Hannover. Automaten mit Schokoriegeln und Getränken befüllen kann jeder. In der Region Hannover gibt es aber auch zahlreiche Automaten, die ihre Kundinnen und Kunden mit ungewöhnlichen Inhalten beglücken. Ob Pizza, Fahrradschlauch, Blumenstrauß oder Kunst – das bekommen Sie alles aus den Automaten heraus.

Wieder mal die Blumen für den Hochzeits- oder Kennenlerntag vergessen, und es hat schon alles geschlossen? Dank des Floristikgeschäfts Zaubernuß an der Marienstraße 50 kann jetzt so manche Ehe oder Beziehung in letzter Sekunde gerettet werden. Denn die Betreiber des Ladens haben seit Dezember auch einen Automaten für Blumensträuße aufgebaut. Der solle sich nun erst mal in einer Testphase bewähren, heißt es auf Instagram.

In vier Minuten spuckte die Maschine am Krankenhaus Siloah eine Fertigpizza der Marke Dr. Oetker aus. Als der vom Regionsklinikum angeschaffte Automat im Juli 2022 in Betrieb ging, war er der erste in ganz Hannover. Inzwischen gibt es einige Nachahmer in der Stadt. Das Prinzip ist aber überall ähnlich: Die Pizzen lagern gekühlt im Automaten. Wird bestellt, erhitzt ein kleiner Steinofen die belegten Teigfladen. Liebhaber von Fertigpizza dürften mit der Qualität zufrieden sein.

Lust auf Leckeres vom Grill? Aber es fehlen die passenden Bratwürste? Für solche Fälle hat in Brelingen in der Wedemark die Fleischerei Grimsehl einen Grillfleisch-Automaten aufgebaut. Schon seit 2016 gibt es hier auf Knopfdruck Steaks und Würstchen. Es ist nicht der einzige Fleischautomat in der Region: Noch umfangreicher ist das Angebot der Fleischerei Knuhr aus Klein Heidorn bei Wunstorf: In der „Schlemmerbox“ gibt es Fleisch, Suppen, Süßigkeiten und Krautsalat. Auch die Fleischerei Hoppe in Uetze-Hänigsen versorgt mit ihrem „Hoppomat“ Kundinnen und Kunden mit Wurst – und Getränken.

Landwirte und Landwirtinnen aus der Region Hannover haben die Verkaufsmaschinen ebenfalls für ihre Zwecke entdeckt. Besonders verbreitet sind die Automaten im Neustädter Land. Hier bekommt man auf vielen Höfen Eier und Kartoffeln per Knopfdruck. Landwirt Andreas Kehrbach aus Neustadt-Laderholz hat auf seinem Hof sogar einen Abholautomaten für individuell zusammengestellte Gemüsekisten aufgebaut. In Burgwedel-Thönse kann man sich auf dem Hof von Mareike und Christian Büchtmann auch Milch aus einem Automaten zapfen. Eine ähnliche Anlage betreibt die Familie Bode in Uetze. Nicht nur im Umland, auch in der Stadt selbst werden landwirtschaftliche Produkte rund um die Uhr verkauft. In Hannover-Vinnhorst etwa bietet der Hof Baumgarte Lebensmittel im Automaten vor dem Hofladen an.

Nuggets, Bitter Ballen, Pizza-Sticks – bei „Hotboxxx“ in der Niki-de-Saint-Phalle-Promenade gibt es in Hannovers Innenstadt bereits seit zweieinhalb Jahren Fast Food aus dem Automaten. In den Niederlanden sind solche automatischen Imbisse schon länger bekannt, in Hannover gab es so etwas bisher noch nicht. Die Macher planen einen zweiten Standort auf der Limmerstraße in Hannover-Linden. Was „Hotboxxx“ neben den Automaten besonders macht, sind die Menschen, die diese befüllen. Die Angestellten leben mehrheitlich mit Beeinträchtigungen – sind blind, hörgeschädigt oder gehbehindert.

Wenn die Luft raus ist: Platte Fahrradreifen nerven und vermiesen die Tour oft zum ungünstigsten Zeitpunkt. Wer den Schlauch wechseln möchte, wenn alle Fahrradhändler schon im Feierabend sind, ist oft aufgeschmissen. Deswegen haben einige Werkstätten zusammen mit Herstellern wie Continental oder auch Schwalbe die „Schlauch-o-maten“ aufgestellt. Der älteste und bekannteste dieser Automaten in Hannover dürfte am Steintor vor dem Fahrradladen Keha Sport stehen. Schon seit mehr als 20 Jahren werden Pechvögel mit einem Platten dort fündig.

Der Kunstautomat an der Augustenstraße in Hannover-Mitte gilt noch immer als Geheimtipp. Dabei hatte Restaurator Lars Kaiser bereits vor mehr als 20 Jahren die Idee dazu. Für jeweils 4 Euro kann man aus dem umgerüsteten Zigarettenautomaten eine Schachtel mit Kunst bekommen. Darin finden sich die kleinen Kunstwerke, aber auch Informationen zum dazugehörigen Künstler oder zur entsprechenden Künstlerin sowie zu dem gesamten Projekt. Auch in Burgdorf kann man Kunst aus dem Automaten ziehen.

„Buldak Ramen“ oder saure Gewürzgurken, die „Big Papa“ heißen – mit seinem Kiosk Kurt kommt ein Paar aus Uetze-Hänigsen besonders bei der Jugend gut an. Der Clou: Die Automaten, die Florian und Lisa Bindseil an drei Standorten in Hänigsen, am Bahnhof Dollbergen und in Wathlingen (Landkreis Celle) befüllen, greifen kulinarische Trends aus dem Netzwerk Tiktok auf. Und wer die nicht kennt, der erlebt einige echte Geschmacksüberraschungen.

Ein Automat der etwas anderen Art ist am Umsonstladen für Babyerstausstattung der Diakonie in Laatzen zu finden. Den früheren Kondomautomaten hat das hannoversche Unternehmen Geheimpunkt für Fans der digitalen Schatzsuche zu einem Geocache-Automaten umgebaut. Wer das Rätsel löst und den Mechanismus knackt, erhält einen Baby-Cache und kann diesen wiederum selbst verstecken. In der List hat das Straßenmagazin „Asphalt“ am Verlagsgebäude an der Hallerstraße einen Zeitungsautomaten ähnlich umgerüstet. Auch hier muss zuvor ein Rätsel gelöst werden. Und wer in den Schlitz Geld einwirft, der spendet zugleich für einen guten Zweck.

Kein echter Automat, sondern eine Attrappe an einem Haus an der Marienstraße sorgte Anfang 2022 für viel Aufsehen. Dort wird „frische Luft“ für einen Euro pro Minute versprochen. Die Guerilla-Protestaktion wollte auf die Luftverschmutzung an der viel befahrenen Straße aufmerksam machen, der Urheber oder die Urheberin der Idee ist nicht bekannt. Inzwischen ist der vermeintliche Automat einem Kopfhörer mit der Aufschrift „Stilles Örtchen“ gewichen.

Die Geschichte der Automaten in Hannover reicht weit zurück: Laut Stadtchronik wurden bereits 1887 erste Exemplare für Schokolade und Bonbons aufgestellt – unter anderem im Restaurant des damaligen Zoologischen Gartens. 1901 eröffnete dann das „Automatische Restaurant“ an der Georgspassage in Hannover. Dort konnten die Gäste warme Speisen und Getränke aus mehreren Automaten entnehmen, nachdem sie diese zuvor mit Kleingeld bestückt hatten. Ansichtskarten erinnern noch heute an das prächtige Restaurant, das ganz offensichtlich eher von gutbürgerlichem Publikum besucht wurde. Im Krieg wurde die Georgspassage 1943 zerstört, damit endete auch der Betrieb des beliebten Lokals.