Am 14. Januar 1974 wurden sie am Leineufer aufgestellt. Die Entscheidung für die Skulpturen von Niki de Saint Phalle stieß damals auch auf massive Kritik. Es gab Diskussionsrunden und gefüllte Leserbriefseiten in den Zeitungen. In einem der Leserbriefe war gar von einer „Schnapsidee einer besoffenen Ratsherren-Stammtischrunde“ die Rede. In anderen Briefen war von „obszöner Geldverschwendung“ oder auch „Umweltverschmutzung“ zu lesen.
Gegner und Befürworter der Nanas standen sich damals offenbar aber nicht so unversöhnlich gegenüber, wie das heute oft der Fall ist. Im Frühjahr 1974 haben die Freunde der Nanas ihre Widersacher zu einem öffentlichen Tauziehen eingeladen. Mike Gehrke soll dafür gesorgt haben, dass die Nana-Freunde von besonders kräftigen Personen unterstützt worden sind. Die Freunde haben gewonnen.
Der Streit um die Nanas wurde bald beigelegt. Die Figuren blieben stehen und halfen dabei, das Image von Hannover als langweiliger Betonstadt etwas aufzubrechen. Heute gelten die drei voluminösen Frauenfiguren – sie wurden nach berühmten Frauen aus Hannover Sophie, Charlotte und Caroline genannt – als das beliebteste Selfie-Motiv in Hannover. Niki de Saint Phalle wurde im Jahr 2000 Ehrenbürgerin von Hannover. Sie schenkte dem Sprengel Museum 360 Werke aus ihrer Sammlung – was dazu führte, dass das Haus heute die weltweit bedeutendste Niki-de-Saint-Phalle-Sammlung hat.
Aber was ist mit den Nanas? Zum Jubiläum der Aufstellung passiert in Hannover – nichts. Zum Weltfrauentag am 8. März und am Tag danach will die Stadt ein Fest für die Nanas geben. Was genau geplant ist, wer wo auftreten soll, ist noch unklar. Sollte man Künstlerinnen und Künstler mit einem gewissen Bekanntheitsgrad dazu einladen wollen, hätte man die längst informieren müssen.
Zum Jubiläumstermin selbst hat die Stadt nur eine eilig einberufene Pressekonferenz (die Einladung erreichte die Redaktionen am Vortag) am Leineufer veranstaltet. Dort formulierte Hannovers Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf das Ziel, an die „innovativen Jahre des ,Experiments Straßenkunst’ anzuknüpfen und neue Projekte zu initiieren.“ Welche Projekte das sind, ist noch unklar. Aber Beckedorf stellte Nora Brünger vor, die seit Anfang des Jahres als „Kuratorin für Kunst im öffentlichen Raum“ im Kulturbüro der Stadt tätig ist.
Ein wirklich großes Fest für die Künstlerin der Nanas wird erst 2025 stattfinden. Dann feiert das Sprengel Museum das Jubiläum der Schenkung vom Jahr 2000 mit einer großen Ausstellung. Unter dem Titel „Love You for Infinity“ sollen dann Werke von Niki de Saint Phalle zusammen mit Arbeiten von Yayoi Kusama und Takashi Murakami, die als Stars der japanischen Kunstszene gelten, zu sehen sein.
Kurz vor dem Jubiläum der Nanas wies Sprengel-Direktor Reinhard Spieler darauf hin, dass die Nanas, trotz ihrer Buntheit und Lebensfreude, auch eine tragische Geschichte erzählen. Niki de Saint Phalle wurde als Kind von ihrem Vater missbraucht, wie ihre Schießbilder seien auch ihre starken, lebensbejahenden Frauenfiguren Teil einer künstlerischen Überwindung einer traumatischen Erfahrung.
Das Lebensbejahende, die Freude und Buntheit der prächtigen Figuren ist aber das, was in die Stadt ausstrahlt. Das muss allerdings gepflegt werden. Mittlerweile hat sich ein grüner Belag über die runden Formen der Nanas gelegt, er soll im Frühjahr entfernt werden. In einigen Jahren wird dann womöglich auch wieder eine Grundüberholung der Figuren nötig sein. Die Nanas – eine ist 3,75 Meter, die beiden anderen sind fünf Meter hoch – bestehen aus Polyester und Fiberglas.