„Jetzt erst recht!“, habe man sich im Rathaus gesagt, als Hannover doch nicht Kulturhauptstadt 2025 wurde, so Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne), der mit Kulturdezernentin Eva Bender (SPD) am Maschpark einsteigt. Und so wurde in den vergangenen Monaten hinter den Kulissen ein Bündnis geschmiedet aus Stadt und Stadtmarketing, Wirtschaft und Kulturinstitutionen, um die frohe Botschaft dessen, was die Stadt kulturell zu bieten hat, in die Welt hinauszutragen. Analog und digital.
Gleichbedeutend mit der Marke „Messestadt“ soll die „Kulturstadt“ künftig beworben werden. Bislang habe sich die Stadt stets in Zurückhaltung geübt, wenn es um das Anpreisen ihrer kulturellen Qualitäten ging, findet Opernintendantin Laura Berman. „Es steht eine Veränderung an: Hannover outet sich.“ Sie hat gemeinsam mit GOP-Direktorin Nadine Matzat die Zahl 96 mitgebracht: So viele Veranstaltungen gibt es in Hannover pro Tag. 3000 sind es im Monat. Und 2,6 Milliarden Euro setzt die Kultur pro Jahr um, ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Aber nicht nur: „Die geballte Kraft der Kultur ist in der Lage, zu verbinden und damit den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu stärken“, sagt Onay. „Geballte Nähe, trotz wahrer Größe“ ist der Slogan. Gepriesen wird eine Stadt der kurzen Wege und der gelebten Zusammenarbeit. „Hannover ist schon eine Großstadt“, sagt die aus Funk und Fernsehen bekannte und in Hannover aufgewachsene Moderatorin Bettina Rust, die als Reiseleiterin fungiert. „Aber es ist nicht so, dass man sich darin verirrt.“ Vom Künstlerhaus aus war es losgegangen, in einem entsprechend bemalten Üstra-Bus und einer überschaubaren Zahl an Pressevertretern und Multiplikatoren.Immer neue Akteurinnen und Akteure steigen dazu. Immer wieder sind am Wegesrand lebende Skulpturen zu sehen, die zeigen sollen, wie bewegend Kultur ist. Am Rathaus marschiert einmal die Band Brazzo Brazzone durch den Fahrgastraum. Und am Endpunkt, dem musikalischen Coworking-Space Rampe in der Nordstadt, warten Vertreter der Kulturszene der Stadt auf die Fahrgäste, vom Kommunalen Kino bis zum Musikzentrum, von den Kunstfestpielen bis zum Kulturzentrum Faust, vom Feinkunstraum bis zum Theater an der Glocksee.
„Wir sind nicht Kulturhauptstadt geworden, aber wir werden uns benehmen, als wären wir Kulturhauptstadt“, verspricht Dezernentin Bender für 2025 und darüber hinaus. Als wichtige Ereignisse im kommenden Jahr kündigt sie unter anderem an: 350 Jahre Großer Garten, 700 Jahre Gartenkultur, 60 Jahre Scorpions und ihr Konzert im Stadion, 25 Jahre seit der Schenkung des Nachlasses von Niki de Saint Phalle und die dazugehörige Ausstellung im Sprengel Museum oder auch zehn Jahre als Unesco City of Music.
Wie vertragen sich die Lancierung der Marke „Kulturstadt“ und die geplanten Kürzungen im Kulturbereich durch die Ratsmehrheit von SPD, CDU und FDP? Er halte diese Pläne für falsch, sagt Onay der HAZ am Rande des Events in der Rampe. Die betroffenen Institutionen müssten weiter gefördert werden. „Wir werden dafür kämpfen“, sagt er. „Wir denken solidarisch.“ Jetzt erst recht.