Wer erinnert sich noch an die Pendel-Bar in der Marktstraße, die Ex-Bar in der Georgstraße oder die Jenseits-Bar in der Schillerstraße? Schrille Entwürfe, hypnotisch wirkende Grafik und bunte Farben waren die Kulisse für den Befreiungstanz der Aufbruchjahre.
Geschaffen hat diese Locations, die längst alle Geschichte sind, der hannoversche Architekt Peter Grobe. 1958 war er vom Architekturstudium in München in seine hannoversche Heimat zurückgekehrt und setzte hier zusammen mit innovativen Bauherren und Künstlern seine Vorstellung von Moderne um. Es waren muffige Nachkriegsjahre zwischen Biedermeier und Furnierbarock, die Studentenbewegung war in Deutschland noch nicht entflammt. Aber es ging los.
„Junge Leute waren auf der Suche nach Orten, um sich zu treffen, zu feiern und sich über Kunst, Musik, das Leben, die Politik auszutauschen“, erinnerte Ausstellungskuratorin Ute Maasberg vom Werkbund-Nord bei der Eröffnungsrede. Es bildete sich „eine aufsehenerregende Clubkultur: diskursiv, lebensbejahend, artifiziell, offen, cool und stylish“. Grobe lieferte die Räume dazu. Auftakt war die Bar Jenseits, die Grobe 1960 zusammen mit dem späteren Galeristen Dieter Brusberg für Betreiber Jens Brenke umbaute. Fast kühl, aber nicht streng, sondern modern kommt sie auf den Bildern daher.
Die Ex-Bar (1962, Bauherr: Gert Schade) war dann schon technikverliebter, mit Glitzerbällen unter der Decke und einer Tanzfläche aus Ziffernblattgrafiken. In Hannover folgte 1966 die Pendel-Bar (Bauherr: Gert Schade) in fast obszön wirkendes rotes Licht getaucht. Zwischenzeitlich hatte Grobe in Braunschweig 1964 die Album-Bar eröffnet und schließlich 1966 auch die Galerie-Bar in Goslar entworfen.
„Es war eine tolle Zeit“, sagte der mittlerweile 94-jährige Architekt. Mit ihm feierten langjährige Weggefährten wie Kunstprofessor Siegfried Neuenhausen, der Bars mit ausgestattet hatte (einige Exponate sind zu sehen, ebenso wie die zeitgenössische Skulptur „Lustbrücke“ von Künstlerin Maria Becke-Rausch). Ex-Landesbauminister Walter Hirche (FDP) war ebenso gekommen wie Ekkehard Bollmann, der Architekt des abgerissenen Kröpcke-Centers.
Es sei damals darum gegangen, „eine ganze Welt zu öffnen für Kompositionen aus starken Figuren, die ihre Augen auf ein freiheitliches und demokratisches Leben in einer offenen Gesellschaft richten, sich für moderne Musik und Kunst begeistern und Gemeinschaftlichkeit leben“, sagte Maasberg. Der kommunale Kunstraum Kubus wirke dabei ein wenig auch wie „ein Echoraum“, denn Künstler Brusberg betrieb hier erst einen Modeladen, dann eine Galerie.
Grobe plante später bundesweit Modestores und Kaufhauskonzepte. Legendär ist sein Projekt zur Überdachung der Großen Packhofstraße, das er mit Herrenausstatter Georg Erdmann umsetzen wollte und am Ende nur an einer Hauseigentümerin scheiterte. Zuletzt machte Grobe regelmäßig Schlagzeilen mit seinem Konzept großer künstlicher Seen westlich von Hannover („Leinebogen“).
Die Ausstellung „Jenseits von Zeit“ ist bis zum 23. Februar im Kubus, Theodor-Lessing-Platz 2, zu sehen (dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr). Jeweils freitagabends gibt es Clubkulturevents.