Moia stellt Betrieb in Hannover ein
Unternehmen reagiert auf schwache Fahrgastzahlen

Aus nach sieben Jahren: Moia-Kunden können keine Fahrten mehr in Hannover buchen.Foto (Archiv): Daniel Bockwoldt
Hannover. Mit sofortiger Wirkung stellt das Unternehmen Moia den Betrieb in Hannover ein. Kundinnen und Kunden können bereits seit 18. Juli keine Fahrzeuge des Betreibers mehr buchen, sie erhalten eine entsprechende Meldung über die App.

Die Entscheidung sei am Freitagmorgen gefallen, sagte ein Unternehmenssprecher. Er begründet das Aus mit einer strategischen Neuausrichtung, die eine Konzentration auf autonom fahrende Kleinbusse in Hamburg vorsieht.

Seit Sommer 2018 ergänzte Moia als Vorreiter den Nahverkehr in Hannover mit dem sogenannten Ridepooling, also einem Mobilitätsangebot ohne Fahrplan und feste Haltestellen. Zunächst nutzte die 100-prozentige VW-Tochter noch Autos mit Verbrennungsmotor, später konnten Nutzerinnen und Nutzer eine Fahrt im goldgelben Elektroshuttle über die App buchen. Ein Algorithmus plante und optimierte jede Tour so, dass weitere Fahrgäste zusteigen können.

Einen solchen Betrieb wird Moia nach Aussage des Sprechers nicht mehr anbieten. Stattdessen wandele sich das Unternehmen zu einem Technologie- und Systemanbieter für autonome Mobilitätslösungen. „Unser Ziel ist es, öffentlichen und privaten Mobilitätsanbietern skalierbare, sichere und schlüsselfertige Gesamtlösungen für autonome Mobilitätsangebote anzubieten“, sagt er. Vor diesem Hintergrund beantrage Moia keine neue Konzession für Hannover.

Erst im Juni 2025 hatte VW in Hamburg einen aufgerüsteten ID.Buzz als Robotaxi vorgestellt. Bis Ende 2026 soll er die Zulassung für einen fahrerlosen Einsatz nach dem sogenannten Level 4 bekommen. Tausende Exemplare will VW dann im Werk in Stöcken bauen. Sie sind allerdings vorerst nicht für Privatkunden gedacht, sondern für Verkehrsunternehmen und Fahrdienste wie Uber. Der erste Regelbetrieb soll 2027 in Hamburg starten, wo jetzt schon getestet wird.

Dabei geht es nicht nur um das Auto, sondern um eine „schlüsselfertige autonome Mobilitätsplattform“, wie Moia-Chef Sascha Meyer sagt. So liefert die VW-Tochtergesellschaft auch die Softwareplattform, um Robotaxi-Dienste anbieten zu können, und wird die Betreiber bei Aufbau und Überwachung des Systems unterstützen. Von einer „Gesamtlösung aus Fahrzeug und Software, die in Deutschland entwickelt wurde“, spricht Christian Senger, bei Volkswagen für die autonome Mobilität verantwortlich.

In Hannover hingegen hatte sich das Aus bereits im Dezember 2024 abgezeichnet. Damals hatte das Unternehmen die Flotte mit Sitz am Wasserturm an der Vahrenwalder Straße reduziert. Etwa 50 Beschäftigten bot Moia über ein Freiwilligenprogramm an, die Firma zu verlassen. IG-Metall-Sprecher Dennis Olsen vermisste bereits zu dem Zeitpunkt eine langfristige Strategie für Hannover und sprach von einem Abschied auf Raten, der nun eingetreten ist.

Seinerzeit schloss ein Sprecher einen Zusammenhang mit dem Ausbau der Flotte – ab 2026 auch mit autonom fahrenden Bussen – in Hamburg ebenso aus wie finanzielle Probleme bei der Firmenmutter VW. Vielmehr begründete er den Schritt vor gut einem halben Jahr damit, dass sich die Fahrgastzahlen nach der Corona-Pandemie in Hannover nicht erholt hätten – im Gegensatz zu Hamburg.

Aktuell seien noch zehn Beschäftigte in Hannover, die wie ihre Kolleginnen und Kollegen entweder das Angebot angenommen hätten, nach Hamburg zu wechseln, eine Abfindung zu erhalten oder eine Umschulung zum Stadtbusfahrer zu absolvieren. Betriebsbedingte Kündigungen soll es den Unternehmensangaben zufolge nicht gegeben haben.

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