Wo bleibt die Raschplatz-Belebung?
2023 und 2024 veranstaltete die Stadt Hannover ein großes Programm mit Sport und Kultur auf dem Raschplatz. In diesem Sommer herrscht wieder Tristesse hinter dem Hauptbahnhof.

Leere am Raschplatz: In diesem Sommer gibt es dort aktuell kein Angebot.Foto: Irving Villegas
Hannover. Einige Personen sitzen auf den beiden großen Treppen, die auf den Raschplatz in Hannover führen. Passanten eilen über die große, leere Fläche. Größer könnte der Kon­trast zu den Vorjahren kaum sein, in denen die Stadt Hannover versuchte, das Problemareal hinter dem Hauptbahnhof mit einem Sport- und Kulturprogramm zu beleben. Das wirft die Frage auf, wie es mit dem Raschplatz in den nächsten Jahren weitergehen soll.

Zwar plant die Stadt einen großen Umbau der Flächen. Der Raschplatz soll einen Deckel bekommen und attraktiver gestaltet werden. Doch es wird wohl bis in die 2030er-Jahre dauern, bis das umgesetzt wird. Konkrete Planungen haben noch nicht begonnen.

Die CDU hatte kritisiert, dass die Verwaltung kein Konzept für eine Belebung des Areals habe. Ihr Fraktionschef Felix Semper sieht in dem 2023 und 2024 angebotenen Programm mit Sport und Kultur „ein kostspieliges Happening ohne langfristigen Effekt“.

Aus Sicht von SPD-Fraktionschef Bala Ramani hat das Programm der Vorjahre sehr wohl eine positive Wirkung gehabt. „Die Situation hat sich verbessert. Viele Menschen versammeln sich dort – nicht nur aus der Trinker- und Drogenszene“, meint er. Sicherheit und Sauberkeit hätten sich dort „deutlich verbessert“. Hunderttausende Euro könne die Stadt nicht jedes Jahr am Raschplatz ausgeben. „Aber ein kleines, feines Programm mit Sport und Kultur sollte sie in regelmäßigen Abständen anbieten“, fordert der SPD-Mann.

Die Stadt Hannover hingegen will in Zukunft wieder Aktionen auf dem Raschplatz organisieren. „Die Stadt hat nach wie vor ein hohes Interesse an der Etablierung eines wiederkehrenden Angebotes“, teilt Stadtsprecher Dennis Dix mit.

180.000 Euro hätten dafür sogar im Haushalt zur Verfügung gestanden. Dieselbe Summe steuerte die Stadt 2023 bei. 2024 waren es 200.000 Euro. Für das Winter-Open-Air 2023/2024 gab die Stadt 350.000 Euro aus. Hinzu kamen weitere Zahlungen von Sponsoren und Partnern der Events. Aufgrund des hohen finanziellen und organisatorischen Aufwands sei es notwendig, hierfür externe Partnerinnen und Partner zu gewinnen, erklärt Dix. Die Umsetzung von weiteren Maßnahmen am Raschplatz hänge davon ab, ob das gelinge. Für 2025 zeichne sich ab, dass es kein Programm geben werde.

Wie die Stadt berichtet, scheiterte der Versuch, auf der Fläche am Hauptbahnhof ein Angebot für Padel-Tennis zu etablieren. „Der Vorschlag eines kommerziellen Anbieters lässt sich in der vorgelegten Form leider nicht ohne weiteres auf dem Raschplatz mit seinen Anforderungen umsetzen“, erklärt Dix.

Aber es habe sich gezeigt, dass mit einem attraktiven Sportangebot ein effektiver Beitrag für eine breitere Nutzung und damit zu einem verbesserten Sicherheitsgefühl geleistet werden könne. Allerdings müssen laut Sprecher Dix „damit immer auch soziale Angebote und Maßnahmen für Sauberkeit einhergehen“. Die Grünen forderten, dass es durch ein Sommerprogramm nicht zur Vertreibung von Gruppen vom Raschplatz kommen dürfe.

Dix versichert, dass von Anfang an mitgedacht worden sei, dass sich diese aufgrund der Aktionen auf dem Raschplatz andere Orte suchen könnten. Personell sei die Straßensozialarbeit bei sozialen Trägern mit der Finanzierung von zwei zusätzlichen Stellen gestärkt und eine eigene städtische Sozialarbeit mit dem Schwerpunkt Sucht etabliert worden. Flankiert worden seien diese Maßnahmen durch eine verstärkte Präsenz von Sicherheitskräften sowie eine Verbesserung der Reinigung des Platzes.

Martin Polomka, Betreiber der Kultdisco Baggi am Raschplatz, versichert, dass er gerne wieder Aktionen auf dem Areal unterstütze. „Wir können stolz auf das sein, was wir in den Vorjahren erreicht haben. Wir haben zigtausenden Menschen eine gute Zeit ermöglicht“, sagt Polomka. Er würde ein dauerhaftes Sportangebot begrüßen. „Alles ist besser, als ein nackter, liebloser Betonplatz.“

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