Nie ohne Faltflasche und Gummistiefel
Der Open-Air-Sommer geht in die zweite Halbzeit – ein kleines Festival-ABC

Schlammschlacht in Wacken: 2023 mussten Metal-Fans knöcheltief im Modder über das Gelände des größten Heavy-Metal-Festivals der Welt stapfen.Foto: Christian Charisius/dpa

Der Sommer tut sich schwer, die Festivalsaison dagegen läuft auf Hochtouren. Rund 1800 Ereignisse stehen für Deutschland im Kalender. Die Saison dreht im August noch mal mächtig auf. Die Metalfans freuen sich auf Wacken (noch bis 3. August), die Gothic-Gemeinde auf das M’era Luna in Hildesheim (8. bis 10. August), und in Hannover läuft das Fährmannsfest (noch bis 3. August). Wer Festivals nicht kennt oder vergessen hat, was man wissen muss – hier das Wichtigste von A bis W.

A wie Awareness: Auf Festivals sollen sich alle Menschen wohlfühlen. Viele haben deshalb sogenannte Awareness-Konzepte mit sogenannten A-Teams, die für einen respektvollen Umgang miteinander sensibilisieren und (sexuelle) Belästigung, Diskriminierung sowie Gewalt verhindern wollen. Wer Hilfe braucht oder sich unwohl in einer Situation fühlt, kann sich auf vielen Festivals außerdem mit der Code-Frage „Wo geht’s nach Panama?“ an das Personal wenden, ohne sich lang erklären zu müssen.B wie Bändchen: Beim Einlass tauscht man sein Ticket gegen das Festivalbändchen. Viele Fans tragen dieses nicht nur während des Musikspektakels, sondern auch noch Monate später als schöne Erinnerung.C wie Campen: Neben den klassischen Zeltplätzen gibt es Areale, in denen es sauberer und ruhiger zugeht. „Glamping“ – eine Wortschöpfung aus glamourös und Camping – heißt der Trend, der sich seit einiger Zeit auf vielen Festivals durchsetzt. Man kann sich dort bereits aufgebaute Zelte, kleine Wohncontainer oder sogar Hütten mieten – ausgestattet zum Teil mit richtigen Betten, Kühlschrank, Ventilator und Stromanschluss.D wie Dixi-Klo: Der Klassiker, auf den eigentlich niemand gerne geht. Doch ganz ohne kommen die meisten Festivals trotz WC-Anlagen mit Wasserspülung nicht aus. Wer nicht mit Herpes und Pickel nach Hause fahren will, denkt an Hygienetücher oder -sprays.E wie Einweggrill: Die Bratwurst vom Einweggrill und die Dosen-Ravioli sind natürlich nach wie vor das typische Festivalessen. Auf vielen Festivals werden eigens kleine Supermärkte aufgebaut, in denen man sich mit allem Notwendigen eindecken kann. Auch Veganes gehört längst zum Angebot.F wie Festival-Garderobe: Ausgefallene Hüte oder Sonnenbrillen sind bei vielen Musikfans ein Must-have. Besonders heiß im Sommer: Tier- oder Superheldenkostüme.G wie Gummistiefel: Gummistiefel gehören in jedes Gepäck – viele machen daraus längst ein modisches Accessoire. Bei trockenem Wetter sind die Gelände oft sehr staubig, verwandeln sich bei Regen aber schnell in eine Schlammpiste.I wie Inklusion: Auch Musikfans im Rollstuhl können nah am Geschehen sein. Für gute Sicht vor den Bühnen sorgen meist Podeste. Einige Festivals bieten barrierefreie Campingplätze mit befestigten Wegen, behindertengerechten Toiletten und Duschen, Stromanschlüssen für Elektrorollstühle und Kühlmöglichkeiten für Medikamente.J wie Joint: Seit der Cannabis-Legalisierung ist es mancherorts legal möglich, einen Joint zu rauchen. Aber Vorsicht: Die gesetzlichen Regelungen zum Abstand von Minderjährigen gelten. Und auf jedem Festival kann die Regelung anders sein.K wie Kater: Bier und Mixgetränke aus Dosen sind auf Festivals weiterhin die Klassiker. Doch viele Feiernde gönnen sich auch gerne einen Cocktail an den Getränkeständen, zunehmend auch in alkoholfreier Variante. Jana Posth, Festival Director bei Rock am Ring, sagt: „Da wird dann eher mal Selleriesaft getrunken als Wodka Tonic“ – gut gegen Kater.M wie Müll: Großes Thema. Die Veranstalter versuchen, Müllberge einzudämmen, indem sie Müllsäcke verteilen. Ein großes Problem sind vor allem Zelte und andere Campingteile, die manche Gäste einfach zurücklassen. Das Wacken Open Air lässt diese recyceln und in Taschen verwandeln.R wie Riesenrad: Es geht längst nicht mehr nur um die Musik auf den Bühnen. Bei vielen Festivals gibt es gesellschaftspolitische Podien, Diskussionen und Ausstellungen, auf anderen Familientage, Riesenräder und andere Attraktionen auf dem Gelände.S wie Sanitätsdienst: Bei Rock am Ring gab es im vergangenen Jahr laut DRK etwa 3500 Versorgungen durch Sanitäter und 450 Einsätze des Rettungsdienstes. Oft geht es um kleinere Verletzungen, Insektenstiche oder allergische Reaktionen. Im Gedränge vor der Bühne kann es auch mal zu Bänderrissen und Brüchen kommen. Gut zu wissen: Alle Großveranstaltungen sind mit reichlich Sanitätspersonal besetzt. Die Versichertenkarte spart im Fall der Fälle viel Bürokratie.T wie Tiktok und Co: Material für Instagram, Tiktok und andere soziale Medien liefern – das müssen auch die Festivals. Viele haben eigene Hashtags und nutzen sozialen Medien, um für sich zu trommeln. Auch Überraschungsacts oder Aktionen werden darüber verbreitet.U wie Unwetter: Immer wieder versinken Festivals im Schlamm, zuletzt etwa 2024 bei der Nature One und beim Wacken 2023. Auch Gewitter sorgten schon für Verletzte, wie 2015 und 2016 bei Rock am Ring. Wer nicht zum Wet-T-Shirt-Contest antreten will, packt den Regenponcho in den Festivalrucksack.V wie Verbote: Verboten sind Pyrotechnik und Waffen aller Art. Je nach Festival können auch Glas, Möbel oder Tiere verboten sein. Auch bei zu großen Taschen heißt es an vielen Einlässen: zu groß, abgeben bitte.W wie Wasser: Bei Hitze bilden sich oft lange Schlangen an den Wasserstellen. Dort können Fans Plastikbecher oder – wichtiges Festivalzubehör – kleine Faltflaschen mit Trinkwasser befüllen. Wem Trinken nicht reicht: Bei vielen mehrtägigen Festivals gibt es Duschen.
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