„Menschen sind oft sehr an das eigene Fahrrad gewöhnt und haben Probleme mit fremden Rädern“, erklärt Anika Meenken vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Das gelte insbesondere für Ältere. Außerdem gebe es nicht an jedem Ferienort ein Angebot für Leihräder. Das eigene Fahrrad kann hingegen an die meisten Urlaubsziele mitgenommen werden. Je nach Verkehrsmittel müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden.
Mitnahme in der Bahn: Grundsätzlich können in Deutschland Fahrräder gut in Zügen mitgenommen werden. Vor allem im Fernverkehr sind die Kapazitäten jedoch sehr begrenzt. Deshalb sollten Stellplätze frühzeitig reserviert werden. Soll die Reise in der Hauptsaison und am Wochenende erfolgen, ist es sogar ratsam, Monate vorher zu buchen. Die Kosten betragen innerhalb Deutschlands 9 Euro pro Fahrt und Rad. Eine Mitnahme des Fahrrades ohne vorherige Reservierung ist nicht möglich.In Zügen des Nah- und Regionalverkehrs besteht zwar in der Regel keine Reservierungspflicht, allerdings können diese vor allem zu Stoßzeiten so voll sein, dass Fahrräder nicht mitgenommen werden können. Dann muss unter Umständen auf Folgezüge ausgewichen werden. „Im Urlaub sollte daher nicht der Berufsverkehr als Reisezeit gewählt werden. Bei manchen Verkehrsbetrieben ist die Fahrradmitnahme dann auch nicht erlaubt“, erklärt Kaas Elias vom VCD. Meist muss für 6,50 Euro ein Fahrradticket erworben werden, das deutschlandweit und ganztägig gilt. Auf manchen Strecken ist die Mitnahme von Fahrrädern kostenlos – zumindest zu bestimmten Zeiten.
Die Bahn befördert auch Tandems, zusammengeklappte Anhänger, Liegeräder sowie Pedelecs und E-Bikes. Der Akku darf während der Fahrt aber nicht abgenommen oder geladen werden. „Ein Ersatzakku gilt als Gefahrgut und darf nicht mitgenommen werden“, betont Christian Tänzler vom ADFC. Lastenräder und S-Pedelecs sind ebenfalls nicht gestattet. Falträder gelten als Handgepäck, wenn sie zusammengeklappt werden, erläutert Elias. Ihre Mitnahme ist dann gratis.
Fahrräder können im Zug ohne Umbauten transportiert werden. Taschen sollten jedoch schon vor dem Einsteigen abgenommen werden. Es empfiehlt sich, die Räder mit einem Schloss zu sichern, weil die Sitzplätze oft weit entfernt sind. Fürs Ein- und Umsteigen sollte ausreichend Zeit eingeplant werden. Vor allem Fahrstühle stellen in vielen Bahnhöfen ein Nadelöhr dar – wenn es sie überhaupt gibt.
Im Ausland bestehen unterschiedliche Mitnahmeregelungen. Auch dort sollte frühzeitig reserviert werden, weil die Kapazitäten in der Regel ebenfalls knapp sind. Das trifft selbst auf das Fahrradland Niederlande zu. Dort ist es üblich, sich am Zielort ein Rad zu leihen.
Transport mit dem Auto: Wer sein Fahrrad mit dem Pkw transportieren möchte, hat verschiedene Möglichkeiten. Ist der Kofferraum groß genug, kann das Rad darin verstaut werden. Unter Umständen sollte es dafür ein wenig auseinandergebaut werden, indem etwa die Laufräder abgenommen und der Lenker verstellt werden. In große Transporter passen sogar komplette Lastenräder.
Alternativ kann der Drahtesel auf einem Fahrradträger befördert werden, der zum Beispiel auf dem Dach befestigt wird. Dort muss eine Reling oder ein vom Hersteller empfohlenes Trägersystem vorhanden sein, schreibt der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC). Die zulässige Dachlast darf nicht überschritten werden. Das Fahrrad hochzuhieven und dort zu befestigen, ist allerdings nicht einfach. Der Luftwiderstand erhöht außerdem den Spritverbrauch deutlich. Vorsicht ist etwa bei Einfahrten in Tiefgaragen geboten.
Meist wird der Fahrradträger deshalb hinten angebracht – entweder an einer geeigneten Heckklappe oder an der Anhängerkupplung. Dann benötigt er ein eigenes Kennzeichen. Werden die Rückleuchten verdeckt, ist eine zusätzliche Beleuchtungsanlage Pflicht. In manchen Ländern wie Italien müssen darüber hinaus spezielle Warntafeln angebracht werden. Beim Beladen ist darauf zu achten, dass die zulässige Traglast nicht überschritten wird. „Vor allem beim Transport schwerer Pedelecs ist dies leicht der Fall“, warnt der ADAC.
Ganz gleich, ob Fahrräder oben oder hinten angebracht werden: Sie sollten zusätzlich mit Spanngurten gesichert und Anbauteile wie Luftpumpen entfernt werden. Der ADAC rät zu besonderer Vorsicht beim Fahren, weil sich das Kurven- und das Bremsverhalten verschlechtern. Nach einigen Kilometern sollte geprüft werden, ob die Fahrräder noch gut befestigt sind. Eine Alternative zu Fahrradträgern stellen geeignete Anhänger dar.
Reisen mit dem Bus: „In Bussen des Nah- und Regionalverkehrs können Fahrräder oft nicht mitgenommen werden oder es gibt nur bestimmte Zeiten, wo dies möglich ist“, sagt Elias. Wer kleinräumig mit dem Rad unterwegs ist, sollte sich deshalb vorher gut informieren. Im Fernbus werden Räder oft transportiert, wenn zuvor eine entsprechende Buchung erfolgt ist. Das Unternehmen Flixbus hat dafür Fahrradträger am Heck oder spezielle Fahrradhüllen für den Gepäckraum. E-Bikes, Tandems oder Dreiräder werden allerdings nicht befördert. Falträder können zusammengeklappt als Sondergepäck aufgegeben werden. Die Kosten für die Fahrradmitnahme betragen bei Flixbus zwischen 8 und rund 19 Euro pro Fahrt.
Das Rad im Flugzeug: Viele Airlines befördern Fahrräder als Sperrgepäck, das frühzeitig angemeldet werden sollte. Akkus dürfen allerdings nicht mitgenommen werden. Sie können unter Umständen am Urlaubsort geliehen werden. Damit das Fahrrad beim Transport keinen Schaden nimmt, sollte es gut verpackt sein – am besten in einem stabilen Fahrradkoffer. Eine Alternative sind Fahrradkartons. Die Laufräder müssen in der Regel demontiert werden. Das Gleiche gilt mitunter auch für Lenker, Pedale und Sattel. Empfindliche Teile wie die Schaltung sollten etwa mit Luftpolsterfolie geschützt werden. Die Kosten für die Beförderung belaufen sich auf bis zu 100 Euro. Für das Geld kann im Urlaubsort oft mehrere Tage lang ein Rad gemietet werden.