Sprengel Museum
bekommt eine neue Attraktion
Der US-Künstler James Turrell wird den sanierten
Skulpturengarten bis Herbst 2026 in ein riesiges Lichtkunstwerk verwandeln

Lichtinstallation im Skulpturengarten Sprengel Museum, James Turrell "Sky Space", Reinhard Spieler im SkulpturengartenFoto: Nancy Heusel
Hannover. Hier hat man wirklich einmal etwas geschafft: Das ist die Stimmung, die bei dieser Pressekonferenz im Sprengel Museum verbreitet wird. Das Wort Glück, das sonst bei solchen Gelegenheiten eher nicht fällt, ist an diesem Nachmittag in jedem Redebeitrag mehrfach zu hören. Auslöser der allgemeinen Euphorie ist der US-amerikanische Künstler James Turrell, der ein neues Kunstwerk für Hannover schaffen wird. Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) spricht von einem „Highlight“, einer „herausragenden Attraktion“ und einem neuen kulturellen „Leuchtturm“ für die Stadt. Und was sonst nur allgemeine Phrasen sind, beschreibt hier wohl recht zutreffend die geplante Arbeit.

Turrell wurde gebeten, einen Beitrag zum Skulpturengarten des Sprengel Museums zu schaffen. Dieser „Garten“ ist ein skulptural gepflasterter Innenhof, der seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr öffentlich zugänglich ist und nach einem Wasserschaden 2014 ganz abgeräumt wurde. Mithilfe von Fördermitteln des Bundes und mit Unterstützung von Sponsoren wie Rossmann wird der ursprüngliche Zustand nun wiederhergestellt. Nach ersten Plänen sollten die Arbeiten, die noch nicht begonnen haben, 2025 abgeschlossen sein. Das wird jetzt allerdings bis zum Herbst 2026 dauern.

Das liegt vor allem an Turrell: Im März hat der damals 80-jährige Künstler, der für die Übergabe einer neuen Arbeit im Wahrendorff-Klinikum angereist war, die verwaisten Fläche selbst in Augenschein genommen. Zurück in Kalifornien schickte er einen Entwurf nach Hannover, der alle Erwartungen sprengte: Er schlug nicht ein Werk vor, das dort ausgestellt werden könnte – er wollte den ganzen Skulpturengarten in ein neues Kunstwerk verwandeln. Die raumgreifende Dimensionen dieser Arbeit spiegelte sich allerdings auch in den Kosten, die das eigentlich vorgesehene Budget deutlich überschritten. 5 Millionen Euro soll die Umsetzung des künstlerischen Plans jetzt kosten – und dass es gelungen ist, diese Summe zu beschaffen, ist ein weiterer wichtiger Grund für die gute Laune im Museum.

Sprengel-Direktor Reinhard Spieler nannte es „ein großartiges Zeichen für Hannover“, dass sich große Unternehmen verantwortlich fühlten für die Kultur der Stadt. Konkret meinte er damit den Versicherer Hannover Rück, der sich über seine Stiftung mit 2,5 Millionen Euro beteiligt. Je eine halbe Million Euro kommen von Rossmann und der Hackerodt-Stiftung. Für die Stadt bleiben noch 1,5 Millionen Euro.

Dafür wird der gesamte Skulpturengarten mit einer Fläche von mehr als 500 Quadratmetern mit einem flachen Dach verstehen, das von einer filigranen Stützenkonstruktion getragen und das Museumsgebäude um zwei Meter überragen wird. In der Mitte gibt es eine viereckige Aussparung, die freien Blick in den Himmel eröffnet – der „Sky Space“, der ähnlichen Arbeiten Turrells den Namen gegeben hat. Die hannoversche Version, die den lateinischen Titel „Totus intus, totus foris“ (auf Deutsch: alles innen, alles außen) tragen soll, sei aber in Größe und Ausführung europaweit einzigartig, versichert Spieler: „Dieses Werk hat das Potenzial, das Sprengel Museum zu einem Pilgerort für Kunstbegeisterte aus aller Welt zu machen“, sagt er.

Das Dach wird von unten durch einen Ring aus LED-Leuchten mit farbigem Licht bespielt. Der Wechsel der Beleuchtung ist an Sonnenauf- und -untergänge angelehnt. Genau in dieser Zeit wird die Arbeit auch ihre größte Wirkung entfalten. Deshalb wird der Skulpturengarten künftig im Sommer, wenn die Sonne spät untergeht, auch außerhalb der Öffnungszeiten des Museums zugänglich sein. Zum frühen Sonnenaufgang könnte immerhin gelegentlich geöffnet sein, glaubt Spieler. Die genauen Planungen dafür stehen noch aus.


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