Meister des subtilen Humors
Das Museum Wilhelm Busch widmet F. K. Waechter und Tex Rubinowitz eine Doppelausstellung

F. K. Waechter: „Alles klar – Ne wieso“, o. J.F. K. Waechter Erbengemeinschaft
Hannover. Zwei Künstler, die als Meister des subtilen und schrägen Humors gelten – und eine Beziehung zu Hannover haben. Tex Rubinowitz wurde in dieser Stadt geboren, F. K. Waechter hat hier einige seiner wichtigsten Theaterstücke inszeniert. Das Museum Wilhelm Busch widmet ihnen eine Ausstellung, die noch bis zum 14. September zu sehen ist.

Unter dem Titel „Wo die Irren flirren – F. K. Waechter. Unvergessen für immer“ werden die Absurditäten des Alltags in den Fokus gerückt. Vergnüglich darf man sich fragen: „Sind denn alle verrückt geworden?“ Denn der Karikaturist, Autor und Dramatiker versteht es wie kaum ein anderer, Regeln und Autoritäten in Frage zu stellen und Beobachtungen des scheinbar Alltäglichen mit subversiver Gesellschaftskritik zu verbinden.

Mit Cartoons wie „Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein“ (1971) inspirierte er Generationen von Zeichnenden. Als ein Vertreter der Neuen Frankfurter Schule prägte er seit den 1960er-Jahren die deutsche Satire.

Bekannt vor allem als Gründungsmitglied des berühmt-berüchtigten Satire-Magazins „Titanic“, war er jedoch auf vielen Bühnen zu Hause – im wahrsten Sine: Mehr als 40 Theaterstücke hat er geschrieben. Fünf Uraufführungen gab es in Hannover. Das bekannteste Stück, „Die Eisprinzessin“, die in über 200 Aufführungen zwischen 1993 und 2005 durch das Treppenhaus der Cumberlandschen Galerie fegte und dabei langsam auftaute, liefert dann auch die Inspiration für den Titel. „Auf nach Süden!“, heißt es darin, „wo die Irren flirren“.

Das Museum Wilhelm Busch gibt in dieser Ausstellung beiden Teilen seines Schaffens Raum, sowohl der Zeichenkunst als auch der Welt des Stückeschreibers. Insbesondere Waechters Theaterarbeit in Hannover wird mit einer Auswahl an Programmheften, Bühnenfotografien und Filmausschnitten präsentiert. Am Sonnabend, 23. August, wird zum 350-jährigen Jubiläum der Herrenhäuser Gärten zudem ein Theaterstück Waechters live beim Sommerfest im Großen Garten aufgeführt: „Der alberne Hans“. In dem modernen Märchenspiel verwandelt eine Hexe alle Hofbewohner in Katzen, und der Dumme stellt sich am Ende als der Kluge heraus.

Zeitgleich werden Waechters Zeichnungen aus den Bilder- und Mitmachbüchern „Da bin ich“ und „Die Kronenklauer“ gezeigt, die sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene richten.

„Kartoffeln machen Druck von unten“ heißt der Titel der Ausstellung, die Cartoons und Stickstoff von Tex Rubinowitz präsentiert. Stickstoff? Ja, richtig gelesen. Dabei handelt es sich um auf Stoff gestickte oder genähte Sinnsprüche. Sind sie ein parodierendes Augenzwinkern an die gestickten Sinnsprüche, die in manchen deutschen Wohnzimmern oder Dachbodenkisten noch immer auf gerahmte Bildchen über der Tür oder auf Zierkissen und Geschirrtüchern zu finden sind? In der Rubinowitz-Version steht dann dort: „Deine Luft will ich auch nicht mehr atmen“ oder auch dadaistische Poesie.

Der Künstler liebt es, Traditionen ihrer gewohnten Bedeutung zu berauben. So hat er unzählige Listen gesammelt, beispielsweise „Was Psychiater sich während der Therapiesitzung so notieren“, wo man dann liest: „Das hat er mir letzte Woche schon erzählt...“.

Die skurrilen und tiefsinnigen Cartoons und Texte des gebürtigen Hannoveraners sind unter anderem in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, dem österreichischen Standard, der Wiener Stadtzeitung Falter und dem Satiremagazin Titanic zu sehen und zu lesen. Spätestens, seitdem er im Jahr 2014 den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis gewann, ist Tex Rubinowitz dem Publikum auch als Autor bekannt. In seinen Zeichnungen treffen zerzauste Figuren auf Eichhörnchen, Federvieh oder Raupen – harmlos auf den ersten Blick, oft tiefsinnig auf den zweiten. Mit lakonischem Humor dekonstruiert Rubinowitz die Welt des Alltags, jongliert mit Sprache und Sinn und hinterlässt beim Betrachter ein leises Staunen, manchmal gemischt mit angenehmer Ratlosigkeit.

Die nächste Sonntagsführung durch die Ausstellungen beginnt am 8. Juni um 11.30 Uhr, eine Reservierung ist online möglich. Die Teilnahme kostet 5 Euro zuzüglich Museumseintritt. R/HR

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