Wir treffen Lindacher-Weis auf dem Betriebshof Leinhausen. Auch hier entstehen viele ihrer Videos. Unter dem Benutzernamen „Omagela63“ lädt die Üstra-Fahrerin täglich Bilder und Videos aus ihrem Alltag hoch. Über 5000 Menschen folgen ihr auf der Plattform, und noch viele mehr kennen sie. „Es nimmt zu, dass mich Leute auch auf der Straße erkennen und mich ansprechen oder ein Selfie wollen“, erzählt die 60-Jährige.
„Was passiert eigentlich in einem Tunnel?“, fragt „Omagela“ in einem ihrer Posts. Sie erklärt online, wie die Tunnelsysteme, Ampeln und Hebel funktionieren. Wer eine Frage hat, kann sich bei ihr melden. „Die hohe Kunst ist ja, dass einem die Leute auch schreiben“, sagt Lindacher-Weis. Sie antworte allen, die interessiert sind, das habe für sie etwas mit Höflichkeit zu tun. „Eine meiner Followerinnen hat sich bei mir gemeldet, weil ich sie mit meinen Videos inspiriert habe. Jetzt macht sie einen Führerschein als Stadtbahnfahrerin“, erzählt die Mini-Influencerin.„Im Alter fit bleiben und nie den Spaß verlieren“, steht in ihrem Profil auf Instagram. Dieses Motto verkörpert die 60-Jährige: Momentan trainiert sie für einen Triathlon. Auch ihr Training teilt sie online. „Ich sträube mich, in das Klischee alt, langweilig und ohne Technik zu passen“, sagt Lindacher-Weis, die vor drei Jahren begann, Videos online zu veröffentlichen.
Sie schneidet die Aufnahmen, fügt Effekte hinzu und unterlegt die Clips mit Musik. „Am liebsten mit House-Musik, das ist meine Lieblingsmusikrichtung“, sagt sie.
Nicht alle Menschen in ihrem Umfeld unterstützten ihren Auftritt auf Social Media, berichtet die 60-Jährige – das sei ihr aber egal. „Wenn man sich selbst auf die Schippe nehmen kann und sich nicht so ernst nimmt, ist das Leben viel einfacher“, sagt sie. Und das kann „Omagela63“: Zu dem Song „Pump it up“ tut sie auf Instagram beispielsweise so, als würde sie eine Stadtbahn aufpumpen.
Vereinzelt bekommt Angela Lindacher-Weis auch Hasskommentare: „Es gibt immer ein paar, die halt da auch manchmal ein bisschen abfällig sind“, sagt sie. Persönlich treffe sie das aber nicht. „Ich habe natürlich auch bewusst den Namen Oma gewählt, da bekomme ich ein bisschen Welpenschutz.“
Instagram sei ihr Hobby und nichts, womit sie Geld verdienen wolle, betont Lindacher-Weis. „Instagram hat für mich eigentlich nur Positives.“
Es motiviere sie, arbeiten zu gehen, in der Pause neue Videos zu drehen und Ideen auszuprobieren, sagt sie. „Ich mache das für mich, diese schönen Filmchen.“ Die 60-Jährige nimmt bei Social Media aber durchaus eine Suchtgefahr wahr – gerade für die jüngere Generation. Sie selbst verbringe deshalb nie mehr als eine Stunde pro Tag auf der App. „Ich will nicht abhängig von dem Kram werden“, sagt sie.In zwei Jahren geht „Omagela63“ in Rente. Was danach kommt, weiß sie noch nicht. Aber: Sie möchte mit Social Media weitermachen, solange es nur geht.