„20 Monate Bauzeitschließung – diese Spanne zu überbrücken war schon ein großer Kraftakt“, sagt Inna John. Aber die Mittvierzigerin, die das Geschäft Lothar John Tischkultur gerade von ihrem Vater übernommen hat, strahlt dabei übers ganze Gesicht. „Schauen Sie, wie schön es geworden ist“, sagt sie.
Die Galerie mit der runden Glaskuppel, die die Joachimstraße mit der feinen Luisenstraße verbindet und über einen historischen Seitenarm überdachtes Shoppen bis zur Theaterstraße ermöglicht, galt lange Zeit als Sorgenkind in Hannovers Innenstadt. Immer wieder gab es hochtrabende Pläne für die Revitalisierung, aber letztlich reichte ein Investor sie nur an den nächsten weiter. Vor allem das Fehlen qualitätsvoller Gastronomie machte „der Luise“ am Ende zu schaffen.
Neueigentümer Momeni, der bundesweit mehrere Galerien betreibt, hat jetzt grundlegend Hand angelegt.
Die gesamte Passage wird in drei Bauabschnitten bis aufs Stahlskelett entkernt und erneuert. Herausgekommen ist im Bereich der Rotunde ein ganz neues Raumgefühl, weil sich jetzt eine Treppe sanft durch den Raum schwingt und das Obergeschoss neu erschließt. „Es wird toll“, sagt auch Carsten Kondla. Der Herrenmodespezialist ist der einzige Mieter, der mit seinem Geschäft Roy Robson by Kondla während der gesamten Bauphase im Haus ausgeharrt hat.
Auch Inna John kann ihre feinen Haushaltsartikel jetzt auf mehr Platz anbieten. 280 Quadratmeter waren es früher, nun sind es 100 Quadratmeter mehr. Alles präsentiert sich lichter und lockerer, gut ausleuchtet und einladend drapiert. „Hier haben wir uns eine schöne Wohlfühlwelt geschaffen“, sagt die Chefin. „Hannover braucht auch Geschäfte, in denen es Hochwertiges gibt und das Einkaufen Spaß macht.“ Aber 20 Monate ohne Ladengeschäft – wie übersteht das eine Händlerin? „Der Onlinehandel hat uns über Wasser gehalten“, sagt John ehrlich. Wegen des Onlineshops habe sie keinen ihrer 20 Beschäftigten während der Umbau-Durststrecke entlassen müssen, jetzt sogar neue eingestellt – und nach Jahren erstmals wieder sogar einen Auszubildenden gefunden. „Es ist ein toller Neustart“, meint John.
Beim Galerie-Eigentümer Momeni will Geschäftsführer Jan Heidelmann noch kein Datum für die Fertigstellung des Umbaus nennen. Es tauchten „im gesamten Verlauf der Revitalisierung immer wieder Überraschungen“ auf. Trotzdem sei man im Plan und rechne mit einem Abschluss im Laufe des ersten Quartals 2025.
Feines Shoppen am Hauptbahnhof: Vielleicht hat Hannover tatsächlich bald seine Galerie als erste Adresse zurück. Der Anfang ist gemacht.