„Mit dem Stadtkulturpreis möchten wir Menschen und Institutionen ehren, die sich in den Bereichen Kultur, Gemeinschaft und Demokratie besonders für Hannover einsetzen“, sagt Konstanze Beckedorf, Vorsitzende des Freundeskreises, bei der Bekanntgabe am Montag, 25. November. Stünkel sei „eine bedeutende Künstlerin, die nicht nur großartige Filme produziert, sondern sich auch leidenschaftlich für die Kunst- und Kulturszene in unserer Stadt engagiert und junge Talente fördert“, ergänzt Hajo Rosenbrock, Co-Vorsitzender des Freundeskreises.
Die Künstlerin hatte nicht damit gerechnet, mit dem Stadtkulturpreis geehrt zu werden: „Als ich den Anruf erhielt, war ich total überrascht“, sagt Franziska Stünkel. „Für mich ist es selbstverständlich, mich zu engagieren, ich bin mit dem Ehrenamt groß geworden. Das kenne ich so auch schon von meinem Elternhaus.“
Bei aller Bescheidenheit ihrerseits – Stünkels Engagement ist schon sehr außergewöhnlich: Trotz ihres internationalen Erfolges und der Arbeitsintensität – derzeit schreibt sie gerade wieder an einem neuen Drehbuch – ist die 51-jährige Künstlerin in vielen Initiativen, Vereinen und Ehrenämtern aktiv. Und das seit 25 Jahren durchgehend. So setzt sie sich in Vorträgen, Gremien, Jurys und Panels für Demokratie, sozial benachteiligte Menschen und Flüchtlinge ein. Sie tritt für die Förderung junger Künstlerinnen und Künstler, Geschlechtergerechtigkeit und Diversität ein. Stünkel ist auch Mitglied des Kuratoriums der Hannah-Arendt-Tage und der Tui-Stiftung sowie Kuratorin und Juryvorsitzende des Spreewälder Literatur-Stipendiums und Jurymitglied beim Cast-&-Cut-Stipendium. Außerdem ist sie Botschafterin der Hilfsorganisation „Be an Angel“, des Norddeutschen Knochenmarkspenderegisters (NKR) und weiterer Initiativen.
Darüber hinaus erhält Stünkel den renommierten Stadtkulturpreis für ihren Einfluss in der Kunst- und Kulturszene, sowohl in ihrer Heimatstadt Hannover als auch international. Mit dem hochkarätig besetzten Film „Nahschuss“ mit Lars Eidinger in der Hauptrolle (derzeit zu sehen über die ZDF-Mediathek) habe sie ein wichtiges Stück deutscher Geschichte in den Fokus gerückt, begründet der Freundeskreis seine Entscheidung. Der Kinofilm ist ihr dritter Film; er basiert auf der Biografie von Werner Teske, an dem 1981 das letzte Todesurteil in der DDR vollstreckt wurde. Auch Peter Lohmeyer, der am 2. Dezember in der Orangerie Herrenhausen die Laudatio auf die Preisträgerin halten wird, spielt in dem Film mit.
Für ihre Fotoserie „Coexist“ fotografiert Franziska Stünkel weltweit seit mehr als 15 Jahren natürliche Reflexionen auf Schaufensterglas, um in über diese Form der Verdichtung von der Koexistenz menschlichen Lebens zu erzählen. Mit ihrer Kunst verhelfe sie Hannover zu internationalem Ansehen, betont Freundeskreis-Vize Rosenbrock. „Dabei verliert sie aber nicht den Bezug zu ihrer Heimat: Auch hier setzt sie sich unermüdlich aktiv für die Kulturförderung ein, unter anderem mit Ausstellungen im Sprengel Museum oder dem Projekt ,Honigschleuder – Kunst im Bunker‘ am Weidendamm.“
Stünkel nutzt die Bekanntgabe des Preises, um auf die Auswirkungen von Kürzungen im Kulturetat hinzuweisen. „Diese Kürzungen sind gerade jetzt in Zeiten der schwindenden Demokratien und wachsenden Diktaturen sehr schmerzhaft“, betont sie. „Denn Kultur kann einen Raum für Ängste geben, aber auch neue Ansätze zeigen. Sie kann Zeichen gegen die Passivität und das Ohnmachtsgefühl setzen. Kultur darf kein Luxusgut sein“, so ihre Forderung. Das Preisgeld von 5000 Euro wolle sie für ein neues ehrenamtliches Projekt einsetzen, das noch in der Konzeptionsphase sei.Als zweite Preisträgerin würdigt der Freundeskreis Alina Zimmermann. Sie erhält den Sonderpreis für herausragendes bürgerschaftliches Engagement, stellvertretend für den Verein „Was mit Herz“. Dieser engagiert sich für Nachbarschaftsprojekte und bringt Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen. „Das Team rund um Alina Zimmermann trägt entscheidend zur Stärkung der Gemeinschaft bei“, sagt die neue Geschäftsstellenleiterin des Freundeskreises, Barbara Sommer.Die offizielle Verleihung des Stadtkulturpreises am Montag, 2. Dezember, in Herrenhausens Orangerie wird Kabarettist Matthias Brodowy moderieren. Auf der Gästeliste stehen etwa Regionspräsident Steffen Krach (SPD), Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) und Falko Mohrs (SPD), niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur. Musikalisch wird die vielfach ausgezeichnete Big Band der Käthe-Kollwitz-Schule den Abend begleiten, zudem sind Showacts aus dem Winter Varieté des GOP zu sehen.