Kaiserin „Elisabeth“ als Königsdisziplin
Kristine Emde (28) steht ab 1. Juli in dem Erfolgsmusical in Hannovers Oper auf der Bühne

Wie aus der Zeit gefallen: „Elisabeth“-Darstellerin Kristine Emde zieht mit dem ikonischen Kostüm die Blicke auf sich.Fotos: Jonas Dengler

Als Kristine Emde (28) in ihrem Kostüm vor das Opernhaus in Hannover schreitet, scheint die Zeit plötzlich stillzustehen: Passantinnen und Passanten stoppen, einer Frau, eben noch in Eile, kommt ein „Wow, wie schön!“ über die Lippen. Und der Anblick ist es wirklich: Musicaldarstellerin Emde trägt ein atemberaubendes Kleid, das einigen bekannt vorkommen dürfte – es ist dem Sternenkleid von Österreichs Kaiserin Elisabeth aus dem Jahr 1865 nachempfunden. Die Robe im Nachthimmel-Look, mit silbernen Sternen und funkelnden Edelsteinen verziert, zählt bis heute zu den berühmtesten Kleidungsstücken überhaupt.

„Ich mag Kleider, trage privat allerdings selten welche. In meiner Freizeit bin ich eher in bequemeren Sachen unterwegs“, gesteht die Schauspielerin indes schmunzelnd. Der Begeisterung für dieses besondere Stück bereitet das allerdings keinen Abbruch. „Wenn ich das Kleid trage, nehme ich automatisch eine ganz andere Haltung ein, habe ein ganz anderes Gefühl“, beschreibt sie. Die Tatsache, dass das Sternenkleid so „ikonisch“ ist, lässt Emdes Blick in den Spiegel anders werden: „Es ist surreal.“

Alles andere als unwirklich ist, dass die Künstlerin im Musical von Michael Kunze (81) und Sylvester Levay (80) die Hauptrolle spielt. „Elisabeth“ tourt derzeit durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, macht bei uns in der Stadt vom 1. bis 13. Juli Halt in der Oper – Karten kosten je nach Spieltag zwischen 48,60 und 119,90 Euro. „Für mich es ein wahr gewordener Traum“, gesteht Emde. Wobei: „In Robin Hood auf der Bühne zu stehen, war schon ein Traum. Das hier jetzt ist Königsdisziplin.“

Die Frau, die im Jahr 2021 ihr Musiktheaterstudium am Konservatorium in Tilburg im Süden der Niederlande abgeschlossen hat, weiß nämlich: „Elisabeth ist eine der begehrtesten Rollen.“ Was allerdings wenig mit der „Sissi“-Romantik zu tun hat, wie wir es aus der Romy-Schneider-Trilogie der 1950er-Jahre kennen. „Die Filme sind zuckersüß, die Liebesgeschichte von Sissi und Franz steht dort im Vordergrund. Im Musical stehen Elisabeth und der Tod im Fokus.“

Die 28-Jährige selbst ist übrigens „eher mit dem Musical als mit Romy Schneider“ aufgewachsen. Um sich der Rolle inhaltlich anzunähern, hat sie unter anderem die Biografie „Elisabeth: Kaiserin wider Willen“ der Historikerin Brigitte Hamann (†76) gelesen. „Der Umgang mit Elisabeth ist darin kritisch dargestellt.“ Die Musicaldarstellerin hat das Leben und Wirken von „Sissi“ als sehr vielschichtig empfunden, fernab von der kitschigen Geschichte.

Die Uraufführung des Stücks in Wien liegt mittlerweile mehr als drei Jahrzehnte zurück, seit 1992 haben zwölf Millionen Menschen in 14 Ländern das Musical bejubelt. Nicht selbstverständlich – das wissen die Macher. „Bei der Premiere konnten wir den Erfolg nicht voraussehen. Würde sich ein deutschsprachiges Musical gegen internationale Konkurrenz behaupten können?“, fragten sich Kunze und Levay zu Recht. Es geht sogar das Gerücht, dass die beiden damals sicherheitshalber ein Taxi vor der Premieren-Spielstätte haben warten lassen – falls sie von der Bühne gebuht werden sollten. Eingetreten ist das nicht. Obwohl das, was sie da umgesetzt haben, ungewöhnlich war: „Theatralischer, epischer und auch musikalisch ganz anders“, so das Autoren-Komponisten-Duo.

„Elisabeth“ ist nun in der Schönbrunn-Version auf Tournee, halbszenisch und mit großem Orchester. „Dass das Orchester mit auf der Bühne steht, ist ein herausragendes Merkmal“, beschreibt Emde. „Dadurch nimmt man das Stück anders wahr, es ist intensiver, viel fokussierter.“ Auch für sie ist es eine neue Erfahrung. „Wenn ich neben mir die Oboe spielen sehe und höre, löst das ganz andere Emotionen aus – bei uns und dem Publikum.“ Hinzu kommt der Einsatz einer großen LED-Wand, die Technologie soll Gefühle verstärken und die Erzählung auf der Bühne verstärken.

Ein Schlüsselmoment im Stück: Wenn Emde als Elisabeth im Sternenkleid den Song „Ich gehör‘ nur mir“ anstimmt. Es ist der Moment, in dem sich ihre Figur selbst behauptet, sich von den gesellschaftlichen Zwängen am Hof in Wien emanzipiert. „Es ist der triumphale Moment des ersten Akts.“ Nicht nur inhaltlich ein Kraftakt (nicht nur Elisabeths Leben war tragisch und schicksalhaft, ihr Tod ebenfalls), auch in der Umsetzung – das prächtige Kleid muss natürlich perfekt sitzen: „Während des Musicals gibt es um die zwölf Quick-Changes, in denen ich mich meist in unter einer Minute umziehe“, gewährt die 28-Jährige einen Einblick hinter die Kulissen.

Was die Kulissen von Hannover angeht, ist für die gebürtige Bremerin nicht alles neu. „Ich war ab und zu in der Stadt.“ Sollte zwischen den Bühnenproben und Soundcheck Zeit sein, will sie die Landeshauptstadt erkunden. Dann bekleidungstechnisch allerdings in zivil.

Mit Romy-Schneider-Filmen hat das hier herrlich wenig zu tun: Im Musical „Elisabeth“ rücken die Macher den Tod der legendären österreichischen Kaiserin in den Vordergrund. Darstellerin Kristine Emde (28) spielt die Hauptrolle in dem Stück, das ab 1. Juli in der Oper Hannover gastiert.



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