Welche Möglichkeiten und Bedarfe eine Kooperation von Bundeswehr und Hilfsorganisationen hat, darüber diskutierte Bundesminister der Verteidigung Boris Pistorius mit Vertretern der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. (JUH) und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) der Region Hannover.
Der Minister griff in der Fahrzeughalle der Johanniter am Kabelkamp vor rund 200 Zuschauenden von Polizei, Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk, mehreren Hilfsorganisationen sowie Vertretern von Landes- und Kommunalbehörden zu deutlichen Worten: „35 Jahre ohne Kalten Krieg und Bedrohungslagen haben dazu geführt, dass wir nicht in Verteidigung und Zivilschutz investiert haben. Aber Krisen fordern uns jetzt häufiger, schneller und sehr variantenreich. In Russland betreibt Putin eine Kriegswirtschaft. Er befiehlt hybride Angriffe gegen Europa, der Krieg in der Ukraine geht bald in das vierte Jahr. Wir benötigen in Deutschland eine integrierte Gesamtverteidigung, wir wollen sie ohne Angst und Alarmismus aufbauen. Dafür müssen wir in unserer Gesellschaft ein Bewusstsein schaffen.“
■ Profis in Erster Hilfe, Betreuung und Verpflegung„Die Hilfsorganisationen sind Profis unter anderem für Erste Hilfe, Betreuung und Verpflegung und durch ihre hohen Erfahrungswerte in der Lage, jederzeit schnell und effektiv Hilfe zu leisten“, sagte Thorsten Ernst, Bundesbeauftragter der JUH für zivil-militärische Zusammenarbeit. Mit Blick auf die neuen Herausforderungen müssten nun Rollen geklärt und offene Fragen beantwortet werden wie beispielsweise: Wer kann und darf was in welchen Krisensituationen übernehmen?
Verteidigungsminister Pistorius blickte anerkennend auf die Hilfsorganisationen: „Sie sind es gewohnt und gut darin, sich auf neue Lagen einzustellen.“ Nun gelte es, die Bundeswehr abschreckungsfähig zu stärken und die Hilfsorganisationen gleichzeitig „mitzunehmen, auszurüsten und finanziell zu unterstützen.“ Übereinstimmend sagten dazu die Vertreter von JUH und DRK: „Damit Hilfsorganisationen und Bundeswehr in einer Krise gut zusammenarbeiten können, müssen wir einander noch besser kennenlernen, gemeinsam aus- und fortbilden und üben, üben, üben.“
■ Für den Zivilschutz wird mehr ehrenamtliches Engagement gebrauchtDie breite und stabile Basis des ehrenamtlichen Engagements in Deutschland sei, so Boris Pistorius, ein großes Pfund. Klar sei aber auch: „Wir brauchen mehr ehrenamtlich Engagierte als wir heute haben.“ Das Ehrenamt stärken, gesellschaftliches Bewusstsein erzeugen… Dazu sagte Thorsten Ernst von den Johannitern: „Das Thema Zivilschutz gehört in die Lehrpläne. Erste Hilfe-Kenntnisse mit Selbstschutzinhalten sind für die Unterstützung von Freunden und Familie, aber auch in der Nachbarschaft ein erster wichtiger Schritt. Wir meinen, dass wir mit der Vermittlung dieser Kenntnisse gar nicht früh genug anfangen können, um eine verlässliche Resilienz der Bevölkerung zu erreichen.“
■ Zur Zivilen VerteidigungDie Zivile Verteidigung stellt den nicht-militärischen Part der Gesamtverteidigung in einem Ernstfall dar, dazu gehören die Aufrechterhaltung der Staats- und Regierungsfunktionen, der Zivilschutz, die Versorgung der Bevölkerung und die Unterstützung der Streitkräfte.