Sicher das Radfahren lernen
Viele Kinder haben Defizite – TKH und die Region Hannover versuchen, die Lage zu verbessern

Die Region schult Hunderte Grundschulkinder im Fahrradfahren.Foto: Tobias Wölki
Hannover. Konzentriert lenken die Kinder ihre Fahrräder durch einen engen Parcours aus Holzklötzchen oder steuern diese über wellenförmig angelegte Hindernisse. Die Region und der Turn-Klubb Hannover (TKH) haben zu Fahrradaktionstagen auf dem Parkplatz neben dem Regionshaus an der Hildesheimer Straße eingeladen. Nicht alle Kinder sind sicher unterwegs.

„Viele Grundschulen haben leider nicht die personellen oder finanziellen Ressourcen, um regelmäßige Fahrradtrainings anzubieten“, erklärt Karl Schilling, stellvertretender TKH-Vorsitzender. Dabei wären diese nötig. „Bei den Schuleingangsuntersuchungen geben nach wie vor rund 20 Prozent der Eltern an, dass ihre Kinder gar nicht Rad fahren können“, berichtet Schilling.

Die Region hat deshalb eine Fahrradoffensive ins Leben gerufen. Mehr als 500 Kinder haben bisher mitgemacht. Die Aktionstage am Regionshaus sind Teil des Projektes, zu dem auch AGs an Schulen gehören. „Unser Ziel ist es, dass alle Kinder sicher im Straßenverkehr unterwegs sind – gerade in urbanen Räumen, wo viele Verkehrsteilnehmer gleichzeitig unterwegs sind“, erklärt Regionspräsident Steffen Krach (SPD).

TKH und Region arbeiten dafür mit der Radfahrschule Hannover zusammen, bei der sich auch der ehemalige Weltklasse-Triathlet Jan Raphael engagiert. „Wir vermitteln den Kindern nicht nur Technik, sondern stärken auch ihre Alltagskompetenz. Denn wer sicher Rad fährt, bewegt sich auch selbstbewusster im Straßenverkehr“, sagt er.

„Die Kinder werden von ihren Eltern viel zu viel mit dem Auto herumgefahren. Oft sogar kurze Strecken von nur wenigen Hundert Metern“, erklärt Susanne Osing von der Verkehrswacht Niedersachsen. „Wenn Kinder keine Erfahrungen als Fußgänger machen, wissen sie auch nicht, wie der Verkehr funktioniert.“ Osing hält auch die Ausbildung der motorischen Fähigkeiten für wichtig. Kinderturnen könne dabei helfen. Zudem empfiehlt sie, den Nachwuchs früh auf das Laufrad zu setzen. Das schule das Gleichgewicht.

Der Radfahrerclub ADFC unterstützt die Ausbildungsaktion. Allerdings reiche das nicht. „Wenn wir eine gute Radinfrastruktur hätten, würden viel mehr Eltern automatisch mit ihren Kindern Rad fahren. Leider hat die Politik in Hannover dieses Thema zuletzt eher stiefmütterlich behandelt“, kritisiert Dirk Hillbrecht, ADFC-Vorsitzender in Hannover.

Druckansicht