Nachhaltige Torwarthandschuhe
Zwölftklässler stehen im Deutschlandfinale von business@school.
96-Torwart Ron-Robert Zieler ist von der Idee überzeugt.

Treffen in der Lounge im Stadion: Ron-Robert Zieler (Dritter von links) lässt sich von den Schülern Adrian (von links), Johannes, Jesse, Henry und Emil das Konzept von „Neogrip“ erklären. Foto: Florian Petrow

Für Henry lag die Idee nahe. Der 17-Jährige ist Torwart beim HSC Hannover und hatte ein Problem: „Man muss oft neue Handschuhe kaufen, weil der Latex schnell verschleißt“, sagt er. „Das ist teuer, darauf hatte ich keine Lust mehr.“ Also hat er sich gemeinsam mit seinen Mitschülern Emil (17), Jesse (18), Johannes (18) und Adrian (17) vom Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium Hannover (KWR) etwas einfallen lassen: einen Torwarthandschuh mit austauschbarem Grip. „Neogrip“ nennen sie ihr Projekt.

Das Konzept ist simpel: Die Latexinnenfläche ist mit Klettverschluss auf dem Handschuh angebracht. Hat sich der Grip abgenutzt, kann der Torhüter oder die Torhüterin die Innenfläche einfach austauschen. Das ist günstiger und nachhaltiger, als den gesamten Handschuh zu ersetzen.

Mit ihrer Idee nehmen die fünf Zwölftklässler am Wettbewerb business@school der Boston Consulting Group teil. An ihrer Schule und auf regionaler Ebene konnten sie sich schon durchsetzen, jetzt treten sie gegen elf anderen Teams aus Deutschland beim Bundesfinale in München an.

Vor ihrem großen Auftritt beim Finale haben die hannoverschen Schüler schon einen Fan gewinnen können: Hannover-96-Torwart Ron-Robert Zieler. Bei einem Treffen in einer Lounge der Heinz-von-Heiden-Arena stellten sie dem Profi-Keeper ihren Prototypen vor. „Die Idee ist richtig gut, Nachhaltigkeit ist ein großes Thema“, lobte Zieler. Er gab aber auch zu bedenken, wie wichtig es sei, als Torhüter auf den Handschuh vertrauen zu können. „Der Klettverschluss muss 1000 Prozent sitzen, da darf nichts verrutschen.“

Trotz lobender Worte sagt der 96-Fußballer auch: „Ob ich mir damit ein wichtiges Spiel zutrauen würde, steht noch mal auf einem anderen Blatt – aber der Breitensportbereich ist euer Absatzmarkt.“ Ebendas haben sich die KWR-Schüler überlegt. Denn Profisportler wie Zieler haben Sponsoren und können die Handschuhe nach jedem Spiel tauschen. Amateure hingegen können sich das eher nicht leisten und müssen mit nachlassendem Grip spielen. „Das ist unsere Zielgruppe: quasi jeder Vereinstorwart, der kein Profi ist“, sagt Emil.

In ihren Handschuh haben die Schüler eine Menge Recherche gesteckt. Sie haben mit potenziellen Produzenten in Pakistan und möglichen Vertreibern in der Region Hannover gesprochen. Außerdem haben sie eine Umfrage unter mehr als 100 Amateurtorhütern durchgeführt darüber, was diese bisher zahlen und was sie für ein nachhaltigeres Modell zu zahlen bereit sind. In ihrem Planspiel haben sie mit 100.000 Euro Eigenkapital und 200.000 Euro Kreditfinanzierung gerechnet. „Wir mussten einen Finanzplan für fünf Jahre erstellen und verschiedene Szenarien entwickeln, zum Beispiel auch eine Exit-Strategie“, erzählt Johannes. „Das war eine spannende Perspektive auf die Wirtschaft. Ich könnte mir vorstellen, später etwas in die Richtung zu studieren.“

Das Ergebnis aller Berechnungen rund um Herstellungskosten, Verkauf und mehr: 85 Euro soll ein Starterset Handschuhe mit Belag kosten. Jeder weitere Aufsatz kostet dann 30 Euro. Pro Jahr seien drei Aufsätze nötig, so das „Neogrip“-Team. Der Handschuh selbst soll etwa eineinhalb Jahre halten.

Inzwischen haben die fünf Schüler ihren dritten Prototypen hergestellt, Adrian und Johannes sind langsam geübt an der Nähmaschine. Für den nächsten Schritt haben sie auch schon Ideen: Der Aufsatz für die Innenfläche soll länger werden, sodass er von der Verschlusslasche am Handgelenk zusätzlich befestigt wird. Das findet auch 96-Torwart Zieler sinnvoll: „Es lohnt sich, die Idee weiterzuverfolgen – ich drücke euch die Daumen für das Finale!“

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