Die Straßenambulanz der Caritas ist ein rollendes Behandlungszimmer, das künftig Woche für Woche zehn Brennpunkte und Notunterkünfte für Obdachlose in der Stadt ansteuern wird. „Wir behandeln darin auch Menschen, die den Weg in die Arztpraxen scheuen, weil sie sich dort wegen ihres Äußeren stigmatisiert fühlen oder weil sie keine Krankenversicherung haben“, sagt Monika Nordhorn, die Leiterin der Straßenambulanz.
Das rund 100.000 Euro teure Mobil wurde unter anderem von der Aktion Mensch, der Klosterkammer und katholischen Kirchengemeinden gesponsert. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat es einen ausklappbaren Behandlungsstuhl. Außerdem verfügt es neben Medizinschränken auch über einen Defibrillator und einen Notfallrucksack.
Seit 23 Jahren gibt es die Caritas-Straßenambulanz. „Der Bedarf steigt“, sagt Caritas-Sprecherin Christiane Kemper. In früheren Jahren seien durchschnittlich jeweils etwa 2500 Behandlungen durchgeführt worden. „Im vergangenen Jahr waren es schon mehr als 5000.“ Unter anderem hätten Corona und der Krieg in der Ukraine dazu geführt, dass es mehr Obdachlosigkeit gebe als früher.
Die Straßenambulanz hilft, Betroffene medizinisch zu versorgen. „Viele wissen schon, wann wir wo sind, und warten dort auf uns“, sagt Caritas-Mitarbeiterin Tanja Prescher. Wie sie sind insgesamt 14 Ärztinnen und Ärzte und ein gutes Dutzend ehrenamtliche Helfer regelmäßig mit dem Mobil unterwegs. Sie wechseln Verbände, helfen bei Herz-Kreislauf-Beschwerden und versorgen Kranke mit Medikamenten.
Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) kündigte unterdessen einen ambitionierten „Hannover-Aktionsplan“ an. Dieser umfasse Maßnahmen, „um die Wohnungslosigkeit bis 2030 in unserer Stadt abzuschaffen“, wie Onay sagte. Dabei soll in Abstimmung mit Hilfsinitiativen, Verbänden und der Wohnungswirtschaft vor allem bedarfsgerechter Wohnraum für Betroffene geschaffen werden. Außerdem soll eine neu eingesetzte Arbeitsgruppe Maßnahmen erarbeiten, die unter anderem die Situation wohnungsloser Senioren, suchtkranker Menschen und von Wohnungslosen aus dem LGBTIQ-Umfeld gezielt in den Blick nehmen. Akut plane die Stadt Maßnahmen für die Winternothilfe 2023/2024, sagte Onay. So sollen Nachtangebote für Obdachlose fortgeführt werden. Außerdem könne er sich vorstellen, den Kontaktladen Mecki auch im Winter nachmittags zu öffnen. Zudem solle das Stundenkontingent für Sozialarbeit ausgeweitet werden. „Auf diese Weise sollen Menschen aktiv erreicht werden, die bislang noch keinen Zugang zum Hilfesystem gesucht haben“, erklärte Onay.