Viele Menschen meiden den Bereich nördlich von Hannovers Hauptbahnhof. Während es auf der anderen Seite vom prächtigen Bahnhofsgebäude aus direkt in die Einkaufscity geht, haben die Flächen auf der Rückseite den Charakter eines hässlichen Hinterhofs. Zwar hat die Bespielung des Raschplatzes mit Sport und anderen Events im Sommer und Winter die Situation erst einmal verbessert. Eine Dauerlösung soll das aus Sicht der Stadt allerdings nicht sein.
Mit einer Masterplanung will sie eine umfassende Umgestaltung des Bereichs zwischen Gleisen und Hochstraße vorantreiben und das auch mit der Entwicklung des Weißekreuzplatzes und des Andreas-Hermes-Platzes verbinden.
Trotz einiger architektonischer Highlights wie der 2019 eröffneten neuen Hannover-Zentrale der Deutschen Bahn und dem Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) erziele das Areal „nicht die Wirkung, die wir uns wünschen“, erklärte Baudezernent Thomas Vielhaber (SPD) im Bauausschuss. Er sieht „erhebliche städtebauliche Defizite“. Künftig – so das Ziel – solle auch die Nordseite des Hauptbahnhofs „ein angenehmer Raum sein“.Die Notwendigkeit, die Flächen neu zu überdenken, ergibt sich auch daraus, dass die Deutsche Bahn dort bis Mitte der 2030er-Jahre zwei zusätzliche Gleise bauen will, um mehr Zugverkehr über Hannover abwickeln zu können. Die Planungen dafür haben begonnen. Die Kosten schätzte die DB auf mehr als 90 Millionen Euro.
An der Ausschreibung der Stadt für die Masterplanung für den Bereich nördlich des Hauptbahnhofs beteiligten sich 25 Büros. Den Zuschlag bekam das Berliner Büro Machleidt zusammen mit den Partnerbüros Tollerort und Sinai. Bis Ende 2024 sollen diese einen Entwurf für die Flächen vorlegen.
„Der Hauptbahnhof ist ein Ankunftsort. Wir haben hier die einmalige Chance, ein zentrales Quartier in der Stadt zu einem ansprechenden Willkommens- und Aufenthaltsort umzugestalten“, sagt Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne). Die Neugestaltung werde nicht nur ästhetische Aspekte berücksichtigen, sondern vor allem darauf abzielen, die Verkehrssituation zu verbessern und den Platz als Begegnungsort für alle Altersgruppen zu gestalten.
In der Vergangenheit war unter anderem darüber diskutiert worden, den Raschplatz mit einem Deckel zu versehen. Die Hannover Region Grundstücksgesellschaft (HRG), der die Flächen gehören, hatte diese Lösung ins Spiel gebracht. Bei einer ersten Kostenschätzung soll eine Summe von rund 12 Millionen Euro allein für den Umbau des Raschplatzes herausgekommen sein. Im Bauausschuss wollte sich Baudezernent Vielhaber jedoch nicht auf diese Variante festlegen. Das seien Fragestellungen, die mit den großen Playern besprochen werden sollen, also der DB und der HRG. Gerüchten, dass er bereits einen Abriss der Raschplatz-Hochstraße plane, widersprach der Baudezernent im Bauausschuss.
Bei der Neugestaltung der Flächen nördlich des Hauptbahnhofes sollen auch die Bürger mitreden. Für den 10. April (17 Uhr) ist eine Ideenwerkstatt im Pavillon geplant. Für den 20. Juni ist als weiterer Schritt eine Planungsrunde vorgesehen. Die Ergebnisse sollen bei der Masterplanung berücksichtigt werden.Für 2025 ist dann ein Realisierungswettbewerb vorgesehen, in dem die Masterplanung verfeinert wird. Laut Stadt soll es bei den Planungen auch um die Frage gehen, ob das Parkhaus an der Rundestraße noch gebraucht wird. Auch die Zukunft des vom Abriss bedrohten Telemoritz wird dabei eine Rolle spielen.