürger auf der Meile gesehen werden wollten.

Charly Neumann hat Fans, hartnäckige Fans. „Sie rufen mich an und fragen, wann der nächste Schorsenbummel ist. Ich verweise sie dann an das Kulturbüro.“ Und das hat auch für 2025 einen Termin gefunden. Am morgigen Sonntag, 24. August, von 11 bis 13 Uhr spielen Die Original Calenberger auf dem Opernplatz, am Kröpcke tritt das Backyard Hiptett auf, und am Georgsplatz sind Struck-Tours zu hören.

Der Mittelpunkt wird aber sicher Neumann sein – mit Perücke und in der roten Uniform mit den glänzenden Knöpfen. „Ich lasse meine Geige klingen, als wäre es eine Stradivari“, kündigt er verschmitzt an. „Ich übe viel. Und wenn ich spiele, bin ich in einer anderen Welt.“

Die lassen ihn dann auch vergessen, dass er in der Familie bereits Todesfälle zu verkraften hatte. Und dass er erst vor Kurzem Opfer eines dreisten Diebstahls geworden ist – sein Portemonnaie wurde gestohlen. „Es war schwierig, all die Dokumente wiederzubeschaffen“, erzählt er. Aber: „Man muss positiv denken. Ich bin kein Pessimist.“

Die Musik helfe ihm dabei. „Ohne Musik würde ich vielleicht nicht mehr leben“, glaubt er. Und deshalb gibt der Mann, der im Berufsleben 32 Jahre mit dem Bundesgrenzschutzorchester durch Deutschland und Europa getourt ist, seine liebsten Melodien, Hits und Klassikstücke weiter.

Bei Konzerten im Seelzer Restaurant „Hafenblick“, bei Auftritten in einer Seniorenresidenz in der Südstadt tut er das – da tritt Neumann als singender Seemann, in Westernkluft oder im Smoking auf. „Da bin ich fast schon die Hauskapelle“, freut er sich. Außerdem kann man ihn für Geburtstagsständchen buchen. Dieser 88-Jährige sprüht vor Energie und Lebensfreude. Es könnte also noch viele Jahre mit dem Schorsenbummel auf der Georgstraße geben.

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