Langweilig wird es hier nie, niemand arbeitet nach Schema F. Für Pflegehelferin Cornelia Lieb ist es genau das, was sie an ihrem Beruf begeistert. „Ich mache eigentlich alles“, sagt die 57-Jährige. Betreuungsangebote begleitet sie genauso wie Mahlzeiten oder Toilettengänge. Einen besonderen Schwerpunkt hat sie sich mit kreativen Spielangeboten geschaffen. „Da brauche ich kein Buch, das habe ich alles im Kopf.“ Bilder-Bingo, Memory oder Erzählkarten gestaltet sie selbst, gern zusammen mit den Tagesgästen. Das kommt gut an: Als Cornelia Lieb ihre Materialien zeigt, spitzt ein Tagesgast gerade Buntstifte an. „Das ist unser Ass hier! Wenn sie mal ein paar Tage frei hat, kommt sie immer mit lauter Ideen für Spiele wieder“, sagt er. An den Angeboten nimmt er gern teil – und wenn es ihm zu viel wird, zieht er sich einfach in den Ruheraum zurück. Die herzliche, familiäre Atmosphäre in der Tagespflege über zeugt auch Skeptiker. „Manche haben Angst, wenn sie das erste Mal kommen – und wollen dann nachmittags gar nicht mehr weg“, erzählt Cornelia Lieb.
Über Umwege hat Cornelia Lieb in ihren Traumberuf als Pflegehelferin und Betreuungskraft gefunden. Geboren in Wilhelm-Pieck-Stadt, heute Guben, in Brandenburg, absolviert sie zunächst eine Ausbildung als Kellnerin. Als sie 1996 als alleinerziehende Mutter eines Sohnes nach Hannover kommt, fängt sie als Reinigungskraft in einem Altenheim an und entdeckt dort ihr Interesse am Pflegebereich. Weil sie vor allem die Betreuung reizt, macht sie eine Ausbildung zur Sozialassistentin – und kann wegen einer rechtlichen Änderung nach dem Abschluss mit dieser Qualifikation nicht mehr in der Altenhilfe arbeiten. Aber Cornelia Lieb bleibt dran und kehrt zurück auf die Schulbank. Bei den Johannitern in Ronnenberg absolviert sie die Ausbildung zur Pflegehelferin und Betreuungskraft und bewirbt sich dann gezielt in kleinen Einrichtungen. In der Johanniter-Tagespflege findet sie schließlich den Arbeitsplatz, der perfekt passt. Vor allem das positive Feedback der Pflegebedürftigen motiviert sie: „Wir hatten letztens einen Probegast, der hat am Ende applaudiert. Ein besseres Lob kann man gar nicht kriegen!“
Auch Sascha Grote fühlt sich wohl in der Johanniter-Tagespflege. „Ich habe hier einen Ort gefunden, wo ich meinen Anspruch an meinen Beruf mit meinem Team umsetzen kann“, sagt er. Der 50-Jährige kommt in Ost-Westfalen zur Welt und absolviert nach dem Abitur seinen Zivildienst in einem heilpädagogischen Kindergarten – und fängt Feuer für den sozialen Bereich. Als erster in der Familie beginnt er ein Studium und entscheidet sich für das Fach Sonderpädagogik. Nebenbei arbeitet er als Pflegehelfer und schnuppert das erste Mal Tagespflege-Luft. „Das war sagenhaft!“, sagt er. Ihn begeistern die medizinisch-pflegerischen Inhalte und das Teamgefühl. Nach dem Abschluss mit Schwerpunkt Sprachheilpädagogik findet Sascha Grote bald den Weg zurück in die Altenpflege. Er arbeitet in einem Altenheim und macht berufsgleitend sein Altenpflegeexamen. Als 2014 die Johanniter-Tagespflege eröffnet wird, ergreift er die Chance und fängt dort als Fachkraft an. Nach einigen Jahren als Stellvertreter wird Sascha Grote 2023 Pflegedienstleitung. Unterstützung von den Johannitern erfährt er vor allem bei seinen Weiterbildungen zur gerontopsychiatrischen und zur leitenden Pflegefachkraft.
Sascha Grote schätzt besonders die sozialpflegerischen Aspekte seiner Tätigkeit. „Langzeitpflege ist mir ans Herz gewachsen. Ich kann auf mittelfristige Ziele hin planen und nachhaltig Beziehungen gestalten“, sagt er. Wenn die von Vertrauen geprägt sind, fallen auch pflegerische Tätigkeiten wie Waschen leichter – vor allem bei Menschen mit Demenz. Hier kommt es darauf an, die Autonomie der Person zu berücksichtigen und ihnen nicht die Entscheidungsfreiheit zu nehmen. Sascha Grote greift hier häufig auf sein pädagogisches Fachwissen zurück. Seine Botschaft an Kolleginnen und Kollegen lautet: „Unterschätzt niemals die Menschen! Auch bei Gedächtnisproblemen haben sie ein emotionales Erleben.“
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