Das Theatermuseum hatte 2019/2020 noch eine große Nina-Hagen-Ausstellung gezeigt. Die Folgeschau, „Spurensuche“, wurde wegen der beginnenden Corona-Pandemie erst in den Herbst verschoben und nach wenigen Tagen im zweiten Lockdown wieder geschlossen. Das Haus stellte seinen Ausstellungsbetrieb ein – und nahm ihn die vergangenen knapp drei Jahre nicht mehr auf. „Wir hatten Zeit“, sagt Niemann. 30 Jahre war das Theatermuseum nicht renoviert worden; jetzt dachte er es neu. Es gab nicht nur neue Teppiche und neue Vitrinen. Die Wände vom alten Kinobereich mitten im Hauptraum mussten weichen. Die frei gewordene Fläche auf einem lichten Podest bietet nun mehr Platz mehr für den Ausstellungsbetrieb.
Niemann braucht sie. „Theater im Spiegel der Zeit. Die 1920er Jahre“ heißt die neue große Sonderausstellung, mit der es am 17. November weitergehen soll (bis 13. April 2025). Er tauchte tief ab ins Archiv und untersucht nun ein Jahrzehnt, als in dieser Stadt die klassische Moderne mitgeprägt wurde, der spätere Dadaist Kurtz Schwitters die Programmhefte gestaltete und es etliche Privattheater gab wie das „Mellini“ am Hauptbahnhof mit 1500 Plätzen. Die aktuelle Intendanz hatte sich eine historische Schau mit klarem Hannover-Bezug gewünscht.
„Hannover war nicht der Nabel der Welt“, sagt Niemann. „Aber hier wurden Leute groß, die später anderswo zu Stars wurden.“ Er nennt die Filmschauspieler Heinz Rühmann, Theo Lingen und Dieter Borsche, der seine Laufbahn als Tänzer unter Ballettmeisterin Yvonne Georgi begann, die vom Opernhaus aus den Tanz entscheidend mitprägte.
Einer hatte sie alle vor seiner Kamera: der Fotograf Will Burgdorf. Porträtfotos von ihm werden in einer Kabinettausstellung im Untergeschoss zu sehen sein. Niemann fiebert der Eröffnung entgegen. Er verspricht: „Es wird lebendig sein. Es wird bunt sein. Und es wird informativ sein.“