Serpentin, Emilie Sandin, Vian, die Band Taper, Oliver Owl feat. Theo Da Vinci, Ivana, Lavinia, Saulé und Hertzcasper sind mit dabei. Sie spielen jeweils kompakte Sets, vier bis fünf Songs, und weiter geht’s. Damit nicht ewige Umbaupausen die Action auf der Bühne fürs Publikum zur Geduldsprobe machen, realisiert die HAZ wie schon für die “Musste Hören! Live“-Premiere 2024 dieses besondere Show-Konzept: Aus dem Kreis der arriviertesten jungen Musikerinnen und Musiker der Stadt hat sich eine Band geformt („The Voice“ lässt grüßen), die alle Interpretinnen und Interpreten den ganzen Abend durch begleitet: Sophia Göken und David Gerlach (beide Piano und Synthesizer), Peer Bothmer (Drums), Finn MacCormac (Bass), Stephan Püschel (Gitarre) und als Musical Director der gesamten Show Nic Knoll (Gitarre, Keyboards) sind dabei.
Hertzcasper: das Projekt von Elo RögerMit ihrer eigenwilligen Mischung aus Hiphop, Soul und Pop erzählt Hertzcasper – das Projekt von Elo Röger – Geschichten vom Sommer, von Sehnsucht und vom Morgen danach. In lakonisch-leichtfüßiger Lyrik trifft Alltagsgefühl auf Weltschmerz. Persönliche Geschichten (etwa im Song „Nackt Sushi essen“) werden zum politischen Statement („Gender dich“). Stilistisch ist Hertzcasper so vielseitig wie die Themen: mal soulig („Futur2“) und warm, mal rotzig und roh „Verkehrt“), mal mit Kopfnicken, mal mit Faust („Gender dich“).
Saulé: die SonneSaulé – Sängerin Lena Plogsties, die sich diesen Künstlerinnennamen gegeben hat (Litauisch für: Sonne) – tastet sich gerade erst ans hannoversche Bühnengeschehen heran. In ihren Songs huldigt sie dem Indie- und Neo-Soul, singt teils laid back mit tiefenentspannter Rhythmik („Treibhaus”), teils antreibend („Plattenbauwald“). Saulé hat bisher kaum Songs veröffentlicht, umso spannender ist es, beim Maschseefest ihr stilistische Spektrum auszuloten.
Ivana: selbstbewusste PowerDie Deutschpop-Sängerin Ivana Schildbach hat eine klare Meinung zu den Themen der Zeit, die sie mit ihrer Musik ausdrücken will. In ihren Songs widmet sie sich nahbaren Themen wie Liebe, emotionale Stärke und Wut („Programmiert”) und verarbeitet so all die Gefühle und Probleme („Generation Burnout“), die sie beschäftigen. Selbstbewusstsein und Power („Tut mir leid”) und emotionale Texte widersprechen sich bei Ivana nicht.
Emilie Sandin: zerbrechlich bis toughSängerin Emilie Sandin stand schon mit jungen Jahren auf den Bühnen in ihrer Heimat Peine und sang die Songs ihrer liebsten Künstlerinnen nach. Dieses Talent spiegelt sich nun auch auf der persönlichen Reise durch ihre eigene Musik wider: mal melancholisch („Hurts to Love You“), sogar zerbrechlich, dann wieder tough („KMAGB“). Nebenbei: Sandins Stimmumfang und -dynamik ist in Hannovers Szene zurzeit herausragend und reicht locker von Nineties-Diva-Schmachtfetzen bis zum aktuellen Dua-Lipa-Wums.
Serpentin: glaub nicht alles, was Du glaubstSerpentin erobert gerade die Festival-Szene der Republik. Ihre Songs sind ein Parforceritt durch die Emo-Electro-Disco. Und Serpentin hat den seit Langem besten Refrain der Stadt geschrieben: „Koks auf der Zunge, Sterne auf der Haut / Druck auf der Lunge, alles okay, alles erlaubt / Glaub nicht alles, was du glaubst. Alles okay, alles erlaubt.“ Das ist unglaublich gut – den Frust einfach wegtanzen!
Vian: ein bisschen FalcoVian ist Neue-Neue-Deutsche-Welle-Rapper, Disco-Popper und selbst ernannte „Pornopopikone“. Seine Lieder bewegen sich dabei gern in vom Achtziger-Vibe durchfluteten Soundlandschaften. Ein bisschen Falco („Deluxe1A“), ein bisschen Bilderbuch („Liebe ist Krieg“). Vian ist gerade dabei, sich aus seiner Heimatstadt Hannover nach Hamburg abzusondern – aber das Maschseefest immer noch ein heimspiel.
Taper: unverblümte ArtTaper singen von Träumen, Dystopien und Weltschmerz (ach, als gäbe es davon nicht schon genug!). Doch selbst inmitten der ironisch bedrückenden Texte („Golden Fruit”, „America”) schaffen sie es, ihr Publikum mit ihrer unverblümten Art zum Tanzen zu bringen. Die Musik ist bei aller inhaltlichen Ernsthaftigkeit dann doch unbeschwert („Belly up”) und fluffig. Und das kommt an. Bisher haben Taper jedenfalls, so schreiben sie es selbst, keine schlechten Bewertungen auf Yelp.
Oliver Owl feat. Theo Da VinciIrgendwo zwischen Siebzigerjahre-Disco mit funkigen Bläsersätzen, nostalgischen Achtzigerjahre-Synthie- und Drum-Machine-Sounds auf der einen und modernem Pop-Songwriting auf der anderen Seite kreiert Oliver Owl den Soundtrack, um Fans verschiedener Genres auf dem Dancefloor zu vereinen. Die Songs des Projekts von Produzent und Multiinstrumentalist Peer Bothmer kombinieren elektronische und analoge Klänge mit echten Instrumenten, sodass sie sich wie ein DJ-Mix anfühlen.
Lavinia: brutal ehrlichSinger-Songwriterin Lavinia empfindet ihre Songs wie das Sezieren von Gefühlen. Mal zart und intim („Wach“), mal als akustische Umarmung, dann wieder provokativ, voller Ambivalenz und vor allem brutal ehrlich („Flügel“).
Wie eine nächtliche Fahrt mit dem Fahrrad durch die Stadt führen uns ihre Songs durch eine Gefühlswelt zwischen deutschem Indie, Alternative Rock und den gekritzelten Notizen auf dem Heimweg („Vis à Vis“), die still in der Manteltasche verschwinden.
Das „Musste Hören! Live”-Festival auf dem Maschseefest beginnt am Montag, 11. August, um 18.30 Uhr auf der Hauptbühne am Nordufer. Der Eintritt ist frei. Durch das Programm führt Emily Bader aus der HAZ-Redaktion.
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